Krefeld Eskalation vor NPD-Demo

Krefeld · Es war ein echter Schreck in der Morgenstunde für Albert Koolen. Als der 47-Jährige gestern Morgen gegen halb sechs die Haustür öffnete, fand er einen Haufen Plakatständer zerstört in der Einfahrt. Koolen hat die Demonstration gegen den NPD-Aufmarsch am 21. Juli in Krefeld bei der Polizei angemeldet.

Krefeld: Eskalation vor NPD-Demo
Foto: ddp, ddp

In der Nacht auf Donnerstag müssen die Ständer bei ihm abgeladen worden sein. "Im Nachhinein meine ich, zwischen vier und fünf einen Wagen gehört zu haben", erinnert sich der Gewerkschafter, der Betriebsratsvorsitzender beim Textilveredler VBL ist, und stellt fest: "Das ist eine neue Qualität der Auseinandersetzung." Wer für die Zerstörung verantwortlich ist, scheint auf der Hand zu liegen.

Nun ist die Lage also schon gut zwei Wochen vor der Demo eskaliert. Seit Dienstag hatten Koolen und seine Mitstreiter in der Krefelder Innenstadt etwa 25 Dreiecksständer verteilt, auf denen insgesamt 50 Plakate zur Gegendemonstration aufriefen. Das war vom Fachbereich Tiefbau auf Antrag genehmigt worden. Koolens Name fand sich nicht auf den Zetteln — nur die Internetadresse des Aktionsbündnisses, und dort firmiert Koolen als presserechtlich verantwortlich, mit Adresse.

Die offensichtlich gut durchgeplante Zerstörungsaktion war gestern Abend Thema beim Vorbereitungstreffen des Bündnisses in den Räumen der Bürgerinitiative "Rund um St. Josef". Dort sollten eigentlich vor allem organisatorische Fragen geklärt werden: Wie soll die Gegendemonstration gestaltet werden? Wer wird bei der Schlusskundgebung vor der Fabrik Heeder reden? Doch der Vandalismus warf die Tagesordnung durcheinander.

Die NPD zieht unterdessen auf ihrer Internetseite nicht nur gegen die "Politbonzen" vom Leder, die gegen die "nationale Demo" Stimmung gemacht hätten, sondern auch gegen das Anti-NPD-Bündnis, das "die Innenstadt mit Anti-Demo-Aufklebern beklebt" habe.

Die Partei klagt, ihre Ankündigungen seien unrechtmäßig überklebt worden, und hat dagegen Strafanzeige gestellt. "Unsinn", sagt Hans-Joachim Hofer vom städtischen Fachbereich Tiefbau. Die NPD dürfe für ihre Demo überhaupt nicht plakatieren: "Deswegen werden die Aufrufe entfernt." Hofer kündigt an, man werde rechtlich gegen die NPD vorgehen.

Albert Koolen und seine Mitstreiter lassen sich durch die Bedrohung derweil nicht einschüchtern. Ein "bisschen mulmig" sei ihm aber schon, sagt Koolen. Der Eigentümer der Plakatständer, die Partei "Die Linke", hat bereits Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet.

(RP)
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