Krefeld Die Sakko-Forscherin

Krefeld · Katrin Mann, Textildesignstudentin an der Hochschule Niederrhein, hat eine Bachelorarbeit über das perfekte Sakko geschrieben. Sie definiert darin, wie ein Sakko gut sitzt, und weiß auch, welche Nationalitäten welche Sakkos tragen. Dafür ist sie mit einem Preis ausgezeichnet worden.

 Katrin Mann im Sakko – auf 450 Seiten hat sie in ihrer Bachelorarbeit über das Sakko geforscht.

Katrin Mann im Sakko – auf 450 Seiten hat sie in ihrer Bachelorarbeit über das Sakko geforscht.

Foto: Isabella Raupold

Jeder hat es wohl schon mal beobachtet: Ein elegant gekleideter Mann im scheinbar perfekt sitzenden Sakko bewegt sich, und sofort ist das Bild zerstört. Das Sakko folgt seiner Bewegung nicht, "stattdessen geht es wie ein Panzer hoch, und das darf nicht sein", erklärt Katrin Mann, Textildesignstudentin an der Hochschule Niederrhein. In ihrer Bachelorarbeit hat die 24-Jährige ein "Qualitätshandbuch für Sakkos" für die Firma Eduard Dressler erstellt. Dafür wurde sie mit dem Förderpreis der Wilhelm-Lorch-Stiftung im Bereich Textilindustrie ausgezeichnet. Auf 450 Seiten beeindruckte Mann das Stiftungskuratorium mit detaillierten Beschreibungen und technischen Zeichnungen zu allen Tätigkeiten um die Fertigung von Männer-Sakkos.

Ein Grund für die Wahl dieses Themas war die bevorstehende Schließung des letzten deutschen Produktionsstandorts der Firma Dressler in Stadtlauringen. "Die Kniffe und Tricks der deutschen Produktion, die jahrzehntelange Erfahrung und die vielen Arbeitsgänge, die für ein perfektes Sakko nötig sind, sollen auch bei einer Produktion im Ausland nicht verloren gehen", begründet die Studentin die Wahl ihres Themas.

Besonders der Schnitt an Schultern und Brust zeichne ein qualitativ hochwertiges Jackett aus. "Es muss gut fallen, und in der Bewegung darf es den Träger nicht einschränken, aber Falten werfen darf es eben auch nicht", beschreibt die junge Frau die Problemzonen von Männer-Sakkos. Absolut nicht in Ordnung seien vor allem solche, deren Musterung an Nahtstellen unterbrochen und versetzt ist. Dafür gibt es, so Mann, extra Schnitte für gestreifte und karierte Stoffe. Vom Kragen über die komplizierten Brust- und Schulternähte bis zu den Ärmelenden und der optimalen Taille: Das perfekte Sakko ist eine Kunst für sich und beinahe ein multikulturelles Projekt. Angeblich entstand es aus dem traditionellen Bauernkittel, und sein Name orientiert sich an der italienischen Bezeichnung für Sack (sacco). Manche Lexikographen sehen allerdings einen Zusammenhang mit dem amerikanischen Begriff "sack" für einen lose sitzenden Rock als wahrscheinlicher an.

Heute gibt es je nach Herkunftsland und Dresscode unterschiedlichste Schnitte und Varianten, ein Sakko zu tragen. "Die Italiener tragen es gerne tailliert", erklärt Mann, "während die Deutschen es meist eine Nummer zu groß kaufen." Wann man es offen oder geschlossen trägt, vor allem aber welche Knöpfe geöffnet sein dürfen, ist sogar im Knigge festgelegt. Trotzdem verraten oft Kleinigkeiten etwas über den Träger. Ist dieser stolz auf seine Maßanfertigung, lässt er den untersten Knopf am Ärmel offen, denn bei Ware "von der Stange" sind die Ärmelknopfleisten fast immer zugenäht.

"Ich kann an keinem Mann im Sakko mehr vorbeigehen, ohne genau hinzuschauen", sagt Mann. Sie denkt darüber nach, das Preisgeld von 4000 Euro zu nutzen, um nach dem Master praktische Erfahrungen im Ausland zu sammeln.

(RP)
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