Krefeld Ein weltoffener Heimatliebhaber

Krefeld · Mit Reinhard Feinendegen verliert Krefeld einen Historiker Krefelds, der die Liebe zu seiner Heimatstadt mit philologischer Genauigkeit verband. Viele empfinden auch den Christenmenschen Feinendegen als Vorbild.

 So wird er in Erinnerung bleiben: Reinhard Feinedegen voller Freude über die Arbeit an der Geschichte Krefelds. Das Foto entstand 2008 bei einem Interview über die Arbeit am letzten Band der „Krefelder Stadtgeschichte“. Feinendegen ist in der Nacht auf Karfreitag gestorben.

So wird er in Erinnerung bleiben: Reinhard Feinedegen voller Freude über die Arbeit an der Geschichte Krefelds. Das Foto entstand 2008 bei einem Interview über die Arbeit am letzten Band der „Krefelder Stadtgeschichte“. Feinendegen ist in der Nacht auf Karfreitag gestorben.

Foto: RP-Archiv

Wir baten zum Tode des Heimatforschers Reinhard Feinendegen Weggefährten um eine Würdigung. Stellvertretend für viele erinnert sich Theodor Pelster, ein langjähriger Freund von Feinendegen, an den Historiker, der, wie berichtet, in der Nacht zu Karfreitag gestorben ist.

"Als sich am Karfreitag die Nachricht verbreitete, dass Reinhard Feinendegen, der vielfach ausgezeichnete Heimatforscher, der ehemalige Schulleiter des Gymnasiums Horkesgath und der engagierte Mitbürger der Stadt Krefeld, gestorben sei, erschraken auch diejenigen, die von seiner schweren Krankheit wussten. Reinhard Feinendegen war ein Leben lang heimatverbunden und weltoffen zugleich. Wenn er von seiner Kindheit und Jugend erzählte, merkte man, dass ihn der Niederrhein und insbesonders Uerdingen, die Stadt am Rhein, geprägt hatten.

Dort war er Schüler und Pfadfinder gewesen, ehe er zum Studium nach Freiburg, später nach Bonn aufbrach. Ich lernte ihn kennen, als er bereits mit seiner Dissertation beschäftigt war. Er arbeitete ausdauernd, fleißig und sorgfältig in Bonn im "Institut für Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande" und bestand bald das Promotionsverfahren mit höchster Auszeichnung. Wir trafen uns damals während der Woche ziemlich regelmäßig in der Mensa am Krefelder Tisch und sonntags häufig bei Veranstaltungen der katholischen Studentengemeinde. Er legte dann seine Staatsexamina ab, war eine Zeit lang als Lektor in England tätig und trat dann 1962 den Schuldienst in seiner Heimatstadt an.

Bald war er in unserer Stadt eine Institution: Er war "Gründungsrektor" des Gymnasiums Horkesgath, erhob seine Stimme in den Ratsgremien, übernahm die Schriftleitung der "Heimat", mischte sich als engagierter Bürger in die öffentlichen Diskussionen — auch durch eine Reihe von Leserbriefen — ein und half schließlich noch im Kirchendienst seiner Pfarre aus, wenn dort Not war. Zu keinem dieser vielen Ämter hat er sich gedrängt.

Aber nie hat er sich der Verantwortung versagt, die man ihm anvertraute, weil man seine Fähigkeiten und seine Tugenden zu schätzen und zu nutzen wusste. Reinhard Feinendegen war ein Bewahrer, kein Neuerer. Er lebte und wirkte aus seinen Grundüberzeugungen und ließ sich nie von Modetrends vereinnahmen.

Als Schulleiter prägte er seine Schule. Als Schulleiter kannte er die meisten Schülerinnen und Schüler mit Namen und Kurzbiographien, auch wenn er sie selbst nie unterrichtet hatte. Das Kollegium schätzte seine Gradlinigkeit und seine Zuverlässigkeit, auch seine Art, freundlich im Umgang und streng in der Sache zu sein.

Die Stadt Krefeld verdankt in weitem Maße ihm, dass sie eine Stadtgeschichte vorzeigen kann, die ihresgleichen sucht. Das fünfbändige Werk mit dem zusammenfassenden Titel "Krefeld. Die Geschichte der Stadt" war 2010 vollendet worden: Gesamtgewicht acht Kilo, Gesamtumfang 3500 Seiten mit mehr als 12000 Fußnoten.

Insgesamt 25 Autoren haben über Jahre hinweg mitgedacht und mitgearbeitet. Reinhard Feinendegen war nicht nur der Mann der ersten Stunde, sondern als einer der Schriftleiter auch derjenige, der viele Jahre lang die Fäden in der Hand hielt, der vermitteln und antreiben musste — wieder "freundlich im Umgang, streng in der Sache" —, der alle Fußnoten überprüfte und die ersten und letzten Korrekturen las.

Am 5. Dezember 2010 wurde dafür ihm und dem Mitherausgeber Hans Vogt der Niederrheinische Literaturpreis verliehen. Es war nicht die erste Auszeichnung für Reinhard Feinendegen. Er hatte bereits den Rheinlandtaler, die Ehrenplakette der Stadt Krefeld und das Bundesverdienstkreuz erhalten. Er nahm diese und andere Ehrungen überrascht und dankbar an, aber sie änderten nichts an seiner sprichwörtlichen Bescheidenheit. Er wollte nie Mittelpunkt sein und war es dessen ungeachtet immer wieder bei Veranstaltungen der Heimatfreunde und bei vielen privaten Treffen.

Wichtiger als die öffentliche Anerkennung war ihm die Geborgenheit in der Familie; denn Reinhard Feinendegen war nicht in erster Linie Wissenschaftler, auch nicht Stadtpolitiker, sondern Familienmensch. Er lebte voller Dankbarkeit in einer geglückten, langdauernden, christlichen Ehe, war ein aufmerksamer, stets hilfsbereiter Vater dreier Kinder und am Ende stolzer Großvater. Unsere Trauer ist groß. Sicherlich ist der Verlust, den die Familie, die Verwandten, die Bekannten und die Freunde erlitten haben, unterschiedlich schmerzlich. Ein Trost für alle ist jedoch zu wissen, dass der Verstorbene aus der festen Überzeugung lebte, dass unser Leben in Gottes Hand liegt. Ihm hat er sich anvertraut. Uns aber bleibt er Vorbild."

(RP/ila)
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