Krefeld Ehepaar Rüttgers im Wahlkampf
Krefeld · Angelika und Jürgen Rüttgers sind gestern Nachmittag im König-Palast gemeinsam aufgetreten und haben in lockerer Form von sich geplaudert. Frau Rüttgers erwies sich als glänzende Wahlkämpferin für ihren Mann.

Reaktionen auf das TV-Duell Rüttgers - Kraft
Letztens hat der "Spiegel" über Jürgen Rüttgers gelästert: "Sein Charme-Defizit ist immer noch eklatant." Spürbar im Wahlkampf ist, dass der Ministerpräsident in der letzten Phase vor der Landtagswahl am 9. Mai eben diesem Eindruck entgegenwirken will. Er setzt dabei auf seine Frau Angelika und betont zurzeit in fast familiären Veranstaltungen, in denen die Eheleute locker interviewt werden, seine private Seite: Rüttgers, der Ehemann, der Familienvater, der Baumarkt-Kenner, der im Urlaub ein Bad kachelt und dabei offenbar so viel Baustelle produziert, dass seine Frau sagt: "Ich war danach fix und fertig." Das war gestern im Königpalast bei einer Veranstaltung unter dem Motto: "Ein Nachmittag mit Angelika und Jürgen Rüttgers."
Angelika Rüttgers erwies sich als glänzende Wahlkämpferin: Plauderte aus dem Ehealltag ("zu Hause ist politikfreie Zone"), berichtete, dass ihr Mann sonntags früh immer den Tisch deckt, Klassikmusik auflegt und so signalisiert: Frühstück ist fertig. Nach Schwächen ihres Mannes gefragt, antwortete sie: "Nussschokolade; die muss immer im Kühlschrank liegen." So — als loyale, ihn bewundernde Frau an seiner Seite — kam sie beim Publikum sehr gut an, und als sie über ihren Mann sagte: "Ich finde, ich habe habe einen rundum guten Fang gemacht mit ihm", da gab es Applaus.
Auch Rüttgers plauderte: dass er keinen Käse mag, weil er als Junge bei einem Zeltlager eine Käsevergiftung erlitten habe; dass er seine drei Kinder morgens keiner peinlichen Befragung über die Schule unterziehe und es respektiere, wenn sein 14-jähriger Sohn mit einem Blick am Tisch sitzt, der besagt: "Es ist Montag, 6.15 Uhr, und die Woche nimmt kein Ende." Dass Rüttgers bei all dem stets hellwacher Wahlkämpfer ist, bewies er, als er eine Frage der Moderatorin parierte: Sie hatte gesagt, er gelte als jemand, der keine Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffe — Rüttgers erkannte die Gefahr, als kalter Rationalist abgestempelt zu werden und wies das zurück: "Bauchgefühl ist sehr wichtig", sagte er, betonte, dass er ständig Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffen müsse und lobte Erfahrung: "Die Jungen laufen schneller, aber die Alten kennen die Abkürzung." Applaus. Diese Szene war eine reife Leistung des Wahlkämpfers Rüttgers. Im zweiten Teil des Nachmittags schaltete der CDU-Politiker auf Angriff. Wenn Rot-Grün seine Pläne von der "Einheitsschule" umsetzen würde, "dann wird es ganz schnell wieder Gewerkschafts- und SPD-Funktionäre geben, die ihre Kinder auf Privatschulen schicken". Er warf der SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft "Eierei" im Umgang mit der Linkspartei vor und sagte mit Blick auf Altkommunisten dort: "Die dürfen nicht in den Landtag rein, die haben schon mal einen deutschen Staat ruiniert." Beim Thema Bürokratieabbau versprach er, die Bürger bei Planungsverfahren künftig früher einzubinden — "ein Staat braucht keine Angst vor seinen Bürger zu haben." Sätze wie diese kamen an. Am Schluss versprach er, "bis zum letzten Tag zu kämpfen". Applaus — das Ziel der Veranstaltung, Anhänger zu mobilisieren, schien geglückt.