Wirtschaft Einigung: Personal der Drägerwerk AG verzichtet bis 2023 auf mehr Einkommen

Krefeld · Die Drägerwerk AG mit 400 Beschäftigten in Krefeld krabbelt sich aus der Krise: Die Belegschaft des Unternehmens für Medizin- und Sicherheitstechnik verzichtet für drei Jahre auf Lohnerhöhungen, und die Zahlen bei Umsatz und Auftragseingang sind auf einem guten Weg.

 400 Beschäftigte der Drägerwerk AG im Europark Fichtenhain sollen bis 2023 auf Lohnerhöhungen verzichten.

400 Beschäftigte der Drägerwerk AG im Europark Fichtenhain sollen bis 2023 auf Lohnerhöhungen verzichten.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Drägerwerk AG schreibt weiter rote Zahlen. In den ersten neun Monaten dieses Jahres beträgt das Defizit nach Steuern 10,9 Millionen Euro. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es sogar 34,7 Millionen Euro. Hoffnung macht die Geschäftsentwicklung im dritten Quartal und eine Einigung mit Gewerkschaft und Betriebsrat. Das Unternehmen für Medizin- und Sicherheitstechnik hatte im August angekündigt, Personal in Deutschland abbauen und die Belegschaft zu finanziellem Verzicht bewegen zu wollen.

Kostensenkungen im Personalbereich sind jetzt absehbar und treffen auch die Beschäftigten in Krefeld. Die Drägerwerke sind seit mehr als 40 Jahren in der Seidenstadt ansässig. 400 Mitarbeiter — davon 290 im Außendienst — sind seit dem vergangenen Sommer in einem Neubau im Europark Fichtenhain im Verkauf von Produkten aus den Sparten Sicherheits- und Medizintechnik für die Region Nordrhein-Westfalen, Hessen und Teile von Rheinland-Pfalz tätig. Hinzu kommt ein weltweites Mietgeschäft mit Artikeln, die der Sicherheit von Personal und Einrichtungen der Feuerwehr, im Bergbau, in der chemischen Industrie, in Öl- und Gasraffinerien sowie in der Stahl-, Energie- und Entsorgungsbranche dienen.

Dräger, die Industriegewerkschaft (IG) Metall und der Betriebsrat haben sich unlängst auf ein Verhandlungsergebnis geeinigt. Die wichtigsten Inhalte des verabschiedeten Eckpunktepapiers sind: Betriebsbedingte Kündigungen werden vermieden und Standortschließungen bei Dräger in Deutschland ausgeschlossen. Das gilt bis zum 30. Juni 2023. Gleichzeitig verzichten die Beschäftigten die nächsten drei Jahre komplett oder zur Hälfte auf die Tariferhöhungen. Bei gutem Geschäftsverlauf werden die Beschäftigten am Unternehmenserfolg beteiligt. - Darüber hinaus werden die Mitarbeiter bei zukünftigen Veränderungen in ihrem Arbeitsbereich besser stärker einbezogen, insbesondere bei der geplanten Vereinfachung von Prozessen. Die Verhandlungsparteien haben die Fortsetzung der Ausbildung mit 85 Auszubildenden pro Jahr vereinbart. Auslernende Auszubildende werden weiterhin unbefristet übernommen. Dräger kann seine neue Struktur ab dem 1. Januar 2020 umsetzen. Personalüberhänge in diesem Zusammenhang sind durch Versetzungen, Altersabgänge und andere Maßnahmen zu regeln. Als letztes Mittel kann Dräger maximal 50 betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland bis Sommer 2023 aussprechen. Den Ergebnissen müssen die Gremien noch zustimmen.

„Angesichts der Ausgangslage ist dies ein gutes Ergebnis für die Beschäftigten. Die Arbeitsplätze, Standorte und Gesellschaften sind bis zum Sommer 2023 abgesichert. Der Verzicht auf die nächsten Tariferhöhungen schmerzt, aber wir konnten den finanziellen Beitrag so gering wie möglich halten und sozial gestalten“, sagte Daniel Friedrich, Erster Bevollmächtigter der IG Metall. Kollege Siegfrid Kasang, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates von Dräger in Deutschland: „Nach schwierigen Verhandlungen ist es der Arbeitnehmerseite gelungen, betriebsbedingte Kündigungen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.“

„Wir freuen uns, dass die Verhandlungen so konstruktiv waren und wir die Phase der Unsicherheit für alle so kurz wie möglich halten konnten. Wir sind überzeugt, dass dies eine ausbalancierte Lösung ist, die uns wirklich hilft“, sagt Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender der Drägerwerk Verwaltungs AG.

Nachdem im dritten Quartal nach Steuern ein Ergebnis von 3,7 Millionen Euro (Vorjahr minus 5,4 Millionen Euro) zu Buche stand, rechnet der Firmenchef „angesichts der dynamischen Umsatzentwicklung“ in den ersten neun Monaten nun mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von vier bis sechs Prozent für das gesamte Geschäftsjahr.

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