Krefeld Einzelhandel - Branche mit Perspektiven

Krefeld · Gewerkschaft und Arbeitgeber ziehen eine positive Bilanz des Mindestlohns und betonen die guten Perspektiven im Einzelhandel.

 <strong>Petra Koske, Betriebsratsvorsitzende bei Galeria Kaufhof: " Ursprünglich wollte ich den Beruf der Erzieherin erlernen. Das hat aber nicht geklappt. Mitte der 70 er Jahre habe ich mich dann in verschiedenen Branchen für einen Ausbildungsplatz beworben. Im Kaufhof bekam ich dann einen Ausbildungsvertrag zur Verkäuferin. Meine Eltern hatten zu dieser Zeit noch eine Schreinerei und ein kleines Geschäft. Da habe ich auch immer mal mitgeholfen. Kundenkontakt war mir somit nicht fremd. Der Kontakt mit den Menschen ist für mich das Schönste an meinem Beruf, den ich jetzt seit fast 40 Jahren ausübe. Ich habe schon so viele verschiedene Menschen kennengelernt und bin mit vielen Kunden ins Gespräch gekommen. Oft wird dann auch schon mal was Privates und nicht nur über die Ware gesprochen. Neben dem Kundengespräch macht die Mischung der verschiedenen Tätigkeiten sehr viel Spaß. Ware einräumen, umräumen, auszeichnen, auch im Lager muss Ordnung herrschen. Der Einsatz an der Kasse gehört natürlich auch mit dazu. An meinem Arbeitsplatz im Kaufhof ist die Arbeit sehr abwechslungsreich. Es gibt den schönen Satz "Handel ist Wandel". Und das ist der andere Punkt, der mir an diesem Beruf so gefällt. Es ändert sich stetig etwas, so dass es nie langweilig wird. Bei mir kommt noch hinzu, dass ich als Betriebsrätin und Gesamtbetriebsrätin zusätzlich Aufgaben übernehme und ehrenamtlich gewerkschaftlich aktiv bin. Mehr Abwechslung geht schon fast gar nicht mehr. Ich arbeite Vollzeit, das heißt 163 Stunden im Monat. Bisher hat sich mir die Frage nach Teilzeit nicht gestellt. Ich mache mir aber darüber Gedanken, da meine Regelaltersrente mit 66 Jahren und sechs Monate beginnt, eventuell vorher in Teilzeit zu wechseln, um so gleitend in den Ruhestand zu wechseln. Ich bin verheiratet, bin 56 Jahre jung und habe keine Kinder."

<strong>Petra Koske, Betriebsratsvorsitzende bei Galeria Kaufhof: " Ursprünglich wollte ich den Beruf der Erzieherin erlernen. Das hat aber nicht geklappt. Mitte der 70 er Jahre habe ich mich dann in verschiedenen Branchen für einen Ausbildungsplatz beworben. Im Kaufhof bekam ich dann einen Ausbildungsvertrag zur Verkäuferin. Meine Eltern hatten zu dieser Zeit noch eine Schreinerei und ein kleines Geschäft. Da habe ich auch immer mal mitgeholfen. Kundenkontakt war mir somit nicht fremd. Der Kontakt mit den Menschen ist für mich das Schönste an meinem Beruf, den ich jetzt seit fast 40 Jahren ausübe. Ich habe schon so viele verschiedene Menschen kennengelernt und bin mit vielen Kunden ins Gespräch gekommen. Oft wird dann auch schon mal was Privates und nicht nur über die Ware gesprochen. Neben dem Kundengespräch macht die Mischung der verschiedenen Tätigkeiten sehr viel Spaß. Ware einräumen, umräumen, auszeichnen, auch im Lager muss Ordnung herrschen. Der Einsatz an der Kasse gehört natürlich auch mit dazu. An meinem Arbeitsplatz im Kaufhof ist die Arbeit sehr abwechslungsreich. Es gibt den schönen Satz "Handel ist Wandel". Und das ist der andere Punkt, der mir an diesem Beruf so gefällt. Es ändert sich stetig etwas, so dass es nie langweilig wird. Bei mir kommt noch hinzu, dass ich als Betriebsrätin und Gesamtbetriebsrätin zusätzlich Aufgaben übernehme und ehrenamtlich gewerkschaftlich aktiv bin. Mehr Abwechslung geht schon fast gar nicht mehr. Ich arbeite Vollzeit, das heißt 163 Stunden im Monat. Bisher hat sich mir die Frage nach Teilzeit nicht gestellt. Ich mache mir aber darüber Gedanken, da meine Regelaltersrente mit 66 Jahren und sechs Monate beginnt, eventuell vorher in Teilzeit zu wechseln, um so gleitend in den Ruhestand zu wechseln. Ich bin verheiratet, bin 56 Jahre jung und habe keine Kinder."

Foto: Lammertz Thomas

Es ist eine nicht ganz alltägliche Initiative: Gewerkschaften und Arbeitgebervertreter betonen gemeinsam, dass die Einführung des Mindestlohns nicht zu den befürchteten negativen Folgen geführt habe - und beide Lager brechen eine Lanze für die Güte der Arbeitsplätze, die der Krefelder Einzelhandel bietet. "Der Mindestlohn hat im Einzelhandel nicht dazu geführt, dass Beschäftigung weggefallen ist; sie ist vielmehr gestiegen; bundesweit um drei Millionen Stellen oder um plus 3,6 Prozent", sagt Krefelds DGB-Chef Ralf Köpke.

 &lt;strong&gt;Christel Kern, Edeka Kempken : "Der Einzelhandel hatte mich schon immer angezogen. Gelernt habe ich im Bereich Büro und Schreibwaren und bin dann vor 16 Jahren als kleiner Quereinsteiger in den Bereich Lebensmittel gewechselt. Am meisten Freude bereitet mir der Umgang mit Menschen. Dies war auch der damalige Hauptgrund, in den Bereich Einzelhandel einzusteigen. Ich arbeite gern in Vollzeit, da dies die gewisse Lücke in meinem Leben schließt."

<strong>Christel Kern, Edeka Kempken : "Der Einzelhandel hatte mich schon immer angezogen. Gelernt habe ich im Bereich Büro und Schreibwaren und bin dann vor 16 Jahren als kleiner Quereinsteiger in den Bereich Lebensmittel gewechselt. Am meisten Freude bereitet mir der Umgang mit Menschen. Dies war auch der damalige Hauptgrund, in den Bereich Einzelhandel einzusteigen. Ich arbeite gern in Vollzeit, da dies die gewisse Lücke in meinem Leben schließt."

Foto: Lammertz Thomas

Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Einzelhandlesverbandes Krefeld-Viersen, bekräftigt, dass der Handel ein attraktiver Arbeitgeber "mit super Perspektiven" sei. "Das ist auch deshalb so, weil es sehr flexible Beschäftigungsmodelle gibt", erläutert er, "ob Voll- oder Teilzeitstelle oder geringfügige Beschäftigung."

 &lt;strong&gt;Janett Joesch, Edeka Kempken:  "Der Einzelhandel bietet so viele Bereiche, in denen man tätig sein kann. So ist es möglich, in der Textil-, Lebensmittel-, Elektrobranche etc. zu arbeiten. Hinzu kommt der Umgang mit so vielen verschiedenen Menschen, um ihnen in ihrer Entscheidung zu helfen wie auch zu beraten. Daher entschied ich mich für diesen Beruf. Ich mag die Abwechslung in meinem Beruf: über Kundenberatung, Verkauf und auch die Büroarbeit, wie z.B. das Erfassen von Lieferscheinen in der EDV. In Teilzeit arbeite ich daher, weil meine Tochter schulpflichtig ist, und ich gerne das Angebot annehme, vormittags zu arbeiten."

<strong>Janett Joesch, Edeka Kempken: "Der Einzelhandel bietet so viele Bereiche, in denen man tätig sein kann. So ist es möglich, in der Textil-, Lebensmittel-, Elektrobranche etc. zu arbeiten. Hinzu kommt der Umgang mit so vielen verschiedenen Menschen, um ihnen in ihrer Entscheidung zu helfen wie auch zu beraten. Daher entschied ich mich für diesen Beruf. Ich mag die Abwechslung in meinem Beruf: über Kundenberatung, Verkauf und auch die Büroarbeit, wie z.B. das Erfassen von Lieferscheinen in der EDV. In Teilzeit arbeite ich daher, weil meine Tochter schulpflichtig ist, und ich gerne das Angebot annehme, vormittags zu arbeiten."

Foto: Thomas Lammertz

Beide widersprechen auch dem Vorurteil, dass es im Einzelhandel überwiegend geringfügig Beschäftigte gebe. Das bestätigt auch Petra Koske, Betriebsrätin vom Galeria Kaufhof. "Wir haben ein Drittel Vollzeit- und zwei Drittel Teilzeitstellen", sagt sie. Auszubildende würden bei entsprechender Qualität gute Perspektiven haben, übernommen zu werden. Die Berufsbilder seien vielfältig und würden immer weiter ausdifferenziert. So gebe es mittlerweile einen "Frischespezialisten", der im Umgang mit frischen, leicht verderblichen Waren ausgebildet wird.

 &lt;strong&gt;Jakob Burghardt, Edeka Kempken:  "Anfangs habe ich neben meinem Abitur bei Edeka Kempken als Aushilfe gearbeitet und nach dem Abitur als Teilzeitkraft. Mir gefiel die Arbeit, und so habe ich mich dazu entschlossen, meine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel dort zu absolvieren. Was mir besonderen Spaß macht und was nicht, kann ich im Allgemeinen gar nicht genau differenzieren. Mir macht der komplette Beruf rundum Spaß, die Vielseitigkeit, die Teamarbeit, die Eigenverantwortung. Ein ganz großer Faktor allerdings ist der Umgang mit Kunden: die Kundengespräche, die Beratung und ab und zu auch einmal ein kleiner Plausch zwischendurch. Ich als Auszubildender arbeite Vollzeit. Eine gewisse Anzahl an Stunden arbeite ich im Betrieb, und die anderen Stunden besuche ich eine Berufsschule."

<strong>Jakob Burghardt, Edeka Kempken: "Anfangs habe ich neben meinem Abitur bei Edeka Kempken als Aushilfe gearbeitet und nach dem Abitur als Teilzeitkraft. Mir gefiel die Arbeit, und so habe ich mich dazu entschlossen, meine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel dort zu absolvieren. Was mir besonderen Spaß macht und was nicht, kann ich im Allgemeinen gar nicht genau differenzieren. Mir macht der komplette Beruf rundum Spaß, die Vielseitigkeit, die Teamarbeit, die Eigenverantwortung. Ein ganz großer Faktor allerdings ist der Umgang mit Kunden: die Kundengespräche, die Beratung und ab und zu auch einmal ein kleiner Plausch zwischendurch. Ich als Auszubildender arbeite Vollzeit. Eine gewisse Anzahl an Stunden arbeite ich im Betrieb, und die anderen Stunden besuche ich eine Berufsschule."

Foto: Lammertz Thomas

Auch wer sich weiterqualifizieren möchte, habe dazu im Einzelhandel viele Möglichkeiten, erläutert Ottersbach weiter - und schließlich gebe es auch die Perspektive, sich selbstständig zu machen. Einer, der das gewagt hat, ist Heiner Kempken, Inhaber der vier Edeka-Märkte Kempken in Krefeld. Er berichtet, dass er als Arbeitgeber bestrebt ist, auf die Arbeitszeitwünsche seiner Mitarbeiter einzugehen. Allein mit Mini-Jobbern könne man keine große Edeka-Filiale führen, betont er auch. Einsatzbereitschaft, Fachkenntnisse, Übung im Umgang mit Kunden - "ohne Engagement der Mitarbeiter funktioniert das alles nicht", sagt er. Auch ein Filialist wie Edeka läuft nicht quasi von alleine und automatisch. "75 bis 80 Prozent unserer Waren liefert Edeka", erläutert Kempken, "den Rest kaufen wir zu." Heißt ja auch: Den Charakter und das Profil eines großen Lebensmittelgeschäfts bestimmt in wichtigen Teilen der Unternehmer mit seinen Mitarbeitern. Auch die Warenwelt in einem solchen Geschäft - Edeka am Gahlingspfad umfasst 1850 Quadratmeter - werde immer komplizierter: "Früher hatten wir 100 Obst- und Gemüseartikel, heute haben wir mehr als 200", sagt Kempken - und dieses Sortiment will gepflegt sein; auch dazu braucht es erfahrene Mitarbeiter.

 &lt;strong&gt;Günter Braun, Edeka Kempken : "1986 machte ich ein Praktikum bei Edeka Laing in Krefeld-Traar. Danach fing ich dort einen Nebenjob auf 400-DM-Basis an. Es hat mir so gut gefallen, dass ich dann 1987 eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel begann. Meine Arbeit ist sehr vielseitig, obwohl sich die Abläufe täglich wiederholen. Aber der Umgang mit den Kunden und die damit anstehende Beratung macht den Arbeitsalltag sehr interessant. Ich arbeite in Vollzeit, weil ich diesen Job gerne mache und mir dadurch ein schönes Leben ermöglichen kann.

<strong>Günter Braun, Edeka Kempken : "1986 machte ich ein Praktikum bei Edeka Laing in Krefeld-Traar. Danach fing ich dort einen Nebenjob auf 400-DM-Basis an. Es hat mir so gut gefallen, dass ich dann 1987 eine Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel begann. Meine Arbeit ist sehr vielseitig, obwohl sich die Abläufe täglich wiederholen. Aber der Umgang mit den Kunden und die damit anstehende Beratung macht den Arbeitsalltag sehr interessant. Ich arbeite in Vollzeit, weil ich diesen Job gerne mache und mir dadurch ein schönes Leben ermöglichen kann.

Foto: Lammertz Thomas
 Ziehen gemeinsam Bilanz (v.l.): Heiner Kempken (Inhaber Edeka-Märkte Kempken Krefeld); Krefelds DGB-Chef Ralf Köpke und Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Einzelhandels- und Dienstleistungsverbands Krefeld-Viersen.

Ziehen gemeinsam Bilanz (v.l.): Heiner Kempken (Inhaber Edeka-Märkte Kempken Krefeld); Krefelds DGB-Chef Ralf Köpke und Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Einzelhandels- und Dienstleistungsverbands Krefeld-Viersen.

Foto: Lammertz Thomas

Die Konsequenz: Der Einzelhandel ist ein großer und bedeutender Arbeitgeber für Krefeld. "Wir haben rund 3000 Einzelhändler in Krefeld mit 14.000 Beschäftigten - ohne die Filialisten", sagt Ottersbach. Auch die Ausbildung sei deutlich besser als ihr Ruf; zum einen wegen der Spezialisierungen, zum anderen wegen der Möglichkeiten zur Weiterqualifizierung. Wer will, kann sich reinhängen und Karriere machen, wer will, kann die Arbeitszeit seinem Leben anpassen. "Die Stellen sind nicht immer top-bezahlt", sagt Ottersbach, "aber die Zufriedenheit ist unterm Strich groß."

(RP)
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