Krefeld Emotionales Jugendtheater über die digitale Welt

Krefeld · 22 Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren tobten am Sonntagabend über die Studiobühne II der Fabrik Heeder. In der Premiere des Theaterstücks "Digital Natives" zeigten sie Einblicke in ihre Welt, die sich von der ihrer Eltern, den "Digital Immigrants", deutlich unterscheidet.

Ein Baby zum Beispiel wisse heute intuitiv mit einem Touchpad umzugehen, könne aber mit einer Zeitung nichts anfangen. Ihre Schlussfolgerung: "Eine Zeitung ist nicht mehr als ein kaputtes Tablet."

Dabei begann sie allerdings mit einer regelrechten Hommage an die Eltern- und Großelterngeneration. Immerhin könne sich heute kaum noch jemand vorstellen, wie die in den 1970er oder 80er Jahren aufgewachsenen Erwachsenen überlebt haben. Nie seien sie überallhin von den Eltern gebracht worden, hätten draußen gespielt und seien in Autos ohne Gurt und Airbag gefahren. Sie selbst aber wünschten sich mehr Verständnis für ihre Welt. Die spiele sich nicht mehr auf Bäumen und im Schlamm ab, sondern in sozialen Netzwerken. "Wir sind immer online. Wir schauen nicht mehr fern. Ihr geht während der Werbung auf Toilette, wir sehen sie gar nicht", riefen die Jugendlichen. Immer wieder trugen sie im Chor ihre Thesen vor, gingen dabei aber durchaus kritisch mit der eigenen Welt um.

Unmittelbar auf die Aussage, sie schauten keine Werbung, folgte die Art, wie sie heute angesprochen werden: von Influencern und Guerillamarketing. "Du brauchst das neue Smartphone X. Es weckt Deine Potenziale", wurde zu einer Art Running Gag des Stücks. Auch andere schwierige Themen sprachen sie an. Beispielsweise Cybermobbing. "Mobbing gab es doch schon immer, aber das 'Cyber' gibt dem noch eine viel bedrohlichere, fremdartige Dimension", riefen sie dem Publikum zu, aber verwiesen dann auf die Kanadierin Amanda Todd, die sich in Folge von Mobbing mit 15 Jahren das Leben nahm. Dies geschah mit Hilfe von Zetteln. In dieser Form hatte Todd kurz vor ihrem Freitod in einem Internetvideo über ihre Geschichte berichtet.

Ihre Welt sei die von Erwachsenen. Sie könnten immer mit jedem kommunizieren. Doch seien sie immer noch Kinder oder Jugendliche und daher auch manchmal überfordert. Für sie sei es normal, immer vernetzt zu sein, auch wenn die Eltern das nicht verstünden. In jedem Moment war spürbar, wie sehr den Kresch-Spielern das Thema am Herzen liegt. Die jungen Schauspieler geben in ihrem Stück einen Einblick in eine Welt, die ihren Eltern oft fremd ist. Das Premierenpublikum applaudierte minutenlang.

Nächste Vorstellung: Heute , 19 Uhr, Fabrik Heeder, Virchowstraße 130.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort