Krefeld Fischeln feiert sein Rathaus

Krefeld · Hut und Handschuh gehörten mit zur Garderobe. Das 100-jährige Bestehen des jetzt auch renovierten Rathauses feierten die Fischelner gestern mit einem großen Fest in angemessener Garderobe. Ein Polizist begrüßte den Oberbürgermeister gar mit Pickelhaube und Säbel.

Genau 100 Jahre und 71 Tage nach der feierlichen Einweihung des Fischelner Rathauses haben gestern Politiker mit einem Festakt an dieses Ereignis erinnert. In der Kleidung der damaligen Zeit warteten die Vertreter aus Politik und Fischelner Vereinen am Stadtpark auf den "Blauen Enzian", um mit der historischen Straßenbahn bis zum Rathaus zu fahren. Dort begrüßten begeisterte Fischelner die illustre Gesellschaft. Polizeioberkommissar Klaus Stoffels ließ sich dabei etwas ganz Besonderes einfallen. In der historischen Uniform eines Ortsgendarmen empfing er mit Säbel und Pickelhaube den Krefelder Oberbürgermeister Gregor Kathstede.

Im Ratssaal erinnerte Kathstede an die Vollendung des Rathauses im Jahre 1910 und die im Sommer beendete Restaurierung des Gebäudes: "Endlich zeigt die Turmuhr nicht nur zweimal am Tag die genaue Uhrzeit." Das Rathaus sei mehr als nur ein Gebäude, dort schlage das Herz Fischelns. Bezirksvorsteherin Doris Nottebohm begrüßte die Ehrengäste, darunter auch ehemalige Bezirksvorsteher sowie Vertreter der Vereine und der Politik. Ratsherr Benedikt Lichtenberg erinnerte an den Werdegang Fischelns, das nicht nur in den letzten 40 Jahren gewachsenen ist, sondern bereits Anfang des letzten Jahrhunderts. Fischeln verdankt seinen Aufstieg zum großen Teil der beginnenden Industrialisierung und dem Bau des Stahlwerkes an der "Chaussee nach Mönchengladbach", der heutigen Oberschlesienstraße. Am 27. Dezember 1899 wurde das Gelände an die "Aktiengesellschaft Vulcan" übertragen. Die Vulkanstraße wurde nach dem Werk benannt. Das Dorf Fischeln wandelte sich in dieser Zeit zum Arbeitervorort. Rund um den Limbourg-Platz entstand ein Wohngebiet für die Arbeiter des Stahlwerks, das heutige Stahldorf.

Im Jahr 1900 zählte Fischeln 7534 Einwohner, im Stahldorf wohnten um 1910 rund 600 Einwohner. Damit die vielen Arbeiter schneller an ihre Arbeitsstätten kamen, wurde 1883 auf der Kölner Straße eine Straßenbahnlinie verlegt. Damals wurden die Fahrzeuge noch mit Dampf betrieben. 1898 folgte die K-Bahn-Linie zwischen Düsseldorf und Krefeld und die Straßenbahn hielt bereits damals am Fischelner Bahnhof. Die zunehmende Industrialisierung und Erschließung Fischelns war Anlass für eine dichtere Bebauung des Raderfeldes und der Hees. Auch entlang der Eichhornstraße entwickelte sich eine noch lückenhafte Randbebauung auf der Nordseite. Die Entwicklung brachte auch einen Umbau des Ortskerns von Fischeln mit sich. Die Bauernhöfe wichen Wohnbauten. In dem Maße, wie Fischeln wuchs, entpuppte sich das Wohnzimmer des damaligen Ortsvorstehers für die zunehmenden Aufgaben, die das Amt mit sich brachte, als zu klein. Ein neues Rathaus wurde für 100000 Reichsmark in Auftrag gegeben und am 1. August 1910 vom Bürgermeister Wilhelm Stefen (1867 – 1931) eingeweiht.

(RP)
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