Krefeld Ende einer Ära: TKN-Chor tritt ab

Krefeld · Kurz vor dem 85-jährigen Bestehen löst sich der Traditionschor der Edelstahlwerke auf. Das Nachfolge-Unternehmen Outokumpu unterstützt die Sänger nicht weiter. Es gibt noch zwei Auftritte: am 4. und am 16. Dezember.

 Ein Bild aus guten Chorzeiten: Der Thyssen Krupp Nirosta Chor Krefeld 1933 bei einem Auftritt im Jahr 2008.

Ein Bild aus guten Chorzeiten: Der Thyssen Krupp Nirosta Chor Krefeld 1933 bei einem Auftritt im Jahr 2008.

Foto: TKN Chor

Im kommenden Jahr wäre das 85-jährige Bestehen gefeiert worden. Doch das erlebt der Thyssen Krupp Nirosta Chor Krefeld 1933, kurz TKN-Chor genannt, nicht mehr. Mit Ende des Jahres ist Schluss. Der Chor wird sich auflösen.

Was 1933 mit einer Männerrunde in der Gaststätte "Et Bröckske" begann, Höhen und Tiefen des Unternehmens mit überwand und auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken kann, findet in wenigen Wochen sein Ende. Mit der Übernahme des Edelstahlwerkes durch Outokumpu erhält der Chor keine Unterstützung seitens des Unternehmens mehr. Durch all die Jahre hinweg setzte sich das Edelstahlwerk, egal, unter welcher Leitung es stand, finanziell für den hauseigenen Werkschor ein. "Wir haben eine monatliche Unterstützung erhalten und auch bei unseren Chorreisen stand das Unternehmen hinter uns", berichtet Lothar Hartmann, der dem Chor seit vielen Jahren angehört und die vergangenen vier Jahre intensiv im Vorstand mitgearbeitet hat. Daher erlebte er auch die Versuche, den Chor zu retten, hautnah mit.

Als vor zwei Jahren die Übernahmen der Edelstahlfabrikation von Thyssen Krupp durch das finnische Werkstoffunternehmen Outokumpu Oyj mit Sitz in Espoo erfolgte, schrieb der Chor direkt den neuen Besitzer an. Doch vom fernen Finnland signalisierte die Chefetage gleich, dass kein Interesse daran bestehe, den Chor weiterhin zu fördern. Der Betriebsratsvorsitzende setze sich ein und es kam immerhin eine Zusage, bis zum Ende des Jahres die monatliche finanzielle Zuwendung von 450 Euro für die Kosten betreffend den Chorleiter zu belassen.

Im Zeichen der Globalisierung fallen "Sozialprodukte" wie Chöre aber auch sportliche Aktivitäten Übernahmen zum Opfer. Wie wichtig solche Angebote sind und was sie für das soziale Leben bedeuten, interessiert oft diejenigen, die weit weg sind, für den jeweiligen Standort im Ausland nicht. Die globalisierte Welt zerstört örtliche Strukturen: "Es geht ein Stück Kultur verloren. Zumal wir weit über die Grenzen von Krefeld hinaus bekannt waren", bemerkt Hans Vohwinkel, der dem Chor seit 59 Jahren angehörte.

Der Terminkalender des TKN-Chores war immer gut gefüllt. Angefangen von Auftritten bei Werksveranstaltungen über verschiedene Konzerte in Deutschland und den Nachbarländern sowie Besuchen in Altenheimen bis zum gemeinsamen Singen mit befreundeten Chören - in den 84 Jahren kamen mehr als 2000 Auftritte zusammen. Wobei der Name des Chores immer wechselte und sich dem jeweiligen Firmen-Inhaber anpasste. Doch ob Gesangabteilung Deutsche Edelstahlwerke Krefeld oder TKN-Chor, die Freude am Singen verband die Mitglieder und sorgte für viele schöne Stunden bei den Proben und Auftritten. Von dem einstigen, 79 Sänger starken Chor sind heute noch knapp 20 Mitglieder übrig geblieben. Diese proben aber noch fleißig, denn es stehen noch zwei kleinere Auftritte an. Zum einem ist der TKN Chor am Montag, 4. Dezember, bei einer Pensionärs-Ehrung zu hören und zum anderen ist das traditionelle Konzert im Willicher Altenheim Moosheide für Samstag, 16. Dezember, angesagt. Hier wird der Krefelder Chor mit dem Männergesangsvereins Liederkranz 1864 Willich zu hören sein und sich vom Publikum verabschieden.

(RP)
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