Krefeld Ein Krefelder Kleinod

Krefeld · Mit Geheimnissen lässt sich jeder locken. Diese Erfahrung nutzt Margret Beier, wenn sie Menschen für die Kirche Herz Jesu in Königshof begeistern will. Dass dieser so heimelig anmutende Backsteinbau etwas verbirgt, mögen viele erst einmal nicht glauben.

Aber um Glauben geht es Margret Beier und vielen anderen engagierten Gemeindemitgliedern. "Auch wenn wir seit zehn Jahren keinen eigenen Pfarrer mehr haben", sagt Beier, die an Herz Jesu die Erwachsenenbildung koordiniert. Jüngster Beweis ist eine Ausstellung, die heute Abend eröffnet wird.

"Das Kreuz der Christen" ist Titel eines Projekts, das die Herz-Jesu-Gemeinde bis Ostern beschäftigen wird. Die Bildungsangebote für Erwachsene und Kinder werden sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit dem Symbol des christlichen Glaubens auseinandersetzen. So wie die Bilder, die Künstler aus der Region Niederrhein bis zum 18. Februar zeigen. "Wir haben bewusst den Schwerpunkt auf abstrakte Darstellungen gelegt, denn wir wollen, dass die Menschen ohne Vorgaben ganz frei ihre Gedanken entwickeln, wenn sie die Arbeiten betrachten", sagt Beier.

Der Tod ist häufig das Thema in den Zeichnungen, Aquarellen und Ölbildern. Aber viele zeigen auch das Licht und in strahlenden Farben die Hoffnung auf Auferstehung. "Uns beschäftigt die Frage, was das Kreuz für uns bedeutet. Und wir sollten darüber nachdenken, warum in den Debatten um Kreuze in öffentlichen Gebäuden die Christen zu so wenig Selbstbewusstes dazu sagen", sagt Beier.

Ihre Tochter Barbara hat solche Fragen in regionaler Kunst gesucht und ist bei Mitgliedern der Gemeinschaft Krefelder Künstler fündig geworden. Die Ausstellung zeigt Bilder unter anderem von Hansjörg Krehl, Brigitte Gmachreich-Jünemann, Peter M. Heeser, Anne Kurth, Edith Stefelmanns und dem im vergangenen Jahr verstorbenen Hans Dieter Matthey.

Dass die Kirche Ort für Auseinandersetzung sein soll, erschließt sich schon beim Betreten: Weiße Bänke sind im Halbrund um den Altar gruppiert — Mitte der 80er Jahre ist die Backsteinkirche durch den Architekten Franz Jörissen grundlegend verändert worden. Neu eingezogene weiße Deckenbalken, über denen die dunklen Balken der früheren Baugeschichte noch sichtbar sind, schaffen eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart: "Wir leben in den Spuren der alten und finden durch sie neue Wege" steht dazu im Kirchen-Infoblatt. "Solche Details entdecken vor allem die Kinder schnell", sagt Margret Beier. Gern schickt sie die jüngsten Gemeindemitglieder auf Entdeckungstour durch das Gotteshaus. Und schnell entschlüsseln sie auch das Geheimnis des Altars: Der mächtige Granitblock von Ulrich Rückriem hat verborgene Bohrlöcher und Linien. Und wer genau hinsieht, kommt darauf, dass die vier Blöcke des Granitsteins ein Kreuz verbergen.

(RP)
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