Herr Bellinger, der von Ihnen vermittelte Investor für den Europa-Basar hat erklärt, er steige aus dem Projekt aus.

Bellinger Das kam ehrlich gesagt auch für mich sehr überraschend. Für Krefeld ist das Projekt sehr wichtig. Politiker und Einzelhandel sind sich einig, dass dieses Stadtquartier in der südlichen Innenstadt Entwicklung benötigt.

Sie erhielten den Zuschlag, nachdem Sie den Druck auf die Politiker erhöht hatten — sie sagten: Wenn Ihr Euch jetzt nicht entscheidet, springt der Investor ab.

Bellinger Das ist richtig.

Die Politiker entschieden sich für Ihre Variante, jetzt ist der Investor trotzdem abgesprungen. Wie ist aktuell Ihr Verhältnis zu Vadullah Basaran? Würden Sie noch einmal in einem seiner Restaurants in Hamburg essen gehen?

Bellinger Ja, natürlich. Die vertragliche Konstellation, die Herr Basaran mit der Stadt Krefeld hatte und hat, ist ja eine ganz offene. Sie erlaubte es ihm, jederzeit aus dem Projekt auszusteigen. Sinn und Zweck des Optionsvertrages war es ja, zu prüfen, ob sich ein Umbau realisieren ließe. Er hat nun für sich entschieden, dass er das nicht realisieren kann — zu einer Phase, wo erhebliche Investitionen erforderlich gewesen wären. Was ich jedoch als zu vorschnell erachte.

Laut Optionsvertrag hätte der Investor letzten Mittwoch 100 000 Euro an die Stadt überweisen müssen, um die Option aufrechtzuerhalten.

Bellinger Ach, die 100 000 Euro waren nicht das Problem. Aber jetzt wären Vorbereitungen erforderlich gewesen, die viel Geld gekostet hätten.

Wer hat eigentlich bislang die Investitionen getragen — Ihr Büro oder der Investor?

Bellinger Die hat unser Büro getragen.

Über wie viel Geld sprechen wir da?

Bellinger Ich spreche nicht öffentlich über Geld. Aber es waren erhebliche Summen.

Durch den Rückzug des Investors bekommen Sie unverhofft Konkurrenz. Die Wellness-Lösung der Krefelder Architektengemeinschaft ist wieder im Rennen. Hier dürfen Sie noch einmal für Ihre Variante werben. Warum ist die besser?

Bellinger Unsere Idee eines Europa-Basars ist einzigartig — so etwas gibt es bisher noch nirgendwo. Nebenbei: Das war auch der Grund für das Zögern der Banken. Die haben noch keine Erfahrungswerte. Im Gegensatz zu dem Entwurf der Krefelder Kollegen setzen wir auf Shopflächen. Was dem Quartier fehlt, ist Leben, Gesellschaftsleben. Der Europa-Basar bringt Leben pur in die südliche Innenstadt, in einem hochwertigen Ambiente. Die Situation des Stadtbades bliebe durch gläserne und stählerne Elemente weiter erlebbar. Die Politiker sollten bei ihrer Entscheidung auch bedenken, dass unser Konzept ohne städtische Zuschüsse auskommt. Das war, wenn ich mich recht erinnere, bei den Krefelder Kollegen nicht so.

Haben Sie nach dem Rückzug von Vadullah Basaran schon weitere Investoren für Ihr 24-Millionen-Euro-Projekt begeistern können?

Bellinger Wir haben es bisher noch nicht versucht, werden uns aber jetzt auf die Suche begeben. Ich bin von dem Konzept des Europa-Basars absolut überzeugt — und auch die Banken haben Planungen, Baukosten-Kalkulationen sowie die wirtschaftliche Gesamtbetrachtung als korrekt und realistisch eingestuft. Bevor Herr Basaran seine Bereitschaft erklärt hatte, den Europa-Basar zu finanzieren, hatte ich auch Gespräche mit Fonds-Managern von Banken. Das wäre ebenfalls eine Möglichkeit, die Finanzierung zu stemmen: Wenn der Europa-Basar Eingang in einen Immobilienfonds finden würde. Viele Wege führen nach Rom . . .

Noch haben Sie den Schlüssel für das ehemalige Stadtbad. Wann werden Sie den an die Stadt Krefeld zurückgeben?

Bellinger Anfang nächster Woche.

Was werden Sie dabei empfinden?

Bellinger Traurigkeit.

Martin Röse führte das Gespräch.