Krefeld Ein packender Abend zu Europa

Krefeld · Von Desinteresse keine Spur: Die VHS-Veranstaltung zur EU-Wahl war bestens besucht. Spürbar war große Sympathie für und große Sorge um die EU. Referent war der langjährige Brüssel-Korrespondent der ARD, Rolf-Dieter Krause.

 Das Foyer der VHS war dicht mit Menschen besetzt – das Interesse an der Europawahl am 26. Mai ist doch größer, als mancher vermutet.

Das Foyer der VHS war dicht mit Menschen besetzt – das Interesse an der Europawahl am 26. Mai ist doch größer, als mancher vermutet.

Foto: Sven Schalljo

Die Zeiten, in denen Europawahlen von den Menschen eher mit einem Achselzucken quittiert wurden, scheinen vorbei zu sein. Den Bürgern scheint immer klarer zu werden, welch große Bedeutung gerade der kommenden Wahl am 26. Mai zukommt. Das jedenfalls lässt sich aus der Resonanz ablesen, die die Europaveranstaltung der VHS am Donnerstagabend fand. Mehr als 100 Besucher füllten das Foyer der Volkshochschule bis auf den letzten Platz, als Europaabgeordnete Petra Kammerevert (SPD), die Europakandidaten Stefan Berger (CDU) und Michael Terwiesche (FDP), der grüne Stadtrat Krefelds Thorsten Hansen und der ehemalige Leiter des ARD-Brüssel-Studios, Rolf-Dieter Krause, über Europa, die Wahl, Perspektiven und Probleme diskutierten.

 Das verbindet Christina Ripkens mit der Europäischen Union: „Die EU ist etwas Gemeinsames. Aber das Gemeinsame ist nicht immer greifbar, und oft fällt es schwer, das Verbindende wirklich bewusst wahrzunehmen. Europa ist geprägt von großer Vielfalt aber auch eine große Verantwortung. Wir müssen diese Verantwortung für unsere Zukunft übernehmen.“

Das verbindet Christina Ripkens mit der Europäischen Union: „Die EU ist etwas Gemeinsames. Aber das Gemeinsame ist nicht immer greifbar, und oft fällt es schwer, das Verbindende wirklich bewusst wahrzunehmen. Europa ist geprägt von großer Vielfalt aber auch eine große Verantwortung. Wir müssen diese Verantwortung für unsere Zukunft übernehmen.“

Foto: Sven Schalljo

Krause leitete den Abend nach einer Eröffnung von Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer mit einem Initiativ-Vortrag ein. Darin stellte er dar, dass Europa in ernster Gefahr sei. „Wir müssen uns bewusst sein: Europa kann scheitern. Und wenn es das tut, dann wird das nicht mit einem Knall geschehen. Es wird ein erosiver Prozess sein. Europa würde uns unmerklich unter den Fingern zerrinnen. Und dieser Prozess hat längst eingesetzt“, sagte der erfahrene Journalist. Die Tendenzen beispielsweise in Rumänien, wo Gesetze erlassen würden, die Korruption begünstigten, damit der Regierungschef nicht in Haft müsse, in Ungarn, wo die Pressefreiheit in erster Gefahr oder faktisch nicht mehr vorhanden sei, oder Polen, wo die Unabhängigkeit der Gerichte bedroht sei, würden die Einheit und den Fortbestand der EU in Frage stellen.

 Schülerin Merle Lemke sagt: „EU bedeutet Zusammenhalt und Fairness, aber auch Demokratie, auch wenn diese nicht immer perfekt ist. Für mich und meine Generation ist Europa eine Selbstverständlichkeit, die viel zu oft gar nicht mehr wahrgenommen wird. Ich finde es schade, dass das Thema Europa in der Schule viel zu wenig behandelt und uns auf diese Art nicht richtig nahe gebracht wird.“

Schülerin Merle Lemke sagt: „EU bedeutet Zusammenhalt und Fairness, aber auch Demokratie, auch wenn diese nicht immer perfekt ist. Für mich und meine Generation ist Europa eine Selbstverständlichkeit, die viel zu oft gar nicht mehr wahrgenommen wird. Ich finde es schade, dass das Thema Europa in der Schule viel zu wenig behandelt und uns auf diese Art nicht richtig nahe gebracht wird.“

Foto: Sven Schalljo

Gegenmaßnahmen könnten seiner Ansicht nach in einem „Kerneuropa“ um Deutschland und Frankreich bestehen, das intensiver zusammenarbeite und beispielsweise in Hinsicht Rüstung und Außenpolitik stärker kooperiere und der EU auch mehr Gewicht in der Welt gebe. „Denn auch Deutschland oder Frankreich spielen international gegen USA oder China keine große Rolle. Das geht nur gemeinsam“, sagte der Experte.

 Udo Rosenkranz denkt: „Europa ist vor allen Dingen 70 Jahre Frieden auf einem historisch von Krieg geprägten Kontinent. Und auch wenn es sich oberflächlich anhört: Für mich ist Europa auch Reisefreiheit. Es ist wichtig und schön, ohne Pass reisen zu können. Und ich denke: Ein starkes Europa ist der beste Weg, Nationalismus zu überwinden, auch wenn die Entwicklung derzeit leider einen anderen Anschein macht.“

Udo Rosenkranz denkt: „Europa ist vor allen Dingen 70 Jahre Frieden auf einem historisch von Krieg geprägten Kontinent. Und auch wenn es sich oberflächlich anhört: Für mich ist Europa auch Reisefreiheit. Es ist wichtig und schön, ohne Pass reisen zu können. Und ich denke: Ein starkes Europa ist der beste Weg, Nationalismus zu überwinden, auch wenn die Entwicklung derzeit leider einen anderen Anschein macht.“

Foto: Sven Schalljo

In der folgenden Gesprächsrunde mit ihm und den Politikern, moderiert von Helmut Wenderoth, zeigten sich die Parteivertreter etwas optimistischer. „Ich träume von einem völlig vereinten Europa, einem Föderalen Staat, in 20 bis 40 Jahren“, sagte zum Beispiel Kammerevert. Terwiesche betonte es sei wichtig, dass Verträge eingehalten würden. „Es muss gleiches Recht für alle gelten. Verträge mit Füßen zu treten, das darf nicht akzeptiert werden“, sagte er. Hansen freute sich vor allem über einen „europäischen Wahlkampf“. „Erstmals geht es um europäische Themen. Das finde ich sehr gut“, sagte er. Berger forderte „ein Europa, das in großen Dingen groß und in kleinen Dingen klein ist“.

 Tim Derks sieht in der EU „vor allem eine Wertegemeinschaft. Es ist eine Zusammenarbeit von Staaten, in der alle gemeinsam für etwas stehen. All diese Staaten, die die EU bilden, wollen zusammen eine solidarische, gerechte und freiheitliche Zukunft schaffen. Darum denke ich, dass es sehr wichtig ist, dass die EU sich gut entwickelt und wir alle zusammen dafür arbeiten, dass die EU erhalten wird.“

Tim Derks sieht in der EU „vor allem eine Wertegemeinschaft. Es ist eine Zusammenarbeit von Staaten, in der alle gemeinsam für etwas stehen. All diese Staaten, die die EU bilden, wollen zusammen eine solidarische, gerechte und freiheitliche Zukunft schaffen. Darum denke ich, dass es sehr wichtig ist, dass die EU sich gut entwickelt und wir alle zusammen dafür arbeiten, dass die EU erhalten wird.“

Foto: Sven Schalljo

Viel Lob bekamen auch die Schüler des Berufskollegs Vera Beckers, die einen Film erstellt hatten, in dem sie sich zu Europa positionierten. Pointiert und jugendlich frisch sprachen sie über Vorurteile unter den Nationen und entkräfteten diese humorvoll.

Auch die Besucher beteiligten sich an der Diskussion. Sie stellten Fragen von Bildungspolitik über Gleichberechtigung bis zum vielzitierten Artikel 13 der Urheberrechtsgesetzgebung. Krause warnte davor, zu viel zu regulieren. „In der Gleichberechtigung sind die Unterschiede viel zu groß. Einigkeit wird hier nicht zu erzielen sein. Schweden oder Malta, einer ist immer unzufrieden. Für mich ist das kein europäisches Thema. Es gilt hier Subsidiarität zu achten“, sagte er. Schon zuvor hatte er zu Ende seines Vortrages den Tenor des Abends gut  zusammengefasst: „Die Regierungen müssen, frei nach Kennedy, nicht fragen, was Europa für sie tun kann, sondern was sie für Europa tun können. Wir haben viel zu verlieren; Europa ist es wert, dass wir es verteidigen“, sagte er unter dem Applaus der Anwesenden. Da blieb als letztes Wort nur noch Wenderoths Appell: „Gehen Sie am 26. Mai wählen.“

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