Wirtschaft Dürener Firma übernimmt insolvente Wumag

Krefeld · Chinesische Kommanditisten hatten zuletzt gut neun Millionen Euro in die Wumag Texroll im Rheinhafen investiert. Vergeblich. Das Unternehmen meldete Insolvenz an. Nach nur drei Monaten steht ein neuer Eigentümer parat. Ab Oktober übernehmen Krafft & Söhne den Betrieb.

 Die neuen Eigentümer aus Düren haben das Werksgelände in Linn, Maschinen und Markenrechte der Wumag Texroll  erworben.

Die neuen Eigentümer aus Düren haben das Werksgelände in Linn, Maschinen und Markenrechte der Wumag Texroll  erworben.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Zukunft des insolventen Walzen- und Maschinenbauers Wumag Texroll an der Düsseldorfer Straße in Linn im Rheinhafen scheint gesichert. Das Unternehmen wird ab Oktober unter der Leitung der Carl Krafft & Söhne GmbH & Co. KG aus Düren als Tochtergesellschaft fortgeführt. Wumag Texroll stellte Anfang Juni Insolvenzantrag, nachdem sich die Lage seit der Übernahme durch einen chinesischen Investor im Jahr 2012 kontinuierlich verschlechtert hatte (wir berichteten).

Carl Krafft & Söhne haben nach eigenen Angaben den Geschäftsgegenstand im Rahmen eines Asset-Deals erworben. Das heißt, es wurden einzelne Unternehmensbestandteile wie zum Beispiel das 14.000 Quadratmeter große Werksgelände, Maschinen und die Markenrechte gekauft. „So kann ein guter Teil der Belegschaft weiterbeschäftigt werden“, erklärte Geschäftsführer Michael Hess am Freitag. Die Anzahl der ehemals 80 Mitarbeiter (50 kaufmännische und 30 gewerbliche) habe jedoch der geplanten Neuausrichtung angepasst werden müssen.

Ausgangspunkt des Engagements sei die Überzeugung, die außergewöhnlichen Fähigkeiten der Produktionsstätte in Krefeld, verbunden mit dem erfahrenen Personal, durch die Synergien mit den Standorten in Düren zukünftig erfolgreich nutzen zu können. Die Wumag Texroll solle als eigenständiges Unternehmen im Markt auftreten und sich in Krefeld auf die Fertigung der Produkte fokussieren. Die administrativen Aufgaben würden in Düren gebündelt. Kennzeichnend für die Zusammenarbeit sei auch die Fortführung des Markennamens Wumag  Texroll, berichtete Hess gestern. Im Kompetenzzentrum in Krefeld würden dünnwandige Trockenzylinder für die Textiltrocknung, Doppelmantelwalzen mit dünnwandigen Edelstahlmänteln und Doppelmantel-Großwalzen als Kernprodukte hergestellt.

Zur Geschichte des neuen Eigentümers: Fast genau vor 20 Jahren übernahm die Dürener Maschinenfabrik Carl Krafft & Söhne den örtlichen Wettbewerber, die Kelzenberg & Co. Mit diesen beiden Unternehmen kam es zu einem Zusammenschluss zweier Spezialisten für Großwalzen. Im Laufe der Jahre wurde die Organisation der Firmen zusammengeführt und schließlich auch die Produktion vollständig bei Krafft integriert. Heute sind die Produkte von Kelzenberg ein fester Bestandteil des Portfolios von Krafft und tragen einen entsprechenden Umsatzanteil zum Wachstum der vergangenen Jahre bei.

Im Zuge der weiteren Wachstumsstrategie der Dürener komme es nun wieder zu einer Akquisition. Mit der traditionsreichen Wumag Texroll werde ein weiterer Walzenspezialist der Unternehmensgruppe angeschlossen, der seinen Schwerpunkt jedoch bei Anwendungen in der Textilindustrie habe, so Hess. Krafft und Kelzenberg haben ihre wesentlichen Absatzmärkte in anderen Industrien, zum Beispiel in der Papier- oder Folienherstellung, aber auch in vielen sonstigen Anwendungen. „Der Krefelder Betrieb sollte sich daher als sinnvolle Ergänzung für den Dürener Walzenhersteller erweisen, der zu den führenden Anbietern in Europa gehört“, meint der Geschäftsführer.

Das Unternehmen Wumag geht auf das Jahr 1849 zurück, als es  im Eisenbahnbau tätig war. Die Produktion im Krefelder Rheinhafen begann 1948. Das Unternehmen Kelzenberg & Co. konnte im vergangenen Jahr das 100-jährige Bestehen feiern, während Krafft im kommenden Jahr auf eine 150-jährige Firmengeschichte zurückblicken kann.

Die erweiterte Unternehmensgruppe beschäftigt zukünftig nach eigenen Angaben knapp 170 Mitarbeiter, inklusive 25 Auszubildenden, und strebt für 2020 ein Umsatzvolumen von 30 Millionen Euro an. Wumag Texroll hatte vor der Insolvenz Umsätze von rund 15 Millionen Euro jährlich erzielt, dabei aber Defizite von zuletzt 2,5 bis drei Millionen Euro erwirtschaftet.

„Die Aufgabe besteht derzeit darin, einen Sanierungsplan zu erarbeiten“, sagte Holger Voskuhl, Sprecher des Insolvenzverwalters, im Gespräch mit unserer Redaktion im Juni. Ferner suche Peter Minuth nach Investoren, die bereit seien, das Geschäft zu übernehmen. Das ist innerhalb weniger Monate gelungen. Die Unternehmensgeschichte Wumag wird fortgesetzt.

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