Krefeld Drei-Punkte-Programm: OB Meyer will nicht bei der Kultur sparen

Krefeld · Oberbürgermeister Frank Meyer will weg von der "Krefelder Krankheit, hysterisch von Notfall zu Notfall zu springen". Künftig gibt es wieder einen Fachbereich Kultur - und eine Dringlichkeitsliste.

 Der neue Kulturdezernent Oberbürgermeister Frank Meyer (r.) und Jürgen Sauerland-Freer, Leiter des neuen Fachbereichs Kultur, in der Villa Merländer, wo die städtische Kulturverwaltung ihren Sitz hat.

Der neue Kulturdezernent Oberbürgermeister Frank Meyer (r.) und Jürgen Sauerland-Freer, Leiter des neuen Fachbereichs Kultur, in der Villa Merländer, wo die städtische Kulturverwaltung ihren Sitz hat.

Foto: ped

Eine gute Nachricht für die Kultur in Krefeld: Kürzungen und Wegfall von Angeboten wird es in nächster Zeit nicht geben. Das sagte Oberbürgermeister Frank Meyer gestern bei seiner ersten Pressekonferenz als Kulturdezernent. Solche klaren, positiven Worte hat es für die Kulturschaffenden seit vielen Jahren nicht gegeben. Der Kulturetat war immer als erster von Sparmaßnahmen betroffen gewesen. "Es stimmt, es gibt wenig Zuwächse. Aber wir haben 2019 einen ausgeglichenen Haushalt. Auf dieser Grundlage bekommen wir eine gute Entwicklung hin." Meyer lobte, dass die Institute in guten Händen seien und Krefeld ein bemerkenswertes Kulturleben habe. Die Kunstmuseen, das Drei-Sparten-Theater und den Zoo nannte er Leuchttürme in der nordrhein-westfälischen Kulturlandschaft, die Krefeld prägten.

"Kultur hat viel mit dem Lebensgefühl der Menschen in Krefeld zu tun und trägt maßgeblich zur Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt bei", sagte Meyer. Sie biete Unterhaltung und wichtige gesellschaftliche Diskurse. Das sei für ihn ein Grund gewesen, das Kulturdezernat zu übernehmen. Eine Konstellation, die es seines Wissens in keiner anderen NRW-Großstadt gebe. Bei den administrativen Aufgaben bekommt er Unterstützung durch den wieder neu eingerichteten Fachbereich Kultur. Jürgen Sauerland-Freer wird den Bereich leiten und bleibt gleichzeitig Leiter des Kulturbüros. Zumindest bis Ende des Jahres oder ein wenig länger. Dann geht Sauerland-Freer in den Ruhestand. "Wir bereiten die Nachfolge bereits vor", erklärte der OB.

Sauerland-Freer, der Kulturbetrieb und Verwaltung seit mehr als zwei Jahrzehnten par excellence kennt, ist als "Beauftragter der Stadt Krefeld für Kultur" die Schnittstelle zwischen Dezernent und Kulturinstituten sowie freier Kultur. "Es ist ein Kurzstreckenlauf, der langfristige Wirkung zeigen soll", sagt er. Er wird den OB bei einem Drei-Punkte-Konzept unterstützen, mit dem gedeihvolle Strukturen für die Kultur geschaffen werden sollen. 1. Verlässliche Rahmenbedingungen: "Wir haben die Finanzierung des Theaters bis 2025 gesichert, schwierige bauliche Fragen für Kaiser-Wilhelm-Museum und Musikschule sind geklärt, die Häuser Esters und Lange werden saniert, die Mediothek ist nach zehn Jahren noch so gut wie neu. Aber ich will weg von der Krefelder Krankheit, hysterisch von einem Notfall zum anderen zu springen", betonte Meyer. Deshalb sei eine Prioritätenliste wichtig, die Punkt für Punkt abgearbeitet werde und für die Haushaltsmittel zur Verfügung gestellt würden. Es gebe viel zu tun, zum Beispiel an der Linner Burg und bei der Präsentation der Sammlung.

2. Förderung des kulturellen Nachwuchses: "Die Wichtigkeit von Kultur erklärt sich nicht von allein", meinte Meyer. Deshalb müsse es ein Aufmerksamkeitsmanagement geben, um Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die Kultur bisher nicht erreicht habe, anzusprechen und auch den Blick auf die Freischaffenden lenken. "Wir haben viele junge Bands. Aber die Strukturen für sie stimmen nicht", so Meyer. Probenräume fehlten, ebenso Auftrittsmöglichkeiten. "Es ist nicht städtische Aufgabe, das bereitzustellen. Aber wir können bei den Rahmenbedingungen helfen." Und damit Freizeitzentren- und Schulbands stützen.

3. "Barrierefreiheit": Das gelte auch im übertragenen Sinne, fordert Meyer: "Kultur kann und darf keine Eliteveranstaltung sein". Niedrigschwellige Angebote der Museums- und Theaterpädagogik, Kastellfest, Kulturlauf und ähnliches seien richtige Schritte, um Menschen für Kultur zu begeistern, die sich bisher nicht angesprochen gefühlt hätten. Die Riege der Institutsleiter sei inzwischen "deutlich konzeptioneller aufgestellt als früher", sagte Sauerland-Freer, und der Willen zur Zusammenarbeit sei groß - gute Voraussetzung für neue Impulse.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort