Wenn Trinas und Hexen, Clowns und Zauberer, Teufelchen und Piraten eine Tierfamilie mit der Mutter als Tigerin, dem Vater als Känguru und dem Kind als Marienkäfer bewundern, dann ist Breetlooksdienstag in Hüls. "Wir wollen hier ein großes Familienfest feiern. Deshalb gibt es bei unserem Zug auch keine Politik, die vielleicht eine einzelne Person auf die Schippe nimmt", sagt Herman Peulen vom Komitee Karnevalszug Hüls (KKH). Und so kommt es auch, dass beim Hülser Breetlooksdienstagszug, der ja kein Kinderkarnevalszug ist, unter den fast 2000 Teilnehmern immerhin rund 700 Mädchen und Jungen mitziehen.

Hülser Burg Ring für Autorennen

So ganz ohne Lokalpolitik ging es aber auch im Hülser Zug diesmal nicht, der in diesem Jahr unter dem Motto "Enne Zoch möt Bravouer habbe Hölsche nur" stand: Eine der größten Gruppen — 65 Eltern und Kinder von der Grundschule an der Burg — forderten statt einer Kleinen Straßenbahn-Ringlösung, der die Hülser Politiker bekanntlich eine Abfuhr erteilt haben, einen "Hülser Burg Ring" für Autorennen. Dafür hatten sie sich weiße Formel I-Overalls angezogen und sogar zwei tolle Rennwagen gebastelt. Der Freundeskreis Roßmühle hätte die kleine Ringlösung gerne gehabt. Aus reimtechnischen Gründen hatten die Jecken den alten Namen der SWK-Mobil ausgegraben und auf ihrem Wagen erklärt: "Hat die KREVAG keinen Plan, baun wir unsre eigne Bahn."

Viel Gereimtes op Hölsch Plott

Überhaupt hatten sich die Nachbarschaften, Freundeskreise, Stammtische und Vereine allerhand Gereimtes einfallen lassen: Hinter dem Spruch "900 Joar — wei fiere möt: de Hölsche Erdmännekes on dä Eremit" stecken die Anfänge der Hülser Geschichte, dargestellt von rund drei Dutzend in Sackleinen gewandeten Mitgliedern der Historischen Schützenbruderschaften. Die Leute vom Jugendheim am Wasserturm blieben mit ihrem bunt bemalten Hip-Hop & Rock-Wagen beim Hochdeutschen: "Rock für die Alten, Hip-Hop für die Jungen, geile Mucke für die Würmchen — alle kommen ins Türmchen". Dafür rief die Tanzsportgruppe des Hülser Sportvereins wieder op Hölsch Plott auf: "Höls, jon op dat Janze un lott de Puppe danze!" Als Breetlookstangen hatte sich "Die Herde", ein Freundeskreis aus Hüls, St. Hubert, Köln und Aachen, kostümiert. Ihr Reim: "Ob Hölsche, Kölsche, Kriewelsche oder Öcher — we'h fiere Trina noch on nöcher."

Mit viel Liebe zum Detail hatten die Hülser Eltern sich und ihre Grundschulkinder verkleidet — sei es als Angler mit Fischen als Kopfschmuck, als Schachfiguren oder als bunte Uno-Kinderspielkarten. Derweil gingen Kinder und Eltern der Astrid-Lindgren-Grundschule allesamt als — na was wohl? — Pippi Langstrümpfe! In Ö-Eier hatten sich die Leute von der Ökumenischen Begegnungsstätte verwandelt — mit Eierschalen auf dem Kopf und einem Hahn im Korb.

Und immer wieder Tiere . . .

Wie am Rande des Zugwegs gab es auch im Zug selbst jede Menge Tiere. Besonders auffällig die in Orange und Violett gewandeten Schmetterlinge des Gartenbauvereins und die als Pferde (und Reiter) kostümierten Mitglieder des Reit- und Fahrvereins: "Hindernisse mit Bravour nehmen Orbroichs Reiter nur" hatten sie auf ihren entsprechend dekorierten Wagen geschrieben, der vom schönsten Trecker des Zugs, einem 1946er Hanomag, gezogen wurde. "Die heißen Kröten" aus Hüls waren zum zehnten Mal dabei und feierten Hochzeit — mit einem Kröten-Paar im offenen Landauer.

Ein wunderbares Bild boten die als Peijasse in Rot und Grün verkleideten 70 Mitglieder des Hülser Sechserrats, die das Prinzenpaar Martin I. und Susanne II. begleiteten. Deren Wagen zierten das von einer Breetlookstange und ein einer Banane durchdrungene Hülser Wappen. Die Banane spielte dabei auf die Herkunft des Prinzen an, der aus dem ostdeutschen Coswig stammt. In Harlekin-Kostümen und in weißen Pullis mit ihrem "Juxi"-Symbol steckten die Mitglieder von "Jux und Klamau" des HSV — ergänzt von ihrer Prinzen- und ihrer Trina-Garde um den Wagen mit dem diesjährigen Kinderprinzenpaar Matthias II. und Mara I.