Krefeld Flug zum Kilimandscharo: Traarer repariert OP-Geräte in Tansania

Krefeld · Als Zeitsoldat war Egon van Erp im Flugzeug als Bordtechniker bei humanitären Einsätzen in Afrika im Einsatz. Er half den Menschen während der Dürrekatastrophe in Mali, Mauretanien und Äthiopien.

 Der Anblick des Kilimandscharos in Tansania ist für den Krefelder Egon van Erp ein eindrucksvolles Signal, dass er nach einigen Stunden mit dem Auto über staubige Pisten im Missionskrankenhaus Puma ankommen wird.

Der Anblick des Kilimandscharos in Tansania ist für den Krefelder Egon van Erp ein eindrucksvolles Signal, dass er nach einigen Stunden mit dem Auto über staubige Pisten im Missionskrankenhaus Puma ankommen wird.

Foto: Thomas Lammertz

Die Kenntnisse von Egon van Erp aus Traar sind Gold wert. Das wissen auch die Chirurgen, die für den gemeinnützigen Verein für Plastische Chirurgie in Entwicklungsländern (Interplast) in Afrika im Einsatz sind. Die Ärzte mussten wiederholt feststellen, dass medizinisches Gerät in den Krankenhäusern in der Regel nicht nur alt, sondern auch defekt war. Und so rief der Interplast-Sektionsleiter Dr. Michael Schidelko in Krefeld an. In einem schönen Buschhüterhaus wohnt Egon van Erp in Traar mit seiner Frau. Der zweifache Vater hat seit 1980 in der Unfallklinik in Duisburg-Buchholz als Medizintechniker gearbeitet. Er weiß also, wie man die Apparate in einem Operationssaal repariert.

 Mit bunten Luftballons nehmen die Schwestern und Pfleger in Tansania den Kindern die Angst vor der Behandlung.

Mit bunten Luftballons nehmen die Schwestern und Pfleger in Tansania den Kindern die Angst vor der Behandlung.

Foto: Lammertz Thomas

Seine Feuertaufe hat der gebürtige Oberhausener schon hinter sich. Im Herbst des vergangenen Jahres brachte er diverse Behandlungszimmer und Apparaturen in Madagaskar, Malawi und Tansania auf Vordermann. Ersatzteile sind vor Ort meist nicht zu bekommen. Improvisation und gute Vorbereitung sind also unerlässlich. Van Erp sondierte erst einmal die Lage, machte eine Bestandsaufnahme und setzte instand, was sich instandsetzen ließ. Zwei bis drei Geräte nahm er mit nach Deutschland, um sie zu reparieren. "Die kann man nicht per Post schicken, dann verschwinden sie", berichtet der 66-Jährige. So fuhr er mit seinen Paketen nach Frankfurt zum Flughafen, um sie einem anderen Interplast-Team mitzugeben. Ein solches Team besteht meist aus Chirurg, Anästhesist und OP-Schwester in jeweils doppelter Besetzung.

 Die medizinischen Gerätschaften im Operationssaal in Puma sind alt und anfällig.

Die medizinischen Gerätschaften im Operationssaal in Puma sind alt und anfällig.

Foto: Lammertz Thomas

Die große Hitze und die mangelnde Pflege seien Hauptursachen für die Defekte der Gerätschaften - zumeist aus chinesischer Produktion. Von der OP-Lampe über Beatmungs- und Narkosegeräte, Ultraschall und Sterilisatoren bis hin zu druckluftbetriebenen Sägen und Bohrmaschinen reicht Van Erps Einsatzgebiet. Manchmal fehlt nur eine winzige kleine Schraube, um die Funktionstüchtigkeit wieder herzustellen. "Das Problem, man kann nicht eben mal in den nächsten Baumarkt gehen", berichtet er.

 Medizintechniker Egon van Erp engagiert sich bei Interplast und repariert in Afrika überlebenswichtige Apparate in OP-Sälen.

Medizintechniker Egon van Erp engagiert sich bei Interplast und repariert in Afrika überlebenswichtige Apparate in OP-Sälen.

Foto: Lammertz Thomas

Morgen startet Van Erp erneut Richtung Afrika. Von Frankfurt am Main fliegt er in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba, weiter zum Kilimandscharo und fährt dann sieben Stunden über Pistenstrecken zum Missionskrankenhaus nach Puma. Mit einem Team aus Zahnärzten kümmert er sich in dem Ort in Tansania um die Wiederherstellung eines Zahnarztstuhls. Die Ersatzteile hat sich der frühere Zeitsoldat im Internet bei Ebay besorgt.

Mit an Bord ist ein Elektromeister, der für die Installation einer Fotovoltaikanlage verantwortlich ist. Mit der neuen Energieversorgung wird der komplette OP-Trakt versorgt. Für den Notfall stehen die örtliche Stromversorgung und ein Generator bereit. Van Erp ist von den Menschen dort begeistert. "Da können wir uns eine Scheibe von abschneiden, was Zufriedenheit, aber auch Demut anbetrifft", betont er. Sogar von dem, was die Menschen nicht besäßen, gäben sie noch die Hälfte ab, beschreibt er es mit einem Paradoxon.

In Puma betreibt ein Orden aus Fürstenfeldbruck einen Riesenkomplex mit Schulzentrum und Waisenhaus. Der Krefelder Familienvater ist von dem Engagement sehr beeindruckt. "Das gibt einem zu einem großen Stück den Glauben an die katholische Kirche wieder", sagte er. "Aber wir alle können dort keine Wunder bewirken." Madagaskar zum Beispiel zähle zu den zehn ärmsten Ländern der Welt.

Egon van Erp hat in seinem Leben schon viel gesehen und erlebt. Er ist im Ruhrgebiet geboren, hat 1200 Meter unter der Erde in einer Zeche als Bergmann körperlich schwer geschuftet. Dann hat er sich bei der Bundeswehr für zwölf Jahre verpflichtet und eine Ausbildung zum Bordtechniker für Flugzeuge gemacht. Ungebunden von Frau und Kind nahm er das Angebot wahr, in Portugal bei der Einführung der Transall-Transportmaschine in die Bundeswehr mitzuwirken. In Stuttgart studierte er dann Medizintechnik und ging 1980 vorzeitig nach Duisburg an die Unfallklinik. Dort lernte er seine Frau kennen.

(sti)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort