Musik in Krefeld Walcker-Orgel präsentiert ihr Orchester

Krefeld · Vor zehn Jahren ist die Orgel in der Lutherkirche umfassend restauriert worden und klingt wieder original wie 1904. Das kleine Jubiläum ist Anlass, den Klangreichtum des seltenen Instruments registerweise vorzustellen.

 Majestätisch thront die Walcker-Orgel in der Lutherkirche. 1904 wurde sie gemeinsam mit der Kirche geweiht. Heute klingt sie wieder wie damals – und beherbergt ein ganzes Orchester.

Majestätisch thront die Walcker-Orgel in der Lutherkirche. 1904 wurde sie gemeinsam mit der Kirche geweiht. Heute klingt sie wieder wie damals – und beherbergt ein ganzes Orchester.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

30 Register, zwei Manuale, Pedal und Klangschwerpunkt: Romantik. Das sind die nackten Fakten. Doch wer einmal die  Walcker-Orgel in der Lutherkirche gespielt hat, ist verzückt: Sie ist als historisches Instrument und mit ihrer Klangschönheit eine Rarität in der Region. Seit sie vor zehn Jahren mit großer Anstrengung des Fördervereins Walcker-Orgel restauriert worden ist, klingt sie wieder wie in ihrer Anfangszeit 1904. Und begeistert Experten wie Publikum. „Kein Instrument besitzt eine solche Aura des Geheimnisvollen und Rätselhaften wie die Orgel“, sagt Professor Karlheinz Schüffler, Hausorganist der Walcker-Orgel. Weil hinter der beeindruckenden Fassade von Holz  und silberscheinenden Pfeifen so vieles passiert, was dem Auge der Konzertbesucher verborgen bleibt, will er in diesem Jahr einige Geheimnisse zumindest für die Ohren lüften.

In der Matineen-Reihe „Organeum“, die am Sonntag, 19. Januar, um 11 Uhr in der Lutherkirche startet, steht in zwölf Konzerten der Klang der Walcker-Orgel im Fokus. „Die Orgel hat nicht einen Klang, sondern beinahe unerschöpflich viele Klänge“, sagt Schüffler. Sogar ein ganzes Orchester mit Flöten,  Streichern, Trompeten, Hörnern... In jedem Kapitel wird das Ohr auf eine andere Instrumentengruppe gelenkt. Die Klänge bestimmt der Organist durch die Wahl der Register. „Ein Organist braucht einen Nachmittag, um die Orgel kennenzulernen, die Register auszuwählen und sie dann auch in den Noten zu notieren. Damit er weiß, wann hinzugefügt und wann wieder weggenommen wird“, sagt Schüffler. Ein kryptisches „+30 / -15“ bedeutet an der Walcker-Orgel, profan gesagt: Die Trompete wird aktiviert, das Cello ausgeschaltet.

„Das ist nur der Rohbau. Dann kommt der Verputzer: Ein Durchlauf, um zu sehen, ob man das so händeln kann oder ob ein Registrant nötig ist“, erläutert Schüffler. Manche Orgeln haben Voreinstellungen mittels Klangfarbenmuster. „Für die Vleugels-Orgel in der Alten Kirche gibt es 3000 Varianten“, so Schüffler. Diese Voreinstellung hat die Walcker-Orgel nicht. „Alle Kombinationen auszuprobieren, kann eine Lebensaufgabe sein. Ich bin manchmal immer noch überrascht über neue Klänge.“

Das erste Konzert ist der Aeoline gewidmet, dem kleinsten und leisesten Register. Schüffler verbindet damit ein bewegendes Erlebnis: Vor der Restaurierung, als der Blasebalg längst keine Kraft mehr für volle Töne hatte, gab ein Saxofonquartett ein Weihnachtskonzert und berührte die Zuhörer mit „Es ist ein Ros’ entsprungen“. „Ich sagte, da habe jemand neidisch zugehört, bin auf die Orgel gestiegen und habe mit der Aeoline, die am wenigsten Luft braucht, das Lied von Prätorius angestimmt. Da sind uns alle Herzen zugeflogen.“

Bei der Präsentation des Orchesters der Walcker-Orgel wird Schüffler unterstützt von seinen Kollegen Mathias Staut und Klaus-Norbert Kremers. Geplant sind folgende Matineen: Aeoline (19. Januar), Streicher  (16. Februar), Flöten (15. März), Prinzipale (19. April), Mixturen (17. Mai), Walze (21. Juni), Zungen (19. Juli), Oboe (16. August), das kleine Plenum (20. September), Kunst des Registrierens (18. Oktober), Pedal (15. November) und das große Plenum (12). Alle Matineen beginnen um 11 Uhr in der Lutherkirche. Eintritt frei.

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