Kr wie Krefeld Eine Tragödie

Krefeld · Der Kirchenasylant Adnan C. wird nun doch abgeschoben. Egal ob er nun Türke oder Libanese ist: Er kam als Junge nach Deutschland und wird als Erwachsener in ein ihm fremdes Land abgeschoben - in die Türkei.

Kr wie Krefeld: Eine Tragödie
Foto: Lothar. Strücken, Thomas Lammertz (4)

Zunächst: Man muss wohl zurückhaltend sein mit Schuldzuweisungen gegenüber der Ausländerbehörde. Das Vorgehen der Behörde ist gesetzeskonform und mehrfach gerichtlich bestätigt. Zuletzt ist aus den Verlautbarungen der Stadt deutlicher Unmut herauszuhören gewesen, dass Adnan C. die Brücken, die man ihm gebaut hat (türkische Staatsbürgerschaft anerkennen und dann wieder einreisen), nicht angenommen hat.

Ob die Behörde früher an der Anerkennung Adnan C.'s als Libanese hätte arbeiten können, wie von der Ausländerrechtlichen Beratungskommission (ABK) nahegelegt, bleibt rechtlich umstritten. Nicht klar ist auch, ob die Deutung des Schreibens von NRW-Innenminister Jäger an Oberbürgermeister Kathstede richtig ist, die Hans Butzen für die ABK vorgetragen hat: Butzen hatte den Brief so gelesen, dass der Minister eine Krefelder Lösung nicht anfechten würde - demnach hätte Kathstede den Fall neu aufrollen können. Ob Kathstede diese Macht tatsächlich gehabt hat, ist aber unklar: Er kann ja schlecht gegen mehrere Gerichtsurteile plötzlich irgendwelche Zweifel geltend machen. Dass Kathstede die Hilferufe der Pfarrer, die sich für Adnan C. einsetzen, ignoriert hat, ist eine andere Geschichte: Er leistet damit dem Eindruck Vorschub, dass der Verwaltung das Schicksal dieses Menschen am Ende egal ist.

Sicher ist nur: Dass Adnan C. nach Jahrzehnten in Deutschland ausgewiesen wird, ist schwer nachvollziehbar. Das Ausländerrecht ist offenbar nicht in der Lage, für Leute wie ihn eine humanitär akzeptable und rechtliche klare Lösung zu finden. Nun wird ein Mann für etwas belangt, was für ihn als halbes Kind begann: in einer Flucht. Menschlich eine Tragödie.

(RP)
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