Krefeld Erinnerung an die Künstlergruppe 45

Krefeld · Ein spannendes Stück Krefelder Kunstgeschichte ist ab Sonntag in der "Alten Post" zu besichtigen.

 Betina Hahn und Georg Opdenberg, die Kuratoren der Gedenkausstellung, haben 80 Werke von 30 Künstlern ausgewählt. Sie erinnern an die Künstlergruppe, die 13 Krefelder am 9. Oktober 1945 gegründet hatten.

Betina Hahn und Georg Opdenberg, die Kuratoren der Gedenkausstellung, haben 80 Werke von 30 Künstlern ausgewählt. Sie erinnern an die Künstlergruppe, die 13 Krefelder am 9. Oktober 1945 gegründet hatten.

Foto: T. Lammertz

Einige waren kaum aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, andere hatten erste Grundsteine für eine neue Existenz nach dem Zusammenbruch Hitlerdeutschlands schon legen können. Von Mentalität und künstlerischer Ausrichtung hätten sie unterschiedlicher kaum sein können, doch dem täglichen Mangel an fast allem wollten sie mit vereinten Kräften begegnen. 13 Krefelder Künstler schlossen sich am 9. Oktober 1945 offiziell zur "Künstlergruppe 1945 Krefeld" zusammen. 70 Jahre danach widmet ihnen der Verein "Kunst und Krefeld" in den herrlichen Räumen der "Alten Post" eine Ausstellung mit 80 Exponaten. Am Sonntag wird sie eröffnet.

Die Ausstellung hat schon vor ihrer Eröffnung Interesse beim Deutsch-Französischen Kulturinstitut in Paris geweckt. Eine Abordnung von dort plant, sich die Schau anzusehen. Denn eine Reihe der Krefelder Künstler hat auch in Frankreich gewirkt.

Gemälde und Zeichnungen in verschiedenen Techniken, Schnitte in Holz- und Linoleum sowie Lithographien, Bleiglasarbeiten, ferner plastische Werke in Ton, Bronze, Terrakotta, Stein und Metall werden in einleuchtender Sortierung in Vitrinen und an den Wänden der großen und hellen Säulenhalle im restaurierten Buschhüterhaus gezeigt. Und ein liebevoll gestaltetes Leporello vereint Funktionen eines Werbeprospekts und eines Katalogs für die Ausstellung. Betina Hahn, eine Enkelin des Glaskünstlers Gustav Fünders, und Georg Opdenberg, selbst als Künstler und Erforscher von Krefelder Kunstgeschichte bekannt, haben die Schau kuratiert. "Drei Fragestellungen haben uns dabei geleitet", erläutert Opdenberg: "Wie viele Künstler wollen wir zeigen? Wir haben uns entschieden, diejenigen zu präsentieren, die auch in der Ausstellung zum zehnjährigen Bestehen dabei waren, plus derjenigen, die zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben waren. So kamen wir auf 30 Namen. Welche Vielfalt gab es - auch innerhalb des Gesamtwerks eines einzelnen Künstlers? Deshalb haben wir nicht nur jeweils Typisches, sondern möglichst zu jedem auch ein untypisches Opus herangezogen. Schließlich fanden wir auch zeigenswert, in welchem Zustand wir manch ein Stück aufgefunden haben. Es wurden nicht alle gut bewahrt."

Alle Exponate wurden als Leihgaben aus privatem Besitz zusammengetragen, manche aus langsam vor sich hin rottenden Schuppen. "Manche Künstler waren überhaupt nur sehr mühsam aufzufinden. Bei Jupp van Treek wissen wir nicht einmal, ob er noch lebt", erzählt Betina Hahn. "Interessant und hilfreich waren die vielfältigen persönlichen Beziehungen der einzelnen Gruppenmitglieder untereinander, da gab es lebenslange Freundschaften", ergänzt Christoph Tölke, Vorstand des ausstellenden Vereins.

Beinah hätte Waldemar Kuhn als letzter Überlebender der 45er noch selbst zur Schau sprechen können. Er verstarb, fast bis zuletzt aktiv, am 29. Oktober.

Fünders, Fritz Huhnen, Josef Strater d. Ä., Laurens Goossens und Herbert Zangs sind vertreten, außerdem ein farbstarkes Selbstporträt von Walter Icks, eine mystische Bronze von Theo Akkermann, ferner Stücke von Alfred Sabisch, Franz Ruffing, Hannes und Maria Kempkes und vielen anderen.

(RP)
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