Krefeld Euphonium-Konzert: Wohlklangs-Instrument trifft Orgel

Krefeld · Beim Krefelder Orgelsommer beeindruckten zwei Musiker in einer selten gehörten Besetzung in Christus König.

 Christian Becher, Meister-Solist auf dem Euphonium, und der Altenberger Domorganist Rolf Müller entlockten dem Publikum standing ovations.

Christian Becher, Meister-Solist auf dem Euphonium, und der Altenberger Domorganist Rolf Müller entlockten dem Publikum standing ovations.

Foto: M. Mocnik

Eine angenehm kühle Zuflucht bot die Verberger Kirche Christus König am hochsommerlichen Sonntag - und ein ganz spezielles Konzert. Beim Krefelder Orgelsommer trafen sich der Altenberger Domorganist und Kantor Rolf Müller und der Musikpädagoge Christian Becher, Meister-Solist auf dem Euphonium. Dieses "Violoncello der Blasmusik", 1843 von dem Weimarer "Capellmeister Sommer" und Adolphe Sax entwickelt, gehört zur Familie der Bügelhörner und bewegt sich im Klangbild zwischen Tuba, Posaune und Alphorn. In einer Sonate in F-Dur von Benedetto Marcello (1686 - 1739) war das Instrument, das den Wohlklang in seinem Namen trägt, schon fast ein wenig zu dominant mit seinem vollen, warmen Ton. Anders gesagt, Rolf Müller spielte die Orgel ein wenig schüchtern, so dass der Kontrast der helleren und fröhlichen Pfeifenklänge sich nicht ganz entfaltete. In den Choralvorspielen "Wer nur den lieben Gott lässt walten" und "Kommst Du nun, Jesu, vom Himmel" von Bach aber fanden die Instrumentalisten mit der Raumakustik zusammen. Becher blies die vokalen Zeilen, Müller umspielte sie tänzelnd, und gemeinsam erreichten sie die Heiterkeit der Bach'schen Intention.

Virtuosität und Ausdruck "mit Hand und Fuß" zeigte Müller dann solo in Präludium und Fuge h-Moll, ehe man sich gemeinsam drei Miniaturen des Zeitgenossen Frank Zabel zuwandte. Der aber hatte sich allem Anschein nach nicht entscheiden können, ob das nun Jazz werden sollte oder nicht. Und über diesen Mangel konnten auch solch ausgezeichnete Interpreten nicht hinwegtäuschen. Simpler, dafür aber schlüssiger wirkte das lyrische Opus des gleichaltrigen Jörg Duda, nachdem zuvor noch zwei Choralvorspiele von Bach erklungen waren. Einen Höhepunkt stellte das Euphonium-Solo "Canto XXII" des 1928 geborenen Samuel Adler dar - modern und abstrakt, dabei aber prinzipiell heiter angelegt. Becher kam mit seinem Horn von der Empore in die Apsis und blies ein herrlich stimmiges Meisterstück, das Extra-Applaus erntete. Standing ovations gab es nach einem Duett über eine Mozart-Romanze.

(RP)
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