Krefeld "Es wird eine Katastrophe"

Krefeld · Der Kabarettist Rüdiger Hoffmann, der morgen im Seidenweberhaus auftritt, über sein neues Programm "obwohl...", den Horror von Pärchenurlauben und die blanke Angst der Männer.

Herr Hoffmann, Ihr neues Programm heißt "obwohl...". Klingt nach einerseits, andererseits. Legen Sie sich ungern fest?

Hoffmann Es kommt schon vor, dass ich Dinge mehrfach abwäge und von verschiedenen Seite beleuchte. ,Obwohl' ist einfach ein tolles Wort, weil es einem die Freiheit gibt, einer Geschichte einen neuen Dreh zu geben. Neben ,irgendwie' zählt es zu meinen absoluten Lieblingswörtern.

Was gefällt Ihnen an ,irgendwie'?

Hoffmann ,Irgendwie' ist sehr lustig, weil man damit so herrlich rumdrucksen kann. Das gefällt mir irgendwie.

In Ihrem Programm schildern Sie den dramatischen Verlauf eines Pärchenurlaubs. Warum sind die immer so schlimm?

Hoffmann Es ist einfach ein Naturgesetz, dass man sich nach einem gemeinsamen Urlaub nie mehr wieder sehen will. Ich verstehe mich da auch als Aufklärer für die jungen Leute. Die sollen verrückte Dinge ausprobieren wie Klebstoff schnüffeln oder FDP wählen, aber nie, niemals als Paar in den Urlaub fahren. Es wird eine Katastrophe.

Sie sprechen offenbar aus Erfahrung.

Hoffmann In fast allen Geschichten steckt ein Körnchen Wahrheit drin. Der Alltag ist eine prima Vorlage, weil er oft so absurd ist. Zum Beispiel habe ich neulich in einem Chinarestaurant ein Gericht namens ,Acht Kostbarkeiten' bestellt, bekam aber nur sieben. Da rattert es sofort in meinem Kopf: Eigentlich müsste ich die Kellnerin zur Rede stellen. So geht es ja nun nicht, zumal wir hier in Deutschland sind.

Sind Sie sozusagen immer auf Empfang? Immer auf der Suche nach dem nächsten Gag?

Hoffmann Im Grunde schon. Es ist ein Automatismus. Wenn ich an Leuten vorbeigehe und deren Dialoge aufschnappe, fällt mir oft schon etwas dazu ein. Das schreibe ich dann sofort auf.

Auf der Bühne sprechen Sie über den "Club der sensiblen Männer", den Sie leiten. Klingt vielversprechend.

Hoffmann Auch diese Idee geht auf eine wahre Geschichte zurück. Meine Frau ist Ergotherapeutin und stellte mir mal verschiedene Therapiegruppen vor. Eine davon war tatsächlich der "Verein der ängstlichen Männer". Eigentlich sind sie zu dritt, erklärte einer, aber jetzt seien sie nur zu zweit, weil der andere zu viel Angst hatte.

Und wie geht es bei Ihren sensiblen Männern so zu?

Hoffmann Ich als Leiter sage ,Hallo erstmal, liebes Panikorchester', und danach geht alles den Bach runter. Das Licht fällt aus und alle kreischen. Dann macht einer ein Streichholz an, woraufhin die Sprinkleranlage losgeht, was schlecht ist für den Mann mit der Wasserphobie. Schließlich wollen alle durchs Fenster flüchten, doch sie trauen sich nicht.

Das ist eine der Geschichten, die Sie bald im Seidenweberhaus erzählen. Was fällt Ihnen zu Krefeld ein?

Hoffmann Das ist doch Niederrhein, oder? Dazu fällt mir viel ein, ich bin nämlich ein großer Fan von Hanns-Dieter Hüsch, der hat ja viel über diese Region geschrieben. Der Menschenschlag ist mir sehr sympathisch: Stur, eigensinnig, trockener Humor. Fast so wie wir in Ostwestfalen.

Gesa Evers führte das Gespräch.

(RP)
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