Krefeld Ein kleines Rädchen: Gogol-Stück über das erste Burnout-Opfer

Krefeld · "Das Tagebuch eines Wahnsinnigen" hat am morgigen Freitag Premiere im Theater hintenlinks.

Nikolai Gogol steht für den Neuanfang im Theater hintenlinks. Sein "Tagebuch eines Wahnsinnigen" hat sich die kleine Bühne vorgenommen als erste Eigenproduktion nach dem Image-Wechseln, wir berichteten. Das Werk von 1835 passt perfekt zum Themenschwerpunkt Arbeitswelten, findet Regisseur Peter Gutowski. "Viele Menschen leiden an ihrem Arbeitsplatz. Immer mehr Menschen erkranken an Burnout." Das steht im Fokus seiner jüngsten Inszenierung. Am morgigen Freitag, 20. April, 19.30 Uhr, ist Premiere.

Gogols Protagonist Aksenti Iwanow Propristschin ist ein kleines Rädchen in einem Ministerium. Er legt sich krumm, wird aber trotzdem ständig übersehen. Bis ein Abreißkalender mit aufbauenden Sprüchen die Wende bringt. Aksenti glaubt ihnen, fühlt sich zunehmen wichtiger und wahrgenommen. Als er in der Psychiatrie landet, lebt er seinen Wahn aus: als König von Spanien.

Der "Wahnsinnige" gehört neben dem "Revisor" und "Die toten Seelen" zu den Werken, die auch heute noch auf deutschen Bühnen gespielt werden. Gogol (1809-1852) gilt als einer der wichtigsten Dichter der russischsprachigen Literatur. Obwohl er nur 42 Jahre alt wurde und kein einfacher Zeitgenosse. Er war kleinwüchsig, galt als verschroben und rätselhaft. Am Wunsch, Schauspieler zu sein, scheiterte er. Eine Begegnung mit Puschkin 1931 brachte die Wende. Der Dichter ebnete ihm den Weg zur Literatur. Doch glücklich wurde Gogol nicht. Nach einem radikalen religiös motivierten Fasten starb er mit 42 Jahren.

Sein Werk hält Gutowski für aktuell. "Der moderne Mensch leidet auch an einer permanenten Optimierungsanforderung. Und: Er findet keine unbeobachteten Ruhepunkte mehr in seinem Leben. Es scheint so, als setze er sich freiwillig ständiger Kontrolle und Beobachtung aus. Er trägt zu dieser unruhigen Lebenssituation selbst aktiv bei, weil er den Zielen einer kapitalistischen Grundordnung folgt." Das will er in seiner Inszenierung herausstellen.

"Die Inszenierung bricht mit der Dramaturgie des Textes. Die Hauptfigur wird von Beginn an als psychisch krank gezeigt. Im Original und auch in der Bearbeitung des Textes für das Theater von Werner Buhss soll dem Zuschauer zunächst ein scheinbar ganz normaler Mensch vorgeführt werden. Erst mit der Zeit wird der Wahn des Aksenti Iwanow Propristschin deutlich", sagt hierzu Regisseur Peter Gutowski. Und: Die permanente Selbstbespiegelung der hauptfigur soll durch ein Alter Ego symbolisiert werden.

Premiere ist am morgigen Freitag, 20. April, 19.30 uhr, Theater hintenlinks, Ritterstraße 187. Kartentelefon: 02151 602188.

(RP)
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