Krefeld Flächennutzungsplan: Steinkauz in Gefahr

Krefeld · Zahlreiche Einwendungen gegen den neuen Flächennutzungsplan sind bei der Stadt eingegangen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz eröffnet die Debatte um die Entwicklung Krefelds mit einem ganzen Katalog von Kritikpunkten.

 Der BUND fürchtet um den Fortbestand des Steinkauzes.

Der BUND fürchtet um den Fortbestand des Steinkauzes.

Foto: Naturschutzzentrum Kreis kleve

Krefelds Naturschützer üben Kritik an zahlreichen Projekten, die im neuen Entwurf des Flächennutzungsplans Krefeld enthalten sind. Gefährdet ist demnach besonders der vielerorts in Krefeld lebende Steinkauz. "In Krefeld leben mehr dieser bedrohten Vögel als in anderen Städten des Landes. Deshalb wollen wir als Bund für Umwelt und Naturschutz auf die Gefährdung des Steinkauzes besonders aufmerksam machen", sagt Axel Heimendahl, Vorsitzender des BUND Krefeld.

Der neue Flächennutzungsplan regelt, wie sich Krefeld in den kommenden Jahrzehnten entwickeln soll. Er ist grober Wegweiser für die Stadtentwicklung, legt aber inhaltlich noch keine Planung fest. Die Stellungnahme des BUND wurde gestern Abend auf der Mitgliederversammlung diskutiert und liegt unserer Zeitung jetzt vor.

Neubaugebiete

Die Naturschützer kritisieren, dass das zu erwartende Absinken der Einwohnerzahl von 2008 bis 2030 um 15 000 Einwohner stärker im Flächennutzungsplan hätte berücksichtigt werden müssen. Die Verwaltung solle weniger Baugebiete auf Ackerflächen ausweisen, dafür mehr Verdichtungen der Wohnbebauung vorantreiben. Massiv abgelehnt werden die Neuausweisungen östlich der K-Bahntrasse zwischen Oberbruchstraße Grundend und Bacherstraße in Fischeln. Der Bereich sei Lebensraum des Steinkauzes mit nachgewiesenen Brutpaaren. "Die Neuausweisungen von Wohngebieten in Fischeln Südwest sind nur in dem Umfang vertretbar, so es auf das Gebiet zwischen Hanninxweg und Willicher Straße beschränkt bleibt und es sich verkehrstechnisch noch Richtung Norden bzw. über die bereits heute überlastete Kölner Straße bewältigen lässt", heißt es beim BUND. Projekte wie die Bebauung nördlich "Am Schicksbaum" in Schicksbaum, die Wohnbebauung "Im Witschen" in Dießem würden die natürlichen Ventilationsbahnen blockieren, die die Innenstadt mit Frischluft versorgen. Die Naturschützer lehnen diese Baugebiete ebenso ab wie das Baugebiet westlich der Oberbenrader Straße in Benrad. "Der Bereich ist bereits heute durch Verkehrslärm von Eisenbahn und Straße hoch belastet und daher unattraktiv", schreiben die Naturschützer. Der BUND begrüßt aber, dass das Neubaugebiet Hüls Südwest "auf ein noch erträgliches Maß zurückgeschnitten worden ist", die verkehrliche Anbindung des Gebietes sei aber problematisch. Auch die Bebauung der Kaserne Forstwald wird im Kern begrüßt. Das Baugebiet in Elfrath südlich Mühle auf dem Gelände des früheren Jesges-Hofs nördlich der Rather Straße wird abgelehnt. "Es ist ein Eingriff in Natur- und Landschaftsfläche und beeinträchtigt das Frischluftentstehungsgebiet", heißt es. Auch das Wohngebiet nördlich von Verberg und östlich von der Nieper Straße im Bereich der Gerd-Jansen-Schule wird abgelehnt, "wegen der wertvollen Wiesen- und Baumstrukturen am Luiterweg".

Straßen

Den in Krefeld geplanten Neubau von Straßen lehnt der BUND ab — der Bedarf für die Ausweisung sei "nicht ausreichend datenmäßig oder gutachterlich nachgewiesen", heißt es in der Stellungnahme. Die geschädigte Landschaftsfläche bei Neubauten sei viel größer als die bebaute Verkehrsfläche. "Ein Straßenkilometer vernichtet insoweit zwei Hektar landwirtschaftlicher Fläche", so die Naturschützer. Verkehre würden durch Straßen umgeleitet, aber nicht vermindert. Im Einzelnen werden abgelehnt: die Westtangente (B9N) ), die neuen Verkehr produziere, weil sie auch als Autobahnverbindung zwischen Norden und Süden interessant sei; die Südwestumgehung Fischeln, die den Biotopverbund und die vorhandene Steinkauzpopulation gefährde. Die Straße würde den Ortskern nicht entlasten, weil es sich in Fischeln hauptsächlich um Quell- und Zielverkehre handelt; die Nordumgehung Schicksbaum (Umlegung Horkesgath nach Norden bis zur Widderschen Straße), da sie durch ein Trinkwassergewinnungsgebiet führt und das gefahrlose Erreichen des Schul- und Sportzentrums Horkesgath erheblich beeinträchtige; die Erweiterung der Autobahnauffahrt und -abfahrt Forstwald (ab Hückelsmaystr.) in Ostrichtung.

Gewerbe

Kritisch gesehen wird zudem die Neuausweisung eines Gewerbegebiets in Elfrath südlich des Elfrather Sees. "Hier wird der nach dem Bau der B 509 verbliebene Landschaftsraum zerstört", lautet das Argument. Vor allem müsse ein an der Westseite des Gebietes verlaufender Bachlauf erhalten bleiben. Stattdessen solle die Verwaltung "vorhandene Flächen reaktivieren". An der Güterstraße westlich von der Ritterstraße in der Südstadt seien ehemalige Gewerbeflächen seit vielen Jahren ungenutzt. Das Gleiche gelte für Flächen südlich Don Bosco-Schule und östlich Kölner Straße, also zwischen Fütingsweg, Kölner und Kochstraße. Abgelehnt wird auch das geplante Gewerbegebiet Fischeln entlang der A44 südlich Kütterheide zwischen Europark Fichtenhain und B9/Kölner Straße. Schützenswert seien dort die Steinkäuze sowie die Böden mit hoher Ertragskraft.

(RP)
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