Corona-Pandemie Die Zahl der Insolvenzen in der Stadt ist leicht gestiegen

Krefeld · Insolvenzen bezeichnen Fachleute als nachlaufenden Konjunkturindikator. Das bedeutet, bis verlässliche Zahlen auf dem Tisch liegen, ist die Entwicklung schon fortgeschritten. Die Zahlen sind beschränkt aussagefähig.

 Die Anträge auf Eröffnung von Insolvenzverfahren müssen beim Amtsgericht eingereicht werden.

Die Anträge auf Eröffnung von Insolvenzverfahren müssen beim Amtsgericht eingereicht werden.

Foto: Königs, Bastian (bkö)

Die Zahl der Insolvenzen in Krefeld für das erste Quartal dieses Jahres sagt deshalb kaum etwas über die Folgen der Corona-Pandemie für die Wirtschaft und Privatpersonen aus. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist in den Monaten Januar bis März im Vergleich zum Vorjahr um 18,8 Prozent von 16 auf 19 gestiegen. Bei den ehemals Selbstständigen ist ein Plus um 27,3 Prozent von elf auf 14 zu verzeichnen. Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sank in Krefeld um 8,5 Prozent von 59 auf 54. Insgesamt stieg die Zahl der Insolvenzen in der Seidenstadt um 3,4 Prozent von 87 auf 90.

Im selben Zeitraum wurden bei den Amtsgerichten in Nordrhein-Westfalen 6221 Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Wie das Statistische Landesamt am Dienstag mitteilte, waren das 7,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor (damals: 6734 Fälle). Die Höhe der voraussichtlichen Forderungen summierte sich auf 1,5 Milliarden Euro (erstes Quartal 2019: 1,1 Milliarden Euro) und lag damit um 43,9 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresergebnis.

1312 Insolvenzverfahren betrafen Unternehmen; das waren 9,8 Prozent weniger als im ersten Quartal 2019 (damals: 1455 Unternehmensinsolvenzen). Die voraussichtlichen Forderungen beliefen sich auf 1,2 Milliarden Euro und waren damit um 69,9 Prozent höher als im ersten Vierteljahr 2019 (damals: 0,7 Milliarden Euro).

Ursächlich für den Anstieg der Forderungen bei gleichzeitig sinkender Zahl der Insolvenzen war eine höhere Zahl von Insolvenzanträgen wirtschaftlich bedeutender Unternehmen als vor einem Jahr. Zum Zeitpunkt der Antragstellung waren 12.340 Beschäftigte von einer Unternehmensinsolvenz betroffen (damals: 11.155 Arbeitnehmer). Neben den Unternehmen beantragten 3864 Verbraucher, zu denen Arbeitnehmer, Rentner oder Arbeitslose gehören, im ersten Vierteljahr die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.

Die ab März beginnende wirtschaftliche Krise spiegele sich im ersten Quartal noch nicht in einem Anstieg der Verfahren wider, erklärte das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik. Das liegt an der vorübergehenden Aussetzung der Insolvenzantragspflicht (bis vorerst zum 30. September dieses Jahres), besondere staatliche Finanzhilfen für Unternehmen sowie der teilweise eingeschränkte Betrieb der Insolvenzgerichte und Schuldnerberatungsstellen.

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