Krefeld Erster Einblick ins neue Alte Rathaus

Krefeld · Nach gut vier Monaten sind die Sanierungsarbeiten am barocken Gebäude beinahe abgeschlossen.

 Für rund 250.000 Euro wechselte das Alte Rathaus Uerdingens vor gut einem Jahr seinen Besitzer.

Für rund 250.000 Euro wechselte das Alte Rathaus Uerdingens vor gut einem Jahr seinen Besitzer.

Foto: Thomas Lammertz

Einst wohnte eine vierköpfige Familie unter dem Dach des Alten Rathauses in Uerdingen. Vier dunkle, kleine Räume gab es und ziemlich viele Schrägen. "Es war im Winter eisig kalt und im Sommer brüllend heiß. Außerdem roch es muffig", erinnert sich Margret Matuschik. Sie leitet die Geschäftsstelle der Kreisgemeinschaft Insterburg Stadt und Land, kurz die Insterburger genannt, die seit 1979 die Räumlichkeiten im barocken Gebäude nutzt. Lange Jahre jedoch nur als Mieter. Erst 2013 wurde die Stiftung Insterburg Besitzer des herrschaftlichen Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert.

Für rund 250 000 Euro wechselte das Haus vor gut einem Jahr seinen Besitzer. Eine geschätzt mindestens ähnlich hohe Summe muss der Käufer nun für die Sanierung des alten Schätzchens aufbringen. "Es ist nicht im Sinne der Stiftungsmitglieder, dass zu diesem Zeitpunkt schon über die Kosten gesprochen wird", erklärt die Geschäftsstellenleiterin bei einem ersten Rundgang durch das Rathaus. Schnell zeigt sich, dass sich die Investition in das denkmalgeschützte Haus gelohnt hat.

 Heimatstube im Alten Rathaus Uerdingen. Wo vorher ein blauer Teppich lag, ist nun ein edler Parkett-Boden, der sich dem Stil der Zeit anpasst.

Heimatstube im Alten Rathaus Uerdingen. Wo vorher ein blauer Teppich lag, ist nun ein edler Parkett-Boden, der sich dem Stil der Zeit anpasst.

Foto: Margret Matuschik

Das muffige Dachgeschoss, in dem vor den Arbeiten bei Messungen Schimmelsporen gefunden worden waren, ist nun lichtdurchflutet und riecht angenehm nach dem Fichten- und Tannenholz der neu verlegten Dielen. Statt vier kleiner Räume gibt es nun einen großen Raum. Architektin Katharina Kulla ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis. "Man muss sich vorstellen, dass hier vorher Pfützen standen, weil das Dach nicht richtig dicht war. Durch die permanente Feuchtigkeit hatte sich der Schimmel gebildet. Wir mussten also bis auf den puren Stein den ganzen Putz runternehmen und alles komplett erneuern. Dabei haben wir auch gleich Dämmung eingebracht."

Im entkernten Dachgeschoss wurden die tragenden Dachbalken freigelegt, aufgearbeitet und schwarz gestrichen. Es gibt jetzt ein kleines Bad und eine Teeküche, die Fenster wurden ausgetauscht und die Elektrik neu verlegt. "Wir werden das Dachgeschoss später als Arbeitszimmer nutzen", erklärt Margret Matuschik. Am auffallendsten sind die Arbeiten an der Fassade des Alten Rathauses, das bereits jetzt in neuem Glanz erstrahlt. Wichtiger aber noch als das Aussehen ist die spezielle Zusammensetzung des neuen Putzes, der atmungsaktiv ist und so Feuchtigkeitsschäden vorbeugt.

"Was wir alles an altem Putz abtragen mussten, bevor wir mit den eigentlichen Arbeiten anfangen konnten, das glaubt man einfach nicht. Über Jahrzehnte ist anscheinend immer wieder was geflickt und überpinselt worden, mit den unterschiedlichsten Materialien. Das war auch für uns eine Überraschung. Zwei Monate lang haben wir nur Fassade abgebeizt", erinnert sich Architektin Kulla. Sie lobt das Handwerker-Team für die gute Zusammenarbeit. Nur so sei es möglich gewesen, in nur vier Monaten die Arbeiten abzuschließen. So ganz abgeschlossen ist die Sanierung aber nicht. Denn noch muss der Treppenaufgang komplett erneuert werden, da eine Sanierung des maroden Gebildes nicht mehr möglich ist.

Katharina Kulla: "Damit können wir anfangen, sobald die Genehmigung von der Denkmalschutzbehörde da ist." Bereits 2013 war die Elektrizität des Alten Rathauses ausgebessert und die Heizungsanlage erneuert worden. Während der gesamten Arbeiten nutzten die Insterburger weiter das Gebäude. So wurden die Exponate kurzerhand beiseite geräumt, als der blaue Teppich im Erdgeschoss gegen dunkles Parkett ausgetauscht wurde.

Wertvollere Stücke lagern in Spezial-Containern, damit sie keinen Schaden nehmen. Margret Matuschik: "Es hat bis jetzt alles ganz toll geklappt. Unser Dank gilt auch Schreiner Hubert Preußler, der mit seinem Gespür für alte Materialien viel dazu beigetragen hat, dass wir das Rathaus historisch korrekt sanieren konnten."

Auf knapp 100 Quadratmetern präsentiert der Verein im Heimatmuseum neben der Sammlung des ostpreußischen Malers Paul Schmolling auch zahlreiche Fundstücke wie Vereinsabzeichen, Fotos, Kerzenleuchter, Schriftstücke oder Möbel, die die Geschichte der Menschen in Insterburg (heute Tschernjachowsk) lebendig werden lassen. Künftig wollen die Insterburger häufiger als bisher interessierten Bürgern die Möglichkeit geben, die Exponate zu besichtigen und sich über ihre Geschichte zu informieren.

(RP)
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