Krefeld Fichte-Eltern: "Wir wollen mit dem Arndt verschmelzen"

Krefeld · Gestern Abend trafen sich Eltern, Lehrer und Ehemalige des Gymnasiums. Sie fühlen sich von der angekündigten Schließung überrumpelt und wollen nun für ein Weiterbestehen der Schule werben.

 Schüler, Eltern und Lehrer trafen sich gestern Abend, um über die Zukunft des Fichte-Gymnasiums zu diskutieren. Sie zeigten sich entsetzt über das Vorgehen der Bezirksregierung.

Schüler, Eltern und Lehrer trafen sich gestern Abend, um über die Zukunft des Fichte-Gymnasiums zu diskutieren. Sie zeigten sich entsetzt über das Vorgehen der Bezirksregierung.

Foto: bk

Die Stimmung könnte schlechter nicht sein. Fassungslos und tieftraurig sind Lehrer, Schüler und Eltern über das Ende der Fichte-Ära. Das unter rückläufigen Anmeldezahlen leidende Traditions-Gymnasium soll wie berichtet zum Schuljahr 2018/19 zum letzten Mal Fünftklässler aufnehmen. So hat es die Bezirksregierung Düsseldorf gemäß Schulgesetz bestimmt. Gestern Abend nun trafen sich Eltern, Schüler, Ehemalige und Lehrer, um über die aktuelle Situation zu sprechen und Aktionen zu planen, mit denen die Schule gerettet werden könnte.

"Uns hat die Nachricht von der Schließung kalt erwischt. Aus unserer Sicht hat sich das so auch nicht vorher angekündigt. Ganz im Gegenteil. Es geht voran am Fichte. Die Schule hat gerade erst neue Computerarbeitsplätze bekommen, es gibt seit kurzem einen Freilichtklassenraum und das Profil der Schule wurde neu entwickelt", berichtet Laurenz Bick vom Elternrat des Fichte-Gymnasiums. Er hält eine der frisch gedruckten Broschüren in der Hand, die für das Fichte werben sollten. Der Slogan: "Für Deine Zukunft".

Nur: Die Zukunft ist plötzlich eine andere. Schließung statt Aufbruch, Fichte als Auslaufmodell statt als Aushängeschild eines sich gerade neu definierenden Viertels. Die Eltern sind ratlos. Gerade ihre bunt gemischte Schule, an der Migration gelebt wird, fanden sie immer so wichtig in diesem Teil der Innenstadt. Mit einem Unternehmensberater hatte das Schul-Team in den vergangenen Monaten an einem aussagekräftigen Profil gearbeitet. Ein paar Monate zu spät, wie die Betroffenen gestern bestürzt feststellten. Denn bei den Eltern scheint das neue Fichte-Image noch nicht angekommen zu sein. Eine Schülerin sagt: "Wir werden einfach als Gymnasium zweiter Klasse abgestempelt, an dem man sein Abi mit Links bekommt. Das stimmt doch überhaupt nicht!"

Die Eltern-Vertreter wollen die Entscheidung nicht kampflos hinnehmen. Sie sind weiterhin von der Aufbruchstimmung an der Schule überzeugt. Allerdings wissen sie auch, dass zwei Innenstadt-Gymnasien auf Dauer keine Chance haben, zumal die Schülerzahlen an beiden Schulen in der Vergangenheit nicht hoch waren. Nun setzen die Eltern auf eine noch stärkere Kooperation mit dem benachbarten Arndt-Gymnasium. Eine mögliche Lösung wäre aus ihrer Sicht eine Verschmelzung beider Schulen. Die Zusammenarbeit ist schon jetzt gut und auch die Schüler harmonieren. Eine solche Fusion könnte aus Sicht der Fichte-Eltern für beide Schulen von Vorteil sein, da sie auch die Zukunft des Arndt-Gymnasiums auf Dauer sichern würde. Inwieweit eine solche Verschmelzung jetzt überhaupt noch möglich ist, wird sich in der nächsten Zeit zeigen.

Scharf kritisiert wird in diesem Zusammenhang die Vorgehensweise der Bezirksregierung, die das Schul-Team vor vollendete Tatsachen stellte. Gern hätten sich die Betroffenen im Vorfeld über Möglichkeiten informiert, die Schließung abzuwenden. "Wir waren fest davon ausgegangen, dass der Schule nach den zurückliegenden schwierigen Zeiten ein entsprechendes Zeitfenster eingeräumt wird, um mit neuem Profil und ambitionierten Aktionen bei Viertklässler-Eltern zu punkten", sagt Laurenz Bick.

Dem ist jedoch nicht so. Kommenden Dienstag wird die Schulleitung von den Vertretern des Schulausschusses angehört. Für Mittwoch ist dann eine Schulkonferenz einberufen worden. Schüler und Eltern wollen beide Male vor Ort sein und ihren Protest durch einheitlich schwarze Kleidung ausdrücken.

Die Bezirksregierung Düsseldorf äußerte sich gestern unmissverständlich. Eine Unterschreitung der Klassenmindestgröße (50 Kinder in zwei Klassen/ das Fichte hat 40 Anmeldungen) wird nur unter dem Aspekt geduldet, dass die Schule im nachfolgenden Schuljahr sukzessive aufgelöst wird. Das Schreiben soll den Schulausschussmitgliedern vorgelegt werden, "um dem Ausschuss zu verdeutlichen, dass es zu dem Beschlussentwurf keine Alternative" gebe. Fazit der Mitteilung: Ein erneutes Anmeldeverfahren wird nicht mehr zugelassen.

(RP)
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