Krefeld "Fairkehr"-Spot appelliert an Eltern

Krefeld · Weil Papa und Mama ihre Sprösslinge morgens immer öfter bis zum Eingang der Schulen vorfahren und damit die Straßen verstopfen, will die Krefelder Initiative gegensteuern. Ein Video wirbt nun für spezielle Haltestellen.

Eine Szene aus dem neuen Video der Initiative "Krefelder Fairkehr". So sollte es morgens vor den Schulen eigentlich nicht aussehen: Überfüllte Straßen sorgen für lange Wartezeiten und machen ein Durchkommen schwierig.

Eine Szene aus dem neuen Video der Initiative "Krefelder Fairkehr". So sollte es morgens vor den Schulen eigentlich nicht aussehen: Überfüllte Straßen sorgen für lange Wartezeiten und machen ein Durchkommen schwierig.

Foto: Stadt

Morgens halb acht in Krefeld: Bruno wird von seiner Mutter mit dem Auto zur Schule gebracht. Auf der Straße geht es nur langsam voran, Dutzende Motoren brummen, viele Wagen hupen, die Leute sind genervt. Stressfrei durchkommen? Eine echte Herausforderung. Brunos Mutter hält an und lässt den Jungen am Bürgersteig raus, wo die Kumpels aus der Klasse bereits warten. "Voll praktisch, diese Elternhaltestelle", sagt Bruno. Auf der Straße vor der Schule drängeln nur noch die Eltern, eine Frau schreit durch ihr Fenster. Kinder lassen sie hier nicht mehr raus - denn die gehen jetzt zusammen zu Fuß.

Die Szene stammt aus dem neuen Video der Initiative "Krefelder Fairkehr", das gestern von Stadt, Polizei und Verkehrswacht im Rathaus vorgestellt wurde. Das Geschehen im Spot soll nun Vorbild für den Schulweg der Krefelder Kinder werden. Mittlerweile hat die Stadt Krefeld in Zusammenarbeit mit den Schulen drei Elternhaltestellen eingerichtet; an der Arndtstraße in Uerdingen, an der Südschule und an der Gastendonkstraße. Die Idee: In gut 400 Metern Entfernung zu den Schulen werden ausgewiesene Flächen am Bürgersteig eingerichtet, wo Eltern ihre Sprösslinge aussteigen lassen können. Die Straßen vor den Schulen sollen so sicherer und Staus vermieden werden.

"Gefühlt stehen jeden Morgen 20 SUVs vor den Schulen, weil viele Eltern die Schüler bis zum Eingang fahren", sagt Michael Hülsmann, Geschäftsführer der Initiative Fairkehr, die bereits in den vergangenen Jahren mit mahnenden Videos auf das Thema Sicherheit im Straßenverkehr aufmerksam gemacht hat. "Das führt zu Chaos und ist auch nicht gesund für die Kinder, wenn sie dann durch die Abgase der Autos laufenmüssen." Rainer Behrens von der Verkehrswacht ergänzt: "Sie sollen so den Fußweg zur Schule teilweise selbst lernen." Die Stadt übernimmt die Kosten für die Haltestellen und stellt in Absprache mit den Schulen die Schilder auf. Das knapp einminütige Video, das ab heute auf allen digitalen Kanälen der Stadt ausgespielt wird, appelliert an die Eltern - auch wenn es sich um einen Spot im Zeichentrick-Stil handelt. "Im vergangenen Jahr haben wir das Projekt ausgeschrieben und uns dann für die radioviktoria.media entschieden", sagt Hülsmann. Die "etwas andere Idee" der Krefelder Agentur habe schließlich den Ausschlag gegeben.

 Vertreter von Stadt, Polizei und Verkehrswacht haben gestern das neue Video vorgestellt.

Vertreter von Stadt, Polizei und Verkehrswacht haben gestern das neue Video vorgestellt.

Foto: Lammertz.

Stephan Kraus, Gründer und Chef von radioviktoria.media, ist bereits vor einigen Jahren auf das Problem überfüllter Straßen vor den Schulen aufmerksam geworden. "Ich wohne in der Nähe der Gesamtschule Kaiserplatz. Jeden Morgen fahren dort unzählige Eltern ihre Kinder vor und blockieren die Straße", sagt der Kameramann und Regisseur, der mit dem Projekt gleichzeitig sein Debüt im Bereich Animationsfilm gibt. Unterstützt wurde er dabei von dem Krefelder Illustrator Peter Schmitz, der die Hintergründe mit Aquarellfarben gemalt und die Figuren am Computer digital eingefügt hat. "Damit ist der ganze Spot 100 Prozent made in Krefeld", sagt Kraus. "Am liebsten wäre es uns natürlich, wenn die Kinder irgendwann selbst an ihre Eltern rantreten und sagen: Ich will den Weg mit meinen Freunden gehen."

Die Kosten des Spots, die auf knapp 16.000 Euro beziffert werden, übernimmt zu einem großen Teil das Land NRW. Anders als bisher wird der Spot diesmal nicht auf der Leinwand des Krefelder Cinemaxx zu sehen sein. "Eine Einigung gab es diesmal leider nicht, selbst als wir immer wieder mit unserem Angebot entgegen kamen", sagt Hülsmann. "Das bedauern wir sehr."

(atrie)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort