Krefeld Forstwald: Ärger über Baumfällungen

Krefeld · Besorgte Bürger fragen sich, was im Forstwald geschieht. In der Waldfläche der Stadt Krefeld, die viele Bürger als Naherholungsgebiet nutzen, finden massive Fällmaßnahmen statt.

 Hilde Trimborn und ihr Hund Filou laufen auf ihren täglichen Runden durch den Forstwald an etlichen Kahlschlägen vorbei.

Hilde Trimborn und ihr Hund Filou laufen auf ihren täglichen Runden durch den Forstwald an etlichen Kahlschlägen vorbei.

Foto: Treffer

Wenn Hilde Trimborn ihre gewohnten Runden mit Hund Filou durch den Forstwald dreht, dann kann die Forstwalderin nur verständnislos den Kopf schütteln. "Was hier geschieht, ist auf der ganzen Linie nicht nachvollziehbar", sagt Trimborn. Sie meint die Fällungen, die sich durch die Waldfläche an verschiedenen Stellen ziehen und die allesamt größere Ausmaße haben. Wo sonst mächtige Bäume standen fällt der Blick auf Kahlschläge. Baumstümpfe ragen aus dem Waldboden, ein Gewirr aus Ästen und Stämmen bedeckt den Boden, und an den Wegrändern stapeln sich Stämme, teilweise mit einem Durchmesser von über einem Meter. "Hier haben wir bald keinen Wald mehr", befürchtet Trimborn.

Mit ihrer Sorge steht sie nicht alleine da. Etliche Bürger, die den Forstwald ebenfalls für Spaziergänge nutzen oder als Jogger und Radfahrer unterwegs sind, fragen sich ebenso, was das soll. "Das ist ein Kahlschlag, den ich nicht verstehe. Was soll das?", bemerkt Gerti Schäfer. Man stehe dem Ganzen so machtlos gegenüber, fügt sie leise an. Das sieht auch Bettina Josteit so. Sie könne kein System erkennen, warum ausgerechnet diese Bäume weggeschlagen würden, sagt sie. "Das sind jetzt Freiflächen, so groß wie Fußballplätze. Ich sehe keinen Sinn darin. Mal erzählt man uns, die Roteichen hätten Pilze, dann heißt es, es müsse aufgeräumt werden, damit Luft für andere Bäume geschaffen werde. Es ist immer etwas anderes. Ich bin erschüttert, wie hier mit dem Wald umgegangen wird", schließt sich Rainer Leonhardt an.

Bei der Stadt Krefeld heißt es hingegen, es handle sich diesmal um ganz normale Fällarbeiten, die das Grünflächenamt durchführt. "Wir forsten durch. Man darf nicht vergessen, der Krefelder Wald ist ein Nutzwald. Die Wälder sind keine reinen Naherholungsgebiete, sondern wirtschaftlich genutzte Flächen und dementsprechend wird Holz geschlagen", informiert Manuel Kölker von der Pressestelle der Stadt und verweist auf den Stadtwald, wo weitere Maßnahmen dieser Art laufen. Erklären kann er sich aber nicht, warum Trimborn bei einem Anruf im Grünflächenamt belogen wurde. "Ich hatte dort angerufen, um mich nach der Maßnahme zu erkundigen. Ein Mitarbeiter teilte mir mit, dass das Grünflächenamt mit den Fällungen nichts zu tun habe. Der Forstwald sei ein reiner Nutzwald und stünde unter Obhut des Försters", berichtet Trimborn. Des Weiteren wurde ihr berichtet, es würden nur alte und kranke Bäume entfernt und für jeden geschlagenen Baum würde ein neuer gesetzt. Ihr kam das alles merkwürdig vor, da sie Fahrzeuge mit der Aufschrift des Krefelder Grünflächenamtes vor Ort gesehen hatte. Und anhand der Begutachtung der gefällten Bäume konnten sie und weitere Bürger keine Krankheiten erkennen. Trimborn wandte sich an die Rheinische Post, die nachhakte. Laut Aussage der Pressestelle würde dort, wo Bedarf besehe, wieder aufgeforstet. Teilweise liege eine natürliche Reproduktion vor, die genutzt werde. Die Arbeiten sollen sich über den gesamten Winter erstrecken. Dass noch jede Menge mehr Bäume fallen, befürchtet Trimborn auch. Im Laufe der Wochen wurden immer mehr Bäume mit einem gelben Punkt versehen. "Die so gekennzeichneten Bäume werden gefällt, wie wir seit zwei Monaten feststellen, denn so lange laufen die Arbeiten schon. Und es kommen immer wieder neue gelbe Punkte dazu", sagt die Forstwalderin. Bei den Bürgern regt sich indes Wiederstand. Erste Überlegungen, ob man eine Petition einreichen soll oder eine Bürgerinitiative für den Forstwald ins Leben ruft, sind im Gespräch. Denn eins möchten sie alle: den Wald genießen, ohne an großen Kahlschlägen vorbei wandern zu müssen, ein reines Naherholungsgebiet statt wirtschaftlich genutzter Fläche.

(RP)
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