Kirchenkreis Krefeld-Viersen Kirche setzt Zeichen für die Jugend

Krefeld · Mit der 22-jährigen Noemi Rothe hat die Kreissynode der evangelischen Kirche bewusst eine junge Frau in die Kirchenleitung gewählt. Zugleich wurden Weichen für die Kitas und den Kampf gegen Missbrauch gestellt.

 „Ich will an Stellen sein, wo ich etwas verändern kann“: Noemi Rothe (22), Lehramtsstudentin aus St. Hubert und frisch in den Vorstand der Synode des evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen gewählt.

„Ich will an Stellen sein, wo ich etwas verändern kann“: Noemi Rothe (22), Lehramtsstudentin aus St. Hubert und frisch in den Vorstand der Synode des evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen gewählt.

Foto: Bettina Furchheim

Bei der Frühjahrstagung der Synode des Evangelischen Kirchenkreises Krefeld-Viersen ist die 22-jährige Lehramtsstudentin Noemi Rothe in den  Vorstand gewählt worden. Die junge Frau war zuvor von Superintendentin Barbara Schwahn angesprochen und ermutigt worden, für das Amt zu kandidieren. Die Synode folgt damit einem prominenten Beispiel:  Vor kurzem war die 25-jährige Anna-Nicole Heinrich zur Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden, also zur Versammlungsleiterin  des höchsten Gremiums der evangelischen Kirche in Deutschland. Obwohl mit diesem Amt vor allem organisatorische Aufgaben verbunden sind, hatte die Personalie bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt.

Nun setzt also auch die Synode des Kirchenkreises Krefeld-Viersen ein Zeichen für die Jugend.  Rothe stammt aus St. Hubert und studiert in Köln Grundschullehramt für evangelische Religion, Deutsch und Mathematik. Sie freue sich auf die Arbeit im Leitungsteam des Kirchenkreises, erklärte sie nach ihrer Wahl. „Ich will an Stellen sein, wo ich etwas verändern kann“, sagt sie, „ich freue mich, dass die Jugend eine Stimme bekommt im Kreissynodalvorstand.“ Sie ist seit einem Jahr Mitglied der Synode, ehrenamtlich in ihrer Heimatgemeinde tätig, unter anderem  im Kindergottesdienst, und Delegierte der Evangelischen Jugend im Rheinland. Sie ist zudem bei der DLRG aktiv, gibt Kindern Schwimmunterricht und macht Rettungsdiensteinsätze.

Die Kirche will die Stimme der Jugend stärker zur Geltung bringen. Die Zahl der berufenen Mitglieder für die Synode wurde von zehn auf 15 erhöht. Hier sollen noch mehr Jugendliche berufen werden, kündigte Superintendentin Schwahn an. „Mit der Wahl von Noemi Rothe folgen wir dem Trend der EKD“, betonte Schwahn.

Weitere wichtige Weichenstellungen:

Kampf gegen sexuellen Missbrauch

Die Synode hat ein eigenes Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt verabschiedet. „Jede Form von sexuellen Grenzverletzungen und sonstigen Übergriffen ist für uns inakzeptabel“, erklärte Jugendreferentin Franziska Rolauffs, die das Schutzkonzept mit einer Arbeitsgruppe entwickelt und auf der Synode vorgestellt hat. „Wir haben dieses Schutzkonzept entwickelt, um zukünftig sexualisierte Gewalt besser zu erkennen, ernst zu nehmen und angemessen zu handeln.“

 Das Konzept sieht unter anderem vor, dass sich alle Haupt- und Nebenamtlichen schulen lassen müssen, ebenso die Ehrenamtlichen, die mit Schutzbefohlenen arbeiten. Erweiterte Führungszeugnisse und Selbstverpflichtungserklärungen sind künftig notwendig. Im Kirchenkreis sind zwei Vertrauenspersonen und eine Seelsorgerin Ansprechpartnerinnen im Falle eines Verdachts. Ab Juli wird es eine Koordinierungsstelle geben.

Stärkungspaket für Kitas

Wichtiges Zeichen für alle Eltern, die ihre Kinder in eine evangelische Kita schicken oder schicken wollen: Die Synode hat ein Bekenntnis zu dieser Bildungsarbeit abgelegt.  „Wir wollen die Kitas stark machen“, sagte Superintendentin Schwahn. „Sie sind elementare Orte, evangelisch zu leben.“ Hier erreiche Kirche die Menschen zwischen 20 und 40: die dort arbeiten und diejenigen, die ihre Kinder bringen und abholen. „Wir wollen, dass alle 23 evangelischen Kitas im Kirchenkreis bestehen bleiben“, erklärt Schwahn. „Deshalb stellen wir ein Kita-Stärkungspaket auf.“

 In einer Zukunftswerkstatt soll eine Vision für zukunftsfähige Kitas entwickelt werden – mit breiter Beteiligung von Trägern und Leitungen. Zudem wurde die bisherige Stelle für das Referat Kindertagesstätten / Fachberatung aufgestockt, in Vollzeit ausgeschrieben und bereits besetzt. Marina Steimann wird in Vollzeit ab 1. August als Referentin und Fachberaterin Kitas für den Kirchenkreis arbeiten.

Regionen-Bildung

Die Synode hat auch Weichen für das Ziel engerer gemeindeübergreifender Zusammenarbeit  gestellt: Nach Beschluss der Synode im Herbst 2020 sollten die Gemeinden im Kirchenkreis Regionen bilden, um die kirchlichen Aufgaben auch in Zukunft wahrzunehmen und sicherzustellen. Die Gemeinden haben sich nun  entschieden, folgende Regionen zu bilden: An Niers und Nette, Viersen, Kempen, Krefeld, Meerbusch. „Hier sind alle 23 Gemeinden eingebunden“, erklärte Schwahn. Bis zur Frühjahrssynode 2022 sollen nun Konzepte entwickelt werden, wie die pastorale Versorgung künftig gewährleistet werden kann. Auch außergemeindliche Arbeitsfelder wie Schulpfarrstellen, Krankenhausseelsorge, Notfallseelsorge und diakonische Einrichtungen sollen in die regionalen Überlegungen aufgenommen werden.

Ökofairer Kirchenkreis

Weitere Weichenstellung: Die Synode beschloss, auf dem Weg zum Ökofairen Kirchenkreis weiterzugehen. So sollen Kirchengemeinden und Einrichtungen bei allen Beschaffungen und Auftragsvergaben neben den wirtschaftlichen Kriterien auch soziale und ökologische Kriterien anlegen, ihren Gebäudebestand auf Möglichkeiten der Energieeinsparung und energetischen Sanierung prüfen und diese umsetzen. Auch der Bezug von Ökostrom, emissionsarme Mobilität und Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität sollen gefördert werden. Regelmäßig soll über die umgesetzten Maßnahmen an die Synode berichtet werden. Ein „Rat für ökofaires Handeln“, der aus Delegierten aller Gemeinden und weiteren Interessierten besteht, soll dem Erfahrungsaustausch dienen und die Umsetzung der Maßnahmen fördern.

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