Krefeld Fabel macht der CDU Sorgen

Krefeld · Die Anklage gegen den CDU-Fraktionschef trifft die Partei in einer besonders empfindlichen Zeit: dem Wahlkampf. Parteimitglieder haben Sorgen um den Wahlausgang. Parteichef Schittges mahnt, Ruhe zu bewahren.

Angriffe, die unerwartet kommen, treffen oft besonders hart. So ging es am Wochenende vielen Mitgliedern der CDU-Fraktion. Dass ihr Chef Wilfrid Fabel doch noch vor Gericht müsse, hatten die meisten nicht erwartet. Und so bestimmen Überraschung, Erschrecken und Bedrückung die Stimmung bei vielen CDU-Mitgliedern.

Die Frage, die sich alle stellen: "Was wird jetzt geschehen?" Denn durch die bevorstehende Kommunalwahl erreicht die Anklage besondere Schärfe. Kann die Partei das durchstehen, mit einem Angeklagten an der Spitze?

Da fällt vielen Fraktionsmitgliedern ein, was Fabel in früheren Monaten sagte: Wenn er angeklagt würde, dann würde er auch zurücktreten. Wird Fabel diese Ankündigung nun wahr machen?

Vergangenen Samstag sendete Fabel das entgegengesetzte Signal. Zum Erstaunen vieler kam er zur Steckenpferd-Sitzung der Prinzengarde. Die Botschaft hinter diesem Auftritt: "Ich gebe nicht auf. Ich werde für meine Unschuld kämpfen." Allein: Fabels Frau Ursula war nicht dabei. Auch das ein Zeichen: Fabel weiß, dass der jetzt bevorstehende Kampf schwer wird. Seine Frau will er da raushalten.

Als vor vier Jahren die Ermittlungen in der LEG-Affäre begannen, war Fabel von der Sache sichtlich mitgenommen. Lange Zeit hielt er sich im Stadtrat sehr zurück, wirkte schweigsam und verbissen. Das hat sich im vergangenen Jahr deutlich geändert. Der Fraktionschef ist sichtlich aufgeblüht. Bei vielen Terminen erschien er gut gelaunt. Kampfeslustig wollte er den Kulturfreaks den seiner Meinung nach verschwenderischen Umgang mit dem Geld austreiben. Durch äußerst geschickte Schachzüge in der Kraftwerksdebatte bestimmte er die Entscheidung und zeigte sich gerade da in seiner Stärke: als genialer, berechnender Machttaktiker. Ist dieser 67-Jährige mit so viel Lust an der Macht bereit, von heute auf morgen in den Rentnersessel zu wechseln? Wohl kaum.

Schwierig könnte es für Fabel in seiner Rolle als Vorsitzender des Sparkassen-Zweckverbandes sein. Hier wird zur Zeit geprüft, ob er diese Position als Angeklagter behalten darf, ob er das Amt womöglich ruhen lassen oder vielleicht ganz abgeben muss.

Wilfrid Fabel ist als Fraktionschef genial. Er hat seine Mannschaft im Griff, überblickt Entscheidungen, ist rhetorisch im Rat einer der Besten und hat für die Stadt viel erreicht. Dennoch ist er nicht der große Sympathieträger. Er ist verbissen, kann schroff sein, boxt Anliegen, die ihm wichtig sind, durch — so sehr, dass ihm von Gegnern auch vorgeworfen wird, er verfolge eigene Interessen. Die Kritik an seiner Person macht CDU-Mitgliedern Sorge. Denn wenn Fabel vor Gericht steht, wird die Kritik wachsen. Und bei der CDU könnten die Prozente bei den Wahlergebnissen sinken. Weiteres Ungemach könnte drohen: Die Staatsanwaltschaft Wuppertal prüft weitere Vorwürfe gegen Fabel, die ihr vom Landeskriminalamt zugetragen wurden. Noch will die Justiz nichts dazu sagen, weil die Vorwürfe zu vage seien. CDU-Mitglieder fragen sich: Was, wenn hier eine Bombe tickt, die wenige Tage vor der Wahl platzt?

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort