Initiative für „essbare Stadt“ Essbare Fensterbank - Kräuter für alle

Krefeld · Das Prinzip der „essbaren Stadt“ kommt aus England nach Deutschland. Eine kleine Initiative will es nun nach Krefeld bringen. Sie beginnen mit „essbaren Fensterbänken“ mit frei verfügbaren Kräutern und hoffen auf Nachahmer.

 „Essbare Fensterbank“ in Uerdingen mit Kräutern für jedermann: Darina Finsterer, Roxanne und Patrick Motté haben das Projekt, das in anderen Städten mit Erfolg läuft, nach Krefeld geholt.

„Essbare Fensterbank“ in Uerdingen mit Kräutern für jedermann: Darina Finsterer, Roxanne und Patrick Motté haben das Projekt, das in anderen Städten mit Erfolg läuft, nach Krefeld geholt.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

In Uerdingen wundern sich Passanten an bislang zwei Stellen nicht schlecht. Vor den Häusern stehen Bänke auf dem Bürgersteig. Eine laminierte Notiz lädt zum Verweilen ein. Die Fensterbänke der Erdgeschosse sind mit Blumenkästen besetzt, in denen Kräuter wachsen. Rosmarin, Thymian oder Basilikum wachsen dort und auch an ihnen sind Notizen angebracht, die zum Zugreifen einladen. Sogar Kinder-Bastelscheren an Schnüren sind da, damit es Passanten leichter fällt sich zu bedienen.

Initiiert haben diese Aktion drei Krefelder, die damit das Prinzip der „essbaren Stadt“ an den Niederrhein holen wollen. „Ich habe früher in Andernach gelebt, das ist eine „essbare Stadt“. Auf sehr vielen öffentlichen Flächen werden dort Obst, Gemüse und Kräuter zur freien Verfügung der Bürger angebaut. Früher wurden die Beete von ein-Euro-Jobbern gepflegt. Heute machen es meines Wissens nach Schulklassen. So etwas fände ich auch für Krefeld sehr gut“, sagt Darina Finsterer. Gemeinsam mit Roxanne und Patrick Motté rief sie darum kurzerhand die Aktion „essbare Fensterbank“ ins Leben.

Dabei wollen die Initiatoren  weitere Menschen dazu animieren, etwas für das Allgemeinwohl zu tun. „Der Kreativität sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. Wir fangen an mit Kräutern auf der Fensterbank. Aber natürlich sind auch alle Arten von Obst oder Gemüse denkbar. Das kann in der Fensterbank sein oder im eigenen Vorgarten. Wichtig ist: Wir bauen etwas an, das alle Menschen nutzen können. Am besten gemeinsam mit einer kleinen Begegnungsstätte wie eben einer Bank“, erzählt Finsterer.

Angst, dass Andere ihre Kästen zerstören könnten, haben sie nicht. „Alte Blumenkästen hat doch jeder noch irgendwo. Unter dem Strich ist die Investition gering. Mit gekauften Kräutern kostet alles zusammen 20 Euro. Ansonsten muss man etwas gießen. Das war es“, sagt Finsterer. Roxanne Motté fügt hinzu: „Ich finde es schön, etwas für andere Menschen und einen sozialen Umgang miteinander zu tun. Wenn Menschen das zerstören möchten, baue ich es eben wieder auf. Davor habe ich keine Angst.“

Ausdrücklich wollen die drei Initiatoren nicht als Verein auftreten. „Wir wollen keine Gruppe sein. Das Angebot soll so niedrigschwellig wie möglich sein. Jeder, der ein paar Euro in die Hand nehmen will oder einfach nur etwas Arbeit für Andere investieren will, kann mitmachen“, sagt Finsterer.

Wichtig ist den Initiatoren, sich einzubringen und selbst aktiv zu werden. „Die Menschen warten immer, dass etwas getan wird. Sie verlangen von der Politik oder der Verwaltung, Veränderungen anzustoßen. Dabei beginne Änderung immer bei einem selbst“, befindet Patrick Motté und seine Frau Roxanne fügt hinzu: „Es ist die alte Frage: Wie kann ich mich in meiner Stadt und in der Gesellschaft einbringen? Klar kann ich in die Politik gehen oder solche Dinge tun. Aber es beginnt im ganz Kleinen. Wenn jeder nur ein bisschen macht, können wir so viel verändern.“

Auf Sicht möchten die Drei zumindest ein Logo entwickeln, um Menschen den Zugang zu erleichtern und für eine gewisse Art von Zusammengehörigkeit zu sorgen. Auch Informationen wollen sie bereitstellen. Dafür soll eine Website entstehen. Regeln soll es für die Initiative keine geben. Ratschläge geben die Drei aber schon. „Eine Fensterbank hat den Vorteil, dass dort keine Hunde ihr Geschäft verrichten. Auch gibt es außer Kräutern auch andere Pflanzen, die sich gut eignen. Erdbeeren zum Beispiel. Wir sind da für Anregungen offen. Freuen würden wir uns auch über Unterstützer aus der Wirtschaft. Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, dass Baumärkte Blumenkästen oder andere Unternehmen Saatgut spenden“, sagt Finsterer.

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