Krefeld Erste Stolpersteine erinnern an NS-Opfer

Krefeld · Der Nebel klebt zwischen Krefelds Häusern. In der eisigen Kälte haben sich ein paar Menschen vor dem Haus Hammerschmidtplatz 1 versammelt, um den ersten in Krefeld verlegten Stolperstein zu sehen.

Insgesamt drei der 23 genehmigten Stolpersteine hat der Kölner Künstler Gunter Demnig gestern in der Stadt verlegt. Mit bisher mehr als 10 000 Steinen hält er die Erinnerung an Opfer des NS-Regimes wach, allein in diesem Jahr waren es 1500 Steine. Krefeld ist die 200. Stadt, in der Demnig aktiv ist. An der anschließenden Gedenkfeier nimmt der Künstler nicht teil.

Die Messingplatte des ersten Steins erinnert an Friedrich Lewerentz, der bis 1933 für die SPD Mitglied des Krefelder Stadtrates war und nach dem Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 bei der Aktion "Gewitter" von den Nationalsozialisten verhaftet, erst in das Anrather Gefängnis, später in das Konzentrationslager Oranienburg gebracht wurde. 1945 stirbt Lewerentz auf einem der Todesmärsche von Oranienburg nach Bergen-Belsen.

Neben Friedrich Lewerentz, dessen Stein die SPD gestiftet hat, wird mit einem Stein der Jüdin Else Müller (gestiftet von Schülern) und der Kommunistin Paula Billstein (gestiftet von den Grünen) gedacht. "Der Stein für Paula Billstein liegt in der Ritterstraße, wo damals das Haus Nummer 189 stand", berichtet Heidi Matthias, Grünen-Ratsmitglied. "Wer vom Bahnhof aus die Abkürzung über den Trampelpfad geht, kommt direkt dort an."

Ein Effekt, den Demnig mit seiner Aktion erreichen möchte. "Man kann ruhig darüber gehen", sagt der Künstler, der gegenüber Gedenkmonumenten skeptisch ist. "Da werden einmal im Jahr Kränze abgelegt und ansonsten kann man da einen weiten Bogen drumrum machen." In den Messingplatten, die vor den ehemaligen Wohnhäusern der NS-Opfer liegen, sind die Namen, das Geburtsjahr, das Datum der Verhaftung und das Todesdatum eingraviert. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Demnig.

Schüler hatten mit einem Bürgerbegehren die Stolpersteine in Krefeld möglich gemacht. "Das ist ein Beispiel gelebter Demokratie", lobt Bernd Scheelen, SPD-Bürgermeister, deren Engagement. "Ohne Euch wären wir heute nicht hier."

(RP)
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