Krefeld Düstere Aussicht für St.Martin: Bürokratie drückt immer mehr

Krefeld · Die Klagen: Strecken, die seit Jahren problemlos sind, sind plötzlich gefährdet; Genehmigungen kommen in letzter Minute - dann haben die Veranstalter aber schon vieles vorfinanziert.

Düstere Aussicht für St.Martin 2017 in Krefeld: Bürokratie drückt immer mehr
Foto: Strücken Lothar

Die Krefelder CDU sorgt sich um den Erhalt von Brauchtum, insbesondere der Martinszüge. Mit einer Anfrage will Walter Fasbender, Sprecher seiner Fraktion im Ausschuss für Verwaltung, Vergabe, Ordnung und Sicherheit, jetzt klären lassen, ob die Stadt gewährleisten kann, dass alle Martinszüge auch in diesem Jahr wieder stattfinden können.

"An mich sind von mehreren Seiten Probleme herangetragen worden", berichtet Fasbender. "Kleinere Gruppierungen und Kitas sind mit der Vielzahl von Auflagen, die zu erfüllen sind, überfordert", hat er erfahren. Mit seiner Anfrage will er nun von der Verwaltung genau wissen, ob und wie in den letzten Jahren Auflagen verschärft worden sind, etwa, was die Anzahl von Ordnern angeht. Auch über die Frage, wie sich Krefelder Sicherheitskonzepte und -auflagen im Vergleich zu anderen Kommunen darstellen, möchte Fasbender Aufschluss bekommen.

"Wir müssen das Thema im Fokus behalten. Es geht um das Brauchtum - und da gibt es ja an diversen Stellen Probleme, wenn man an den abgesagten Kinderkarnevalszug in Verberg oder die Diskussion um den Bunker in Fischeln denkt." Fasbender will auch noch einmal nachhaken, wie sich die Rolle der Polizei bei der Begleitung von Martinszügen darstellt. "Es gibt viele Ängste seitens der Organisatoren, dass es noch mehr Einschränkungen geben wird." Eine solche Einschränkung, mit der zum Beispiel das St. Martins-Komitee in Lindental zu kämpfen hat, ist, dass seit kurzem ein Zugweg entlang der Forstwaldstraße nicht mehr erlaubt ist. "Deswegen haben wir Schwierigkeiten, die Strecke so zu gestalten, dass wir in jedem Jahr durch andere Straßen ziehen, da der Weg über die Forstwalstraße nur so kurz wie möglich sein darf - also nur zur Überquerung", erläutert Ingeborg Müllers vom Bürgerverein Lindental/Gatherhof. Dadurch ergeben sich wiederum Schwierigkeiten beim Sammeln von Spenden: "Denn jetzt können einige Straßen nicht mehr erreicht werden, was die dort Wohnenden verärgert. In Folge dessen ist dort die Spendenbereitschaft geringer", erklärt sie. "Stattdessen müssen wir über einige Straßenabschnitte ziehen, an denen weitgehend Uninteressierte wohnen, die auch nicht illuminieren und am Straßenrand stehen, wo es keine Nachbarschaften gibt, die gemeinsam feiern und sich über den vorbeiziehenden Martinszug freuen wie an anderen Stellen."

Auch die ordnungsbehördlich geforderten Straßensperren sorgen immer wieder für Probleme: Zwar werden - soweit die Theorie - die Absperrbaken von der Stadt bereitgestellt. Doch in der Praxis klappt das nicht reibungslos, berichtet Müllers: "Einmal wurden die Baken am falschen Ort hingestellt, ein anderes Mal fehlten welche. Generell müssen die Absperrungen während des Zuges an die nächste Stelle transportiert werden, und dazu benötigt man ein entsprechendes Fahrzeug. Wir haben das Glück, dass einer der Mitglieder im Bürgerverein einen Pkw-Anhänger hat, auf dem die Absperrungen transportiert werden können. Für diese Aktion benötigen wir dennoch zusätzliche Helfer - und die sind schwer zu finden." Viele Organisatoren, berichtet Fasbender, klagen auch darüber, dass die Genehmigungen durch die Stadt erst in letzter Minute erfolgen, auch wenn die Anträge schon lange Zeit vor dem Martinszug-Termin eingereicht wurden. Die Komitees müssen Verträge mit Kapellen abschließen und Tüten-Inhalte kaufen, ohne zu wissen, ob der Zug stattfinden darf. Ein Unding, findet Fasbender, wenn ehrenamtliche Martins-Komitees deshalb nach dem Motto "Wird schon irgendwie klappen" agieren müssen.

(RP)
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