Krefeld FDP: Stadt soll Stiftungsgelder in Aktien anlegen

Krefeld · Die Niedrigzinsphase bringt die Stadt Krefeld als Treuhänder eines von Krefelder Bürgern gestifteten Vermögens in Höhe von rund zehn Millionen Euro in Schwierigkeiten - es gibt kaum eine Rendite für soziale und andere Zwecke.

 Die Berenberg Privatbank verwaltet das Vermögen aus unselbstständigen Stiftungen und Nachlässen an die Stadt Krefeld. Das Foto zeigt die Niederlassung Düsseldorf der ältesten Privatbank Deutschlands von 1590.

Die Berenberg Privatbank verwaltet das Vermögen aus unselbstständigen Stiftungen und Nachlässen an die Stadt Krefeld. Das Foto zeigt die Niederlassung Düsseldorf der ältesten Privatbank Deutschlands von 1590.

Foto: Lübke

Die Stadt hat ein Problem: Das von ihr treuhänderisch verwaltete Vermögen von Stiftungsgeldern und Nachlässen Krefelder Bürger wirft wegen der derzeit niedrigen Zinsen kaum noch eine Rendite ab. Den Nachteil haben die Einrichtungen, die von den Stiftern in ihren Testamenten als Nutznießer bestimmt sind. Bekannt sind zum Beispiel die Von-der-Leyen-Stiftung, die das Gut Schirmau für die Erholung von Senioren einbrachte, oder die Gehlen-Schenkung, die dem Zoo zugute kommen muss.

Damit das bürgerschaftliche Engagement und die Liebe der Erblasser zu ihrer Stadt Krefeld und deren Menschen nicht verpufft, fordert die FDP eine Umkehr im Stiftungsmanagement. Statt das Barvermögen ausschließlich in Festgeld und Rentenpapiere anzulegen, sollten auch Aktien und alternative Investments hinzugezogen werden. Die Freien Demokraten plädieren für etwas mehr Risiko als in der Vergangenheit, ohne leichtfertig sein zu wollen. Ihrem Vorschlag folgt gleich eine Einschränkung. Maximal sollten 20 bis 30 Prozent der Stiftungsgelder dafür eingesetzt werden können. Derzeit beträgt das Stiftungsvermögen nach Angaben der Stadt knapp zehn Millionen Euro.

In der Ratssitzung am Donnerstag, 18. Juni, wollen die Liberalen die Thematik mit ihrem Antrag auf die Tagesordnung bringen. Die Stadtratsfraktion um ihren Vorsitzenden Joachim C. Heitmann hält die bisherige Praxis der Stadt nicht länger für vertretbar: "Das Deutsche Stiftungszentrum, eine Tochtergesellschaft des Stiftungsverbandes für die Deutsche Wissenschaft, empfiehlt beispielsweise Stiftungen, die eine geringere Aktienquote bevorzugen, das defensive Modell mit einer Aktienquote von maximal 20 Prozent. Die Privatbank, von der sich die Stadt bei der Anlage der ihr anvertrauten Stiftungsgelder beraten lässt, empfiehlt eine Beimischung von Aktien und Alternativen Investments von insgesamt maximal 30 Prozent, wobei das Maximum grundsätzlich nicht ausgeschöpft wird, sondern vielmehr einen Spielraum für kurzfristige Handlungen darstellt." "Wir sind der Auffassung, dass diesen Empfehlungen zu folgen ist", erklärt Heitmann: "Selbst wenn es sich rechtlich um unselbstständige kommunale Stiftungen und Nachlässe handelt, geht es doch um Vermögen von Bürgern, die ihrer Stadt ihr Geld zur treuhänderischen Verwaltung anvertraut haben. Jeder Treuhänder ist zumindest verpflichtet, das ihm anvertraute Vermögen zu erhalten. Dies ist bei der jetzigen Marktsituation bei der ausschließlichen Anlage in Rentenpapieren sowie als Festgeld nicht möglich. Zum Erhalt des Vermögens ist eine Beimischung von Aktien und Alternativen Investments unerlässlich."

Details veröffentlicht die Stadt Krefeld in ihrem Stiftungsbericht. Zum Management zählt unter anderem die Wiedervermietung von Immobilien und die Auflösung kleiner Nachlässe, die mehr Verwaltungsaufwand erzeugen als Rendite bringen. Trotz niedriger Zinsen hat die Stadt ihre Geldanlage bei der Berenberg Bank unlängst um mehr als eine Million Euro erhöht.

(RP)
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