Krefeld Fensterscheiben werden zur Kunstfläche

Krefeld · Tina Tonagel hat das Glas in der Pförtnerloge "blind" gemacht. Das irritiert. Licht lässt ihre Projektionen leuchten.

 Wie Sie sehen, sehen Sie erstmal nichts: Tina Tonagel hat die Scheiben in der Pförtnerloge mit Buttermilch eingepinselt. Nur wer sich auf den zweiten und dritten Blick einlässt, versteht, wie sie das Spiel mit Licht und Overheadprojektor inszeniert hat: Es scheint, als würden sich die Rahmen bewegen.

Wie Sie sehen, sehen Sie erstmal nichts: Tina Tonagel hat die Scheiben in der Pförtnerloge mit Buttermilch eingepinselt. Nur wer sich auf den zweiten und dritten Blick einlässt, versteht, wie sie das Spiel mit Licht und Overheadprojektor inszeniert hat: Es scheint, als würden sich die Rahmen bewegen.

Foto: Thomas Lammertz

Ihre Installation soll irritieren: Tina Tonagels Arbeiten in der Fabrik Heeder lassen die Fenster der Pförtnerloge so subtil erstrahlen, dass der Betrachter erst bei genauerem Hinsehen merkt, dass "etwas nicht stimmt". Von der Rückseite der Loge aus kann man einen Blick hinter die Kulissen werfen, wo gezeigt wird, wie analoge Bilder und Projektionen überhaupt entstehen.

Tagsüber sieht man nicht viel. Die sonst klaren Fensterscheiben der Pförtnerloge sind jetzt milchig und lassen keine Blicke mehr ins Innere zu. Die Kölner Medienkünstlerin Tina Tonagel hat die Scheiben mit Buttermilch eingepinselt, der Grund dafür offenbart sich nach Sonnenuntergang: Die Fenster werden von innen erleuchtet. Was auf den ersten Blick simpel aussieht, löst auf den zweiten Blick Irritationen aus. Wer genau hinschaut, merkt, dass sich die Fensterrahmen bewegen.

"Die Pförtnerloge ist eine Art Schaukasten; man kann von der Straße, aber auch vom Innenhof aus reinschauen. Beide Ansichten bieten verschiedene Eindrücke", sagt Brigitta Heidtmann vom Berufsverband Bildender Künstler (BBK), der den Ausstellungsort regelmäßig bespielt. Die Ausstellung "Schein und Sein" von Tina Tonagel wird morgen,19 Uhr, eröffnet.

Für die Pförtnerloge entwickelte Tonagel ein Ausstellungs-Konzept, das die Betrachter einerseits zu Zuschauern eines irritierenden Schatten-Theaters werden lässt, andererseits parallel ermöglicht, hinter die Kulissen zu schauen. So kann man von vorne das Licht sehen, von hinten, wie es entsteht. Leicht gekippte Schablonen der Fensterkreuze hängen über Overheadprojektoren; das auf die Fenster projizierte Bild wirkt dadurch verzerrt und fängt durch minimale Bewegungen der Schablonen an zu zittern. Durch diese Verzerrung und Bewegung soll man das Gefühl haben, dass mit den Fenstern etwas nicht stimme, ohne zu erkennen, was es ist. Für die präzisen Projektionen hat Tonagel die Fenster abgemessen, die Kippungen rekonstruiert und sogar die Projektoren umgebaut, um sie ansteuern und dimmen zu können.

Die Künstlerin hat in Köln an der Kunsthochschule für Medien studiert, merkte jedoch früh, dass ihr dort alles zu computergesteuert war. Also widmete sie sich der Arbeit mit Overheadprojektoren, auf denen die Schritte von der Schablone bis zum projizierten Bild nachvollzogen werden können. Heute arbeitet sie vor allem in den Bereichen Kinetik, Installation und Klangkunst.

Außerdem konstruiert Tina Tonagel eigene Musikinstrumente und tritt mit audiovisuellen Performances auf. Die Performance "Himalaya Variationen" präsentiert die Künstlerin zum Abschluss ihrer Ausstellung bei der Finissage am 3. März, 19.30 Uhr, in der Pförtnerloge. Dann wird sie selbstkonstruierte Instrumente auf die Leuchtflächen der Projektoren legen und diese bespielen.

Ausstellung "Schein und Sein",Atelier Pförtnerloge, Fabrik Heeder, Virchowstraße 130, vom 21. Januar bis zum 3. März. Von außen einsehbar. Die Lichtinstallationen sind ab Einbruch der Dunkelheit bis circa 23 Uhr eingeschaltet.

(RP)
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