Krefeld Eiermann-Haus wurde schon 1954 wegen Heizung kritisiert

Krefeld · Das heutige Stadthaus, in den Jahren 1950 bis 1953 nach einem Entwurf des bedeutenden Architekten Egon Eiermann erbaut, stand schon ein Jahr nach dem Bezug in der Kritik.

 Der Verseidag-Bau kurz nach der Fertigstellung – später zog hier die Stadtverwaltung ein. Heizprobleme gab es dort von Anfang an.

Der Verseidag-Bau kurz nach der Fertigstellung – später zog hier die Stadtverwaltung ein. Heizprobleme gab es dort von Anfang an.

Foto: Stadtarchiv

Die Vereinigte Seidenwebereien AG (Verseidag) als Bauherr beschwerte sich beim Architekten darüber, dass die Heizung im Haus schlecht funktionieren würde und die Heizkosten viel zu hoch seien. Dies berichtete CDU-Ratsherr Jürgen Wettingfeld bei einer öffentlichen Sitzung seiner Fraktion in der Mediothek.

"Die Heizung ist weniger ein Denkmal als ein Mahnmal", sagte Wettingfeld. Die Stadt müsse pro Jahr 570 000 Euro an Energiekosten für das Stadthaus bezahlen, sagte er. Die Frage, wie die Energiekosten in den Griff zu bekommen seien, mache die Abwägung so schwierig, ob man nun das Gebäude sanieren oder ein neues technisches Rathaus an der Friedrichstraße bauen solle, erläuterte er weiter.

Es gebe noch viele Fragen zu klären. Demnach gibt das Gutachten, das zur Sanierung in Auftrag gegeben wurde, darüber keine erschöpfende Auskunft. Laut Gutachten würde die Sanierung des Stadthaus am Konrad-Adenauer-Platz mehr als 25 Millionen Euro kosten; ein Neubau würde mehr als 40 Millionen Euro erfordern — manche Schätzungen sprechen aber auch vom doppelten Betrag.

Obwohl die energetischen Probleme also früh bekannt waren, hat die Stadt das denkmalgeschützte Gebäude 1976 von der Verseidag gekauft. "Wir wollten die Seidenindustrie unterstützen", sagte dazu CDU-Ratsherr Hans-Josef Ruhland, "im Rückblick war die Entscheidung mindestens leichtfertig". Die Verseidag, die in ihrer Blütezeit 6000 Mitarbeiter beschäftigte, musste sich in einem dramatischen Strukturwandel, der bereits in den 50er Jahren begonnen hatte, verkleinern — 1970 beschäftigte das Unternehmen nur noch 3800 Mitarbeiter.

OB: "Viel Geld ist geflossen"

Die Stadt bezog das Gebäude in den Jahren 1978 bis 1982. Seitdem sei bereits viel Geld in die Erhaltung des Gebäudes geflossen, betonte Oberbürgermeister Gregor Kathstede; allein die Asbestsanierung sei teuer gewesen. Mittlerweile sei aber eine Sanierung bei laufendem Betrieb nicht mehr möglich; man müsse das Gebäude kernsanieren.

Die Neubaupläne für ein Stadthaus an der Friedrichstraße, die der Bauunternehmer Walter Hellmich vorgelegt hat, stoßen in der Politik auf Vorbehalte. CDU-Ratsherr Wettingfeld bezeichnete den Entwurf als "Platzhalter": "Das kann doch nicht die Architektur sein, die wir an einem so herausragenden Platz hinstellen wollen", sagte der CDU-Politiker.

Unter den Zuhörern gab es allerdings mehrere Stimmen, die sich für den Erhalt des Eiermann-Gebäudes aussprachen: Es sei nicht garantiert, dass ein neues Stadthaus ein hervorragendes Gebäude werde, sagte ein Zuhörer, "aber wir haben dort ein hervorragendes Gebäude; es ist ein Denkmal".

(RP)
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