Krefeld Eulenküken spielen oft "toter Mann"

Krefeld · Die Schnee-Eulen im Zoo haben Nachwuchs bekommen. Die drei Jungvögel legen sich wie auf Kommando zum Schlafen nieder und rühren sich nicht mehr. Das beunruhigt die Besucher. Sie fürchten, die Küken leben nicht mehr. Im Vogelhaus schlüpften Arassaris und Karminspinte.

Nachwuchs bei den Schneeeulen
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Nachwuchs bei den Schneeeulen

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Noch traut sich Daniel Schmidt nicht in die Voliere der Schnee-Eulen im Krefelder Zoo. Männchen Harry sitzt hoch auf einem Baum und beäugt argwöhnisch jeden, der seinen drei Jungvögeln und Weibchen Hermine zur Gefahr werden könnte. Schmidt hat gerade seine Ausbildung als Tierpfleger beendet und betreut das Revier. Für ihn wie für die routinierten Kolleginnen Nadine Nießen und Christine Oßwald ist es ratsam, mit der Reinigung des Vogelgeheges noch einige Zeit zu warten. Und so reichen sie das Futter wie Mäuse und anderer Kleintiere vorsichtig von außen in die Voliere.

Doch nicht nur Harry sorgt mit seinen Drohgebärden und Scheinangriffen für Aufregung unter den Zoo-Mitarbeitern und -Besuchern. Die gerade einmal vier Wochen alten flauschigen Eulenküken und ihre besonderen Schlafgewohnheiten erzeugten anfangs gar panische Reaktionen. Das Trio legt sich fast wie auf Kommando flach auf den Boden, entflieht ins Land der Träume und rührt sich keinen Millimeter. Die Tiere liegen so ruhig da, dass sie schon mehrfach für tot gehalten und die Zoo-Mitarbeiter alarmiert wurden. Inzwischen weisen Hinweise an der Voliere auf diese Besonderheit im Verhalten der Eulenjungen hin.

Die Tiere fühlen sich in ihrer neuen Umgebung sichtlich wohl. Seit acht Monaten leben die Tiere in heller und luftiger Umgebung in einem höheren und größeren Gehege direkt neben den Moschusochsen. Die drei Küken — am 23., 25. und 26. Juni geschlüpft — sind der erste Nachwuchs am neuen Ort. Dabei hat der Zoo eine lange Tradition mit dem Greifvogel aus der arktischen Tundra. Seit Januar 1964 leben Exemplare der Vögel aus der Familie der Uhus in Krefeld. Die ersten beiden Tiere kamen aus dem Tierpark in Berlin-Friedrichsfeld — aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Auch Harry und Hermine sind keine Krefelder — statt rheinischen Frohsinns bevorzugt das Paar bayrische Schweigsamkeit. Außerhalb der Brutzeit geben die Tiere kaum laut von sich. Der fünf Jahre alte Harry stammt aus dem fränkischen Nürnberg und die sieben Jahre ältere Hermine kommt aus Augsburg. Gefüttert wird der unterschiedlich große Nachwuchs übrigens mit kleinen Hühnerküken, Hermine ist allenfalls dabei behilflich, das Futter zu zerlegen und für die Kleinen zu portionieren.

Bis die jungen Eulen ihre grauen Daunen ablegen und sich im weißen oder weiblichen weiß-schwarzen Gefieder zeigen, vergeht noch einige Zeit. Nach ungefähr vier Monaten lässt sich dann auch am Federkleid das Geschlecht des Nachwuchses ablesen. Und bis dahin sollte sich auch Harry beruhigt haben und die Tierpfleger wieder in die Voliere lassen — Daniel Schmidt und die Kolleginnen würde es sicher freuen.

(RP/jco)
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