Nashornkunst im Krefelder Zoo Das Nashorn mit dem Leberwurstbaum

Krefeld · Sabine Dio ist eine Krefelder Künstlerin, die sich an der Aktion der Zoofreunde, Nashornmodelle künstlerisch in Szene zu setzen, beteiligte. Ihr Kunstwerk bildet ein ganzes Ökosystem ab und ragt damit heraus.

 Die Aufnahme zeigt, wie viele Details eingearbeitet sind.

Die Aufnahme zeigt, wie viele Details eingearbeitet sind.

Foto: Sabine Dio

Immer wieder sammeln die Zoofreunde mit verschiedenen Aktionen Geld für den Krefelder Zoo. Aktuell stehen die Projekte „Afrikasavanne“ und „Pelikan-Lagune“ im Fokus. Um diese finanziell zu unterstützen, ließen die Zoofreunde 100 Nashörner aus Ton fertigen, die dann von 55 Künstlern bemalt und verziert wurden, um dann zugunsten der benannten Projekte verkauft zu werden. Insgesamt erbrachte die Aktion über 30.000 Euro, die den Zoo dabei unterstützen, die Haltungsbedingungen für seine Tiere weiter zu verbessern.

 Friedrich Berlemann und Sabine Dio präsentieren die Nashornfigur der Künstlerin. Das Nashorn ist dargestellt als Teil eines Ökosystems – mit den Tieren und Pflanzen, die für das Nashorn wichtig sind.

Friedrich Berlemann und Sabine Dio präsentieren die Nashornfigur der Künstlerin. Das Nashorn ist dargestellt als Teil eines Ökosystems – mit den Tieren und Pflanzen, die für das Nashorn wichtig sind.

Foto: Sven Schalljo

Ein Nashorn sticht aus den anderen Arbeiten heraus. „Die anderen Künstler haben unter dem Strich fast ausschließlich die Figuren bemalt“, sagt Friedrich Berlemann, Vorsitzender der Zoofreunde. Nicht so beim von Sabine Dio (52) gestalteten Modell. Die Krefelder Künstlerin, die seit zehn Jahren in einer ehemaligen Dienstwohnung über der Zooschule wohnt und auf dem Zoogelände auch ihr Atelier unterhält, berichtet: „Ich habe in den vergangenen Jahren immer mehr die Symbiose zwischen Mensch und Natur thematisiert. So kam ich als logischen nächsten Schritt dahin, dass auch Tierarten untereinander sich bedingen und brauchen, eben, die Welt als komplexes Ökosystem zu begreifen und in der Folge auch darzustellen.“

 Ein Schmetterling, für dessen Überleben Leberwurstbäume wichtig sind.

Ein Schmetterling, für dessen Überleben Leberwurstbäume wichtig sind.

Foto: Sabine Dio

Und so ist ihr Nashorn ein ganzes Ökosystem. „Ich habe viel Recherche hineingesteckt und ergründet, was Nashörner fressen und wer mit und von ihnen lebt“, erläutert sie. Heraus kamen drei Pflanzen, zwei Vogel- und zwei Schmetterlingsarten sowie ein Mistkäfer. „Das Nashorn frisst die Früchte des Leberwurstbaumes und verbreitet sie. Es ernährt sich auch von Akazien und der Spirostachys Africana, die auch „Jumping Bean Tree“ bekannt ist. In den Früchten dieser Bäume legen Falter ihre Maden ab“, erläutert Dio. Der Leberwurstbaum hat seinen Namen daher, dass seine Früchte wie Leberwürste aussehen.

 Einige Pflanzen gedeihen im Lebensraum des Nashorns besonders gut.

Einige Pflanzen gedeihen im Lebensraum des Nashorns besonders gut.

Foto: Sabine Dio

Die zweite Schmetterlingsart lebt rund um den Leberwurstbaum. Die Vögel – Madenhacker und Kuhreiher – leben buchstäblich auf dem Nashorn. Der Madenhacker pickt Insekten aus Hautfalten und hilft so dem Dickhäuter, der Kuhreiher jagt vom großen Tier aufgescheuchte Insekten und Kleintiere. Die Hinterlassenschaften des Nashorns dienen dem Pillendreher oder Mistkäfer als Lebensraum und Nahrung für seine Larven.

Entsprechend packte Dio all diese Arten in das Kunstwerk, ließ die Hörner in Bäume übergehen und klebte Darstellungen der Falter und Vögel an das Modell. „Es steckt allein rund eine Woche Recherche darin. Und dann viereinhalb bis fünf Wochen Arbeit an der Umsetzung. Allein die Blätter der Bäume haben mich drei Tage gekostet und ich hätte viel mehr davon gemacht, wenn mehr Zeit gewesen wäre“, sagt die Künstlerin, die Teilweise von ihrer Kunst, die sich an vielen Stellen auch im Zoo findet, und teilweise von ihrer Arbeit als Zooführerin lebt.

Ihr Kunstwerk, das vom Mitarbeiter-Team des Forscherhauses gestiftet und dem Zoo für das Forscherhaus zur Verfügung gestellt wurde, soll der Auftakt einer Serie werden. „Ich möchte eine der sechs anderen Arten aufnehmen und darum ein neues Ökosystem bauen, das dann wieder die Basis für das nächste Kunstwerk bildet. So möchte ich mich langsam um die ganze Welt bewegen“, beschreibt Dio ihre Pläne.

Berlemann jedenfalls ist von der Herangehensweise der Künstlerin begeistert. „In diesem Kunstwerk steckt unglaublich viel Aussage, Wissen und Einfallsreichtum. Wir haben viele tolle Kunstwerke bekommen, aber dieses ragt doch heraus“, sagt er.

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