Krefeld Ein entspannter Abend mit Dieter Nuhr

Krefeld · Kein Licht-Gedöns, kein Ton-Gewummer und keine Flimmer-Deko auf der Bühne im Königpalast. Dieter Nuhr (51) steht da mit dem Mikro in der Hand, "ohne Band und 40 Tänzerinnen", und hat versprochen, mit dem Publikum – 2 600 Besucher sind gekommen – "Nuhr unter uns" zu sein. "Ruhig und trotzdem lustig" soll es werden, und tatsächlich, in seinem Monolog bleibt er in der ihm eigenen sprachlichen Contenance.

 Dieter Nuhr behält immer die sprachliche Contenance.

Dieter Nuhr behält immer die sprachliche Contenance.

Foto: RM

Kein Licht-Gedöns, kein Ton-Gewummer und keine Flimmer-Deko auf der Bühne im Königpalast. Dieter Nuhr (51) steht da mit dem Mikro in der Hand, "ohne Band und 40 Tänzerinnen", und hat versprochen, mit dem Publikum — 2 600 Besucher sind gekommen — "Nuhr unter uns" zu sein. "Ruhig und trotzdem lustig" soll es werden, und tatsächlich, in seinem Monolog bleibt er in der ihm eigenen sprachlichen Contenance.

Nicht ohne jedoch inhaltlich zu lästern. Über den Burnout, der einfach nur eine Überforderung derer ist, die überfordert sind. Und wie Männer, die "wilden Jäger, zu willenlosen Vegetariern" gemacht werden, von Frauen, die den Jungens Wollstrumpfhosen anziehen, weil die Mutter kalte Füße hat. Über den Sozialismus, der Geld raushaut, was er nicht hat, mokiert er sich und sagt, dass Schulden zu haben nicht schlimm ist, nur nachrechnen sei nicht gut. Der Chinese ist "die ärmste Sau von allen", weil er noch Geld hat, und noch nie hörte man von einem Taliban, der Laktose-Intoleranz hat.

Nuhr verbindet seine Themen nahtlos, verzögert die Pointen und pflegt ein Timing, das die Aufmerksamkeit erhält. Über einige nicht so "feine" Bemerkungen wundert er sich kokettierend, dass er sie geschrieben hat. Wenn der Meeresspiegel steigt, könne Holland absaufen: "Aber was ist, wenn was Schlimmes passiert?" Sieben Milliarden Menschen sind zu viel, der Chinese will auch Autofahren, was der hiesigen Rotbauchunke nicht bekommt. Jugendlichen muss er erklären, was eine Telefonzelle ist, und dass es Orte auch schon vor Google-Maps gab. Demnächst raucht Nuhr auf dem Fahrrad ohne Helm und denkt daran, dass in Zukunft die Irren die Bekloppten pflegen. Guttenberg, der "Lothar Matthäus mit Sprache", befriedigt die Sehnsucht nach einem, der nicht aussieht wie Angela Merkel. Politisch ist er ein wenig, gesellschaftskritisch auch und bleibt doch immer locker humorig.

Nuhr meint, dass die ganz Schlauen von Ängsten zerfressen sind. Optimismus hilft, meint er, dann gibt ein Huhn auch Milch. "Seien sie entspannt", empfiehlt er, und rät, in einem Hochhausaufzug alle 52 Etagen zu drücken und dann auszusteigen.

Entspannt gibt er keine Zugabe, aber beantwortet Fragen. Will bei "Wetten dass...?" höchstens der Nachfolger des Nachfolgers werden und findet die Frage nach dem Aufstieg Fortuna Düsseldorfs "eine pietätlose Frage". Natürlich hält er am Ende sein neues Buch hoch, verspricht, es zu signieren und mischt sich, von der Bühne in den Saal gehend, zwanglos unter seine Fans.

(pen)
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