Krefeld Film zu Mies' Geburtstag

Krefeld · Ohne die Krefelder Seidenbarone wäre Ludwig Mies van der Rohe nicht so bedeutend geworden. Diese These hat der Filmemacher Mic Thieman. Morgen, zum 125. Geburtstag von Mies, ist der Film im Internet zu sehen.

Der junge Architekt hat einen Traum: offene Räume, hochwertige Materialien und ästhetische Klarheit. Das lässt sich nur umsetzen, wenn es gewogene Geldgeber gibt. Der junge Architekt hat Glück: In Krefeld findet er gut betuchte Sympathisanten seiner hochmodernen Ideen. Es sind die Anfänge einer Weltkarriere. Der Architekt ist Ludwig Mies van der Rohe. Der geneigte Geldgeber ist Hermann Lange, einer der Seidenbarone, die in Krefeld nach dem Ersten Weltkrieg zur wohlhabenden und kulturinteressierten Oberschicht gehören. Er holt den Mann mit den spektakulrär neuen Ideen übers Wohnen in die Seidenstadt, um sich eine Stadtvilla bauen zu lassen.

Mies und die Seidenbarone

"Den Seidenbaronen verdanken wir die wegbereitende Architektur von Mies in Krefeld. Aber Mies hat sich auch durch ihre Unterstützung entwickeln können. Ohne Krefeld wäre er nicht geworden, was er war", sagt Mic Thiemann. Der Krefelder Filmemacher beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Architekten der Bauhaus-Bewegung. Zu dessen 125. Geburtstag morgen hat er ein besonderes Ge schenk vorbereitet: einen 26-minütigen Film über die Häuser Lange und Esters, den Interessierte kostenlos auf dem Architekturkanal BuiltBy.TV ansehen können.

Der digitale Architekturkanal, den Thiemann gerade auf der Architekturmesse in Frankfurt vorgestellt hat, will Menschen ansprechen, die Architektur lieben. "Etwa 80 Prozent sind Interessierte, nur 20 Prozent Fachpublikum", sagt er. "Wir sind das erste international aufgestellte professionelle Online-Film-Portal für Architekturvermittlung und -dokumentation." Und Mies als Thema lag quasi vor der Haustür. Es gibt eine enge Kooperation mit dem neu gegründeten Verein Mies in Krefeld (MiK). Gemeinsam verfolgen sie drei Ziele: Erstens: Mies' Schaffen in Krefeld bekannter zu machen. Denn er hat nicht nur die Häuser Esters und Lange an der Wilhelmshofallee, die Villa Heusgen am Talring und das Verseidag-Gebäude an der Girmesgath geplant, sondern auch nicht realisierte Entwürfe für einen Golfclub in Traar, ein Verseidag-Verwaltungsgebäude und die Ulrich-Lange-Stiftung gefertigt. "Dieses Erbe wollen wir retten", sagt Thiemann. Zweites Ziel istes, zu zeigen, wie Mies seine Ideen verwirklicht hat, weil er in Krefeld eine gute Ausgangsposition hatte: "Er ist hier in Kontakt gekommen mit den Damen der Gesellschaft, die ihre Mode in Barcelona kauften", erzählt der Filmproduzent. So entstand die Verbindung, die Mies den Auftrag für den Deutschen Pavillon bei der Weltausstellung 1929 in Barcelona einbrachte. "In Krefeld hat Mies seinen Nährboden gehabt", betont Thiemann. das dritte Anliegen ist. "Wir wollen beweisen, das Krefeld ein wichtiger Abschnitt in Mies avn der Rohes Leben war."

Das macht der Film deutlich, der Sonntag (von 0 bis 24 Uhr) zu sehen sein wird. Zwei Jahre hat Thiemann die Villen Estsres und Lange mit der Kamera so festgehalten, wie man sie sonst nicht sieht. Mithilfe des Autors Helge Drafz erzählen sie die Geschichte der Häuser vom Plan bis zum jetzigen Stand der mies-Forschung. Christiane Lange, Museumsdirektor Martin Hentschel und der Architekt Klaus Reymann, der die Sanierung der Häuser vor einigen Jahren betreut hat, geben kundig, aber kurzweilig Einblick in die Geschichte.

(RP)
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