Flüchtlingslager in Krefeld Eine Stadt für 1000 Menschen

Krefeld · Das Flüchtlingslager auf dem Kasernengelände in Krefeld ist fast fertig. Es gleicht einer kleinen Stadt. Ein Rundgang gibt Eindrücke, wie die rund 1000 Menschen, die dort unterkommen, leben werden.

Nur ein Vorhang trennt die Schlafkabinen vom endlos wirkenden Flur. Das ist dann auch schon das Maximum an Privatsphäre, das die Bewohner der Flüchtlings-Notunterkunft in Forstwald haben werden. Zwölf Menschen teilen sich künftig die sechs mal sechs Meter großen Räume mit kleinem Fenster. Geschlafen wird in Doppelstockbetten, persönliche Dinge können in Spinden aufbewahrt werden, Tische und Stühle stehen bereit. Nach oben sind die Kabinen offen, ganz dunkel oder gar ruhig wird es hier nie sein. Doch noch herrscht Stille in der 70 mal 40 Meter großen Halle, die mit Kunststoff-Fußboden in Holzoptik ausgelegt ist. 250 Menschen sollen hier eine vorübergehende Zuflucht finden. Pro Halle, von denen es insgesamt vier gibt.

Frank Lüttges, Geschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes, führt über das weitläufige Gelände. Von den schrottreifen ehemaligen militärischen Anlagen ist nichts mehr zu sehen. Nur eine offene Halle parallel zum Hochbendweg, gedacht als Aufenthalt im Freien bei schlechtem Wetter, ist stehengeblieben. Entstanden ist eine kleine, gepflegt wirkende Stadt aus Leichtbauhallen.

Das Flüchtlingslager in Krefeld-Forstwald
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Das Flüchtlingslager in Krefeld-Forstwald

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Foto: Carola Puvogel

Zum 1. Mai werden die Malteser als Betreiber der Landesunterkunft das Hausrecht bekommen und für die Betreuung der Flüchtlinge verantwortlich sein. Auch die Bezirksregierung wird Mitarbeiter vor Ort haben, die sich etwa um die Taschengeld-Auszahlung kümmern. Lüttges und seine Kollegen sind seit Monaten mit der Planung für die Betreuung der bis zu 1000 Menschen befasst. 14 Tage haben Lüttges und sein Team zur Einrichtung der Hallen. Ein logistischer Kraftakt: Betten, Bettwäsche, Möbel, Handtücher, Zahnbürsten, Spielzeug - die Liste ist lang. Und teuer. "Die Preise für Betten und so ziemlich alle Dinge, die man für die Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften benötigt, haben sich im letzten Jahr verdoppelt", berichtet Lüttges.

Beim Einrichten der Räume werden die meisten der 60 neu eingestellten Mitarbeiter mithelfen. "Das heißt, dass auch Pädagogen Betten zusammenschrauben", sagt Lüttges und schmunzelt. Doch das sei so gewünscht. "Das Team ist so motiviert, alle schreien förmlich danach, von Anfang an dabei zu sein." Unter den 60 Mitarbeitern, die die Unterkunft Tag und Nacht betreuen werden, sind Verwaltungsangestellte, Hausmeister, medizinisches Personal und Pädagogen. Zusätzlich gibt es einen Wachdienst. Ein externer Caterer liefert das Essen.

Gut laufe auch die Zusammenarbeit mit den örtlichen Kirchengemeinden, Vereinen und dem Bürgerverein. Ein Runder Tisch befindet sich in Gründung. Die Stimmung sei positiv und konstruktiv. "Wenn alles klappt, wird wahrscheinlich die Organisation der Kleiderkammer von Ehrenamtlern übernommen werden." Lüttges könnte sich das so vorstellen, dass Kleider- und Sachspenden außerhalb der Einrichtung, zum Beispiel von den Kirchengemeinden, entgegengenommen und vorsortiert werden. "Auf dem Gelände selber kann nichts abgegeben werden." Generell werde der Zutritt stark reglementiert sein. Auch die Flüchtlinge müssen sich an strenge Regeln halten. Sie bekommen einen Chipkarten-Ausweis mit Foto und müssen diesen beim Verlassen und Betreten des Geländes und der Essenausgabe scannen lassen. "So wissen wir immer, wer auf dem Gelände ist, zum Beispiel für den Fall einer Evakuierung", erklärt Lüttges. "Und wenn jemand drei Tage nicht zum Essen erscheint, fällt das natürlich auf."

Ob, wann und wie viele Menschen in Forstwald ankommen, ist noch offen. "Die Einrichtung ist eine Überlauf-Einrichtung des Landes und wird belegt, wenn alle anderen voll sind", sagt Lüttges. Dass auf einen Schlag 1000 Menschen ankommen, hält er für unwahrscheinlich. Generell werden die Flüchtlinge nur für wenige Wochen in Forstwald bleiben. "Ankommen, zur Ruhe kommen, durchatmen" werde für die Menschen nach ihrer Flucht erst mal Priorität haben.

Lüttges ist es wichtig, den Anwohnern die Ängste zu nehmen. "Es ist gut, dass wir eine Krefelder Organisation sind, denn so ist es leicht, uns anzusprechen", sagt er. Selbstverständlich sei er auch bei der Info-Veranstaltung zum Thema Sicherheit heute, Freitag, 17 Uhr, in der evangelischen Kirche am Bellenweg dabei, um Fragen zu beantworten.

(RP)
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