Krefeld Ein Krefelder leitet Waldeck-Jubiläum

Krefeld · Jacky Jacobi van Beek ist der Leiter des Kult-Folklorefestivals auf Burg Waldeck: Pfingsten wird das 50-Jährige gefeiert.

 Jacky Jacobi van Beek ist seit 2005 künstlerischer Leiter des "Internationalen Liederfestes". Der Burg Waldeck hat sich der 71-Jährige aber schon viele Jahre zuvor verschrieben.

Jacky Jacobi van Beek ist seit 2005 künstlerischer Leiter des "Internationalen Liederfestes". Der Burg Waldeck hat sich der 71-Jährige aber schon viele Jahre zuvor verschrieben.

Foto: Lothar Strücken

Die Krefelder haben nicht nur ihr eigenes Folklorefest. Ein Seidenstädter sorgt auch seit vielen Jahren dafür, dass "die Waldeck", die Mutter aller Folk-Festivals in deutschen Landen, bis heute lebt und an diesem Pfingstwochenende 50. Jubiläum feiern kann.

 Hanns Dieter Hüsch - ein Foto aus dem Privatalbum Jacobi van Beeks.

Hanns Dieter Hüsch - ein Foto aus dem Privatalbum Jacobi van Beeks.

Foto: Picasa

Die Rede ist von Jacky Jacobi van Beek, der in diesem Jahr 72 Jahre alt wird. Seit 2005 fungiert er als künstlerischer Leiter des "Internationalen Liederfestes", aktiv dabei ist er natürlich schon viel länger. Und auch das Phänomen Waldeck ist deutlich älter, als man glaubt.

 Hannes Wader (rechts) spielte ebenfalls bei den Festivals, die Burg Waldeck zum Mythos machten.

Hannes Wader (rechts) spielte ebenfalls bei den Festivals, die Burg Waldeck zum Mythos machten.

Foto: NN

Musikalische Treffen mit internationalem Kulturaustausch finden dort regelmäßig seit 1922 statt. Die so genannten "Weltfahrer" trafen sich dort und luden sich Gäste ein, die sie auf Reisen kennengelernt hatten. Sogar der legendäre indische Dichter Rabindranath Tagore kam auf die Waldeck, wo man ihn frech "Bindedraht" nannte, weil man seinen Namen nicht aussprechen konnte.

 In den 1960er Jahren wurde die Waldeck zum Publikumsmagneten.

In den 1960er Jahren wurde die Waldeck zum Publikumsmagneten.

Foto: Picasa

1933 gründete sich dann die "Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck", eine in sich widersprüchliche Vereinigung, in der progressive Kräfte die Burg mit den Nazis vor den Nazis retteten. Zusammen mit gemäßigten Nationalen nämlich konnte man die Burg vor der vollständigen Vereinnahmung durch die 150-Prozentigen bewahren.

Während Jacobi in Neuss das grafische Gewerbe lernte, kam er 1959 im Schlepp der dort ansässigen Gruppe "Pontocs" erstmals zur Waldeck. "Die Geschichte der Waldeck, wie sie später zum Mythos wurde, begann praktisch 1964 und dauerte fünf Jahre und Festivals", weiß Jacobi deshalb als Augen- und Ohrenzeuge zu berichten. Peter Roland legte den Grundstein mit seinem riesigen Repertoire an demokratischen '48er-Liedern, jiddischen Liedern und internationaler Folklore - wieder ausgegrabene Schätze der Bündischen Jugend vor ihrer Gleichschaltung mit der Hitlerjugend. Darauf konnten Hannes Wader, Reinhard Mey, der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch und viele andere aufbauen. Colin Wilkie & Shirley Heart aus England gaben internationales Flair dazu, und vor allem griffen nun die Medien das Ereignis auf.

"Nach solcher Kultur waren doch alle ausgehungert. Wie ein Schwamm haben wir das aufgesogen", erzählt Jacobi. "Beim Liederfest habe ich auch meine Frau Babusch kennengelernt, und wir haben auf der Burg geheiratet." Die Ehe hält bis heute.

Inzwischen kamen so viele Besucher, dass es die Kapazität des Geländes sprengte, und Organisator Tom Schroeder setzte die Arbeit mit den Essener Songtagen, dem Mainzer "Open Ohr Festival" und weiteren Aktivitäten fort. Um 1990 herum gab es noch einmal eine Blütezeit, und Jacobi erinnert sich an den Abend, als Wolfgang Niedecken und Richie Havens zusammen "Knockin' On Heaven's Door" sangen.

Nach dem Fest von 2004 hatte plötzlich niemand vom Trägerverein mehr Zeit, und so blieb die künstlerische Leitung an Jacky hängen, der 1976, nach dem Brand des zur Burg gehörigen, übrigens vom Krefelder Architekten Karl Buschhüter stammenden "Säulenhauses", festes Mitglied geworden war. "Und seitdem hab ich das an der Backe", meint er trocken.

Es sollte die dritte Blütezeit der Waldeck werden mit Neuentdeckungen wie Martin Sommer und Arno Rittgen. So ist auch das fulminante Jubiläumsprogramm Jacobis Werk: Christoph Stählin, der Black und Walter Mossmann als "Weißkopfadler" der ersten Stunde und Michael Zachcials "Grenzgänger", die Wellbrüder (Biermösl Blosn) und Annette Degenhardt als Jüngere konnte er gewinnen. Und Stoppok, der am Pfingstmontag außerdem in der Krefelder Friedenskirche auftritt (20 Uhr). Jacobi selbst spielt übrigens auch Gitarre und singt gelegentlich gern Rembetiko, jene melancholischen Lieder der Griechen, die 1922 aus ihrer kleinasiatischen Heimat vertrieben wurden.

(RP)
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