Experte der Stadtwerke Krefeld erklärt Wie Smart City den Bürgern Vorteile bringt

Krefeld · Julian Deymann und Cem Koyun von der SWK-Innovationsfabrik über Digitalisierung, Sensorik und praktische Anwendungsfälle sind die Experten in Krefeld für die Transformation zur Smart City.

 Julian Deymann kennt sich mit den Feinheiten der Digitaliierung aus.

Julian Deymann kennt sich mit den Feinheiten der Digitaliierung aus.

Foto: SWK

Digitalisierung hat oft mit komplizierten und wenig eingängigen technischen Begriffen zu tun. Das ist auch in Krefeld nicht anders: LoRaWAN-Funktechnologie lautet in der Seidenstadt ein Kernbegriff. LoRaWAN sei eine Abkürzung für Long Range Wide Area Network und bilde das Rückgrat für die Digitalisierungsprozesse, die Stadt und Stadtwerke in der Stadt anstoßen und ausbauen wollen. Es sei eine speziell für das Internet of Things entwickelte Funktechnologie, bei der Sensoren alle möglichen Daten und Zustände erfassen und über eine weite Strecke an ein zentrales Dashboard übertragen können, erklärten Julian Deymann und Cem Koyun von der SWK-Innovationsfabrik über Digitalisierung, Sensorik und praktische Anwendungsfälle.

Der Begriff Internet of Things oder Internet der Dinge werde allgemein für die Internet-Vernetzung von Alltagsgegenständen oder von Maschinen im industriellen Umfeld verwendet. Die Geräte bekämen eine eindeutige „Adresse“ im Netzwerk zugewiesen und würden mit elektronischer Intelligenz ausgestattet. Dadurch seien sie in der Lage, über das Internet zu kommunizieren und Aufgaben voll automatisiert auszuführen. Außerdem sei man in der Lage, sie von einem beliebigen Ort aus zu bedienen und zu steuern, informierten die beiden Experten.

 Aktuelles Beispiel sei die Messung des Grundwasserspiegels. Über die Stadt verteilt befänden sich rund 450 Messstellen. Das seien kleine Rohre, die in unterirdische Brunnen hineinragen. Bisher würden SWK-Mitarbeiter den Pegelstand des Grundwassers jeden Monat mithilfe eines Lots per Hand messen. „Wir haben einige dieser Messstellen probeweise mit der LoRaWAN-Sensorik ausgestattet und damit die Daten automatisiert ausgelesen. Das hat fehlerfrei funktioniert, und so rüsten wir jetzt nach und nach alle Grundwasser-Messstellen mit LoRaWAN aus. Das ist eine große Zeitersparnis, und die Mitarbeiter können diese gewonnene Zeitz nun zur Analyse der gewonnenen Daten oder für andere Aufgaben verwenden“, erklärte Deymann.

Doch auch die Bürger sollen partizipieren: „Wir haben aktuell in vier Altpapiercontainern der GSAK in Hüls LoRaWAN-Sensoren verbaut, bald sollen es alle neun sein. Diese messen den Füllstand der Container. Dadurch können die Kollegen der GSAK ihre Abfuhr-Routen besser disponieren. Und wir möchten die Füllstände auf einer Website veröffentlichen. So kann ich als Bürger Zuhause nachsehen, ob der Container bei mir in der Nähe gerade leer genug ist, oder wo sich der nächste geeignete Container befindet, um meinen Müll loszuwerden“, sagte Koyun.

Ein weiteres Beispiel sei der Einsatz von LoRaWAN als Parkplatzsensorik in der Innenstadt. Hierzu sei die Stadt kürzlich an die SWK-Spezialisten herangetreten. Die Sensoren könnten die freien und belegten Parkplätze erfassen und nahezu in Echtzeit übertragen. Zum Beispiel an ein dynamische Verkehrsleitsystem, das dem Autofahrer über große Monitore dann anzeige, wie er fahren solle, um möglichst schnell einen Parkplatz zu finden. Dadurch würde der Parksuchverkehr in der Innenstadt deutlich reduziert, schilderte Deymann die Vorteile.

Erste Erfahrungen liegen auch aus dem Bereich der Industrie vor: Ein Industriekunde habe durch die LoRaWAN-Technologie eine Leckage an einer Wasserleitung aufspüren können. Man könne die Wasserzähler mit Sensoren ausstatten, und wenn ein bestimmter Wert überschritten werde, gebe es eine Warnmeldung. So habe ziemlich schnell festgestellt werden können, dass zu viel Wasser verbraucht worden sei, berichtete Koyun. „Es lag also nahe, dass irgendwo eine Leckage an der Leitung sein muss. Und so war es dann auch. Ohne die LoRaWAN-Technologie hätte es noch Monate gedauert, bis das aufgefallen wäre. Bis dahin wäre ein fünfstelliger Betrag angefallen für das aus der Leckage versickerte Wasser.„

Es müsse aber gar nicht immer der finanzielle Aspekt sein, der für LoRaWAN den Ausschlag gebe, betonte Deymann:. „Wir wurden jüngst von einem mobilen Pflegedienst angesprochen. Die überlegen, ob sie bei ihren Kunden den Wasserzähler mit unseren Sensoren versehen sollen. Man könnte dann nicht beim Über-, sondern beim Unterschreiten einer bestimmten Kubikmeter-Zahl eine Warnmeldung absetzen. Den Wert könnte man beispielsweise so ansetzen, dass es auffällt, wenn die ältere Person den ganzen Vormittag über kein Wasser verbraucht hat, was ungewöhnlich ist. Dann könnte der mobile Pflegedienst rausfahren und nachsehen, ob alles in Ordnung ist.“

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