Krefeld Erste Moschee in Krefeld erhält Minarett

Krefeld · Die Stahldorfer Yunus-Emre-Moschee soll als erstes islamisches Gotteshaus einen Minarettturm erhalten. 22,20 Meter wird er hoch. Ein Bauantrag ist gestellt. Die Gemeinde versichert im Vorfeld, dass der Muezzinruf von oben nicht erklingen werde.

 Minarett in Krefelds Nachbarstadt Mönchengladbach, Duvenstraße.

Minarett in Krefelds Nachbarstadt Mönchengladbach, Duvenstraße.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Der Architekt ist bereits beauftragt, der Bauantrag bei der Stadt ist gestellt: Die Gemeinde der Yunus-Emre-Moschee in Krefeld will das erste Krefelder Minarett, einen Gebetsturm, an der Obergath errichten. Dies bestätigte der Gemeindevorsitzende Kenan Kiraz gestern unserer Zeitung auf Anfrage. "Der Wunsch, ein Minarett zu bauen, wurde durch viele Gemeindemitglieder schon lange an uns herangetragen", sagt Kiraz. Die Stahldorfer Vereine und christlichen Gemeinden seien ebenso bereits vorab informiert wie die Krefelder Politik. "Es gab weder in Stahldorf noch in der Politik Vorbehalte", sagt Kiraz, der im neuen Minarett auch eine Bereicherung der Krefelder Architekturlandschaft sieht. "Die um Krefeld liegenden Städte - Düsseldorf, Duisburg, Mönchengladbach, Ratingen, Grevenbroich, Moers - haben alle bereits eine Moschee mit Minarett."

Krefeld: Erste Moschee in Krefeld erhält Minarett
Foto: Thomas Lammertz

Laut Bauvoranfrage, die gestern im städtischen Bauausschuss in einer kurzen Notiz vorgestellt wurde, soll das Minarett an die bereits bestehende Yunus-Emre-Moschee an der Obergath angebaut werden. 22,20 Meter wird der Turm laut Stadt hoch. Stadtsprecher Dirk Senger erklärte, dass die Bauvoranfrage schon positiv beschieden wurde - jetzt geht der Antrag den normalen Behördenweg. Auch die Politik wird mit dem Bauwerk noch befasst sein. Details der Planung sowie die Baukosten will Kiraz in Kürze bei einer Pressekonferenz vorstellen. Architekturzeichnungen existierten bereits. Man habe sich im Vorfeld bereits von verschiedenen Institutionen, darunter auch der Dachverband Ditib der Muslime in Deutschland, beraten lassen. Die Kosten will die Gemeinde tragen, man wolle auch zu Spenden aufrufen, sagt Kiraz.

Das Minarett (Wortbedeutung "minaret" - Leuchtturm, Ort des Lichtes) ist ein Turm oder ein erhöhter Standplatz, von dem der Muezzin fünfmal am Tag zum Gebet ruft. Die Stadt betont in der für den gestrigen Ausschuss vorgelegten Notiz, dass vom Turm aus nicht zum Gebet gerufen werden soll. Kenan Kiraz unterstrich auf Anfrage unserer Zeitung gestern, dass im Bauantrag eindeutig der Verzicht auf den Gebetsruf erklärt wird. "Wir machen das, was uns der Gesetzgeber erlaubt", sagte er.

Die Gesetzeslage ist in Deutschland aber in dieser Frage nicht eindeutig: Generell sind Muezzin-Rufe im Rahmen der Ausübung der Religionsfreiheit erlaubt, nach Bundesimmissionsschutzgesetz können sie verboten werden, wenn die Lärmbelästigung für Nachbarn zu hoch ist. Ebenso müssen verkehrsrechtliche Belange berücksichtigt werden - sind womöglich Verkehrsteilnehmer durch den Ruf irritiert? Für Muslime gehört der Gebetsruf unverzichtbar zum täglichen religiösen Leben. Bereits 1995 haben in Duisburg zwei Moscheegemeinden gefordert, den Muezzin per Lautsprecher rufen lassen zu dürfen - eine jahrelange Debatte rief dies hervor. In einigen NRW-Städten ist es Muslimen mittlerweile erlaubt, per Muezzin zum Gebet zu rufen. Oft liegen die Moscheen aber dann nicht mitten in einem Wohngebiet wie im Falle der Stahldorfer Yunus-Emre-Moschee.

In der Schweiz haben die Bürger per Volksbegehren entschieden, den Bau von Minaretten an Moscheen zu verbieten. Kenan Kiraz ist sich sicher, dass die Krefelder toleranter sein werden. "Über die Zeit, dass Bürger Minarette verhindern wollen, sind wir hinweg."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort