Krefeld Die Puhdys auf Abschieds-Tour

Krefeld · Die Band ist eine deutsch-deutsche Legende: Die Puhdys eckten in der DDR an und schafften den Sprung in die Einheit. Nun kommen sie nach Krefeld.

 Rock 'n' Roll war stärker als die Mauer: Der Eiserne Vorhang ist weg, die DDR ist Geschichte - die Puhdys sind noch da und kommen nach Krefeld!

Rock 'n' Roll war stärker als die Mauer: Der Eiserne Vorhang ist weg, die DDR ist Geschichte - die Puhdys sind noch da und kommen nach Krefeld!

Foto: npuhd

Eigentlich hatten sie sich schon 1965 zusammengefunden und spielten Songs von Deep Purple, Led Zeppelin und Uriah Heep. 1969 aber traten sie erstmals als "Puhdys" auf - den Namen hatten sie aus den Initialen der Vornamen der Ur-Besetzung gebildet - und entwickelten sich zügig zur erfolgreichsten Rock-Band der DDR.

Schon 1971 gelang ihnen der Sprung ins Fernsehen. Nachdem die Staatsführung das "Nachäffen" der westlichen "Yeah-yeah-yeah-Masche" offiziell geächtet hatte, wollten ein paar fortschrittlich gesonnene Fernsehmacher in Ostberlin ein Format für Rock-Musik aus eigener Produktion und mit deutschsprachigen Texten etablieren, das es so selbst im Westen noch nicht gab. Dafür schrieben die Puhdys ihren ersten eigenen Song "Türen öffnen sich zur Stadt".

Bei den piefigen Parteioberen war das ganze Projekt aber so umstritten, dass nur wenige Sendungen produziert und jeweils erst nach erheblichen Verzögerungen ausgestrahlt wurden. Dennoch gelangten die Puhdys schließlich auf die Mattscheibe, und dann gab es heftige Diskussionen darüber, welche Türen in welcher Stadt wohl gemeint sein könnten.

Zwischen den Zeilen zu lesen, war in der DDR ein aus der Not geborener Volkssport, und die Band musste auch mehrmals auf Geheiß von oben einzelne Textstellen umschreiben. Im Großen und Ganzen konnte sich die Band jedoch durchlavieren, ohne sich allzu sehr anzubiedern. Immerhin wurde das aufmüpfige "Geh dem Wind nicht aus dem Wege" 1972 Schlager des Jahres. Ihre Songs "Wenn ein Mensch lebt" und "Geh zu ihr", die 1973 als Filmmusik zu Heiner Carows Streifen "Die Legende von Paul und Paula" eingesetzt wurden, taten ein Übriges, ebenso ihr Auftritt bei den "X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten" im selben Jahr in Ost-Berlin, während derer das SED-Regime ungewöhnliche Toleranz gegenüber jugendlichem Freiheitsdrang zeigte.

In der Folge durften die Puhdys sogar im "kapitalistischen Ausland" auftreten, waren unter anderem 1976 zu Gast in der Hamburger "Fabrik" und 1977 im "Musikladen", der berühmten Fernsehreihe von Radio Bremen.

Musikalisch weiterhin am Hardrock orientiert und dabei von demselben leicht hölzernen Sound wie die Rock-Bands in der Bundesrepublik, gewannen sie ihre Sympathien nicht zuletzt durch ihre Texte. "Lebenszeit" über die unverwüstliche Freundschaft zweier Jungs bis ins Greisenalter. "Alt wie ein Baum (möchte ich werden)" und "(Es ist keine Ente: Wir spielen bis zur) Rockerrente" waren Titel, mit denen sich ihre Fans identifizieren konnten. 1988 - nach Tourneen durch 20 Länder und 15 Millionen verkaufter Platten - hatten Dieter "Maschine" Birr und Dieter "Quaster" Hertrampf (Gitarren und Gesang), Peter "Eingehängt" Meyer (Keyboards und Saxophon), Harry Jeske (Bass, seit 1997 ersetzt durch Peter "Bimbo" Rasym) und Schlagzeuger Klaus Scharfschwerdt allerdings das Gefühl, sich nur noch im Kreis zu drehen, und lösten die Band auf. Kurz danach passierte, was auch auf den Montags-Demos keiner vorhergesehen hatte: Die Mauer fiel, und plötzlich gab es eine neue Perspektive. Also machten sie weiter, und der Erfolg blieb ihnen treu. Populär wurde ihr "Hey, wir wolln die Eisbärn sehn" als Vereinshymne der Berliner Eishockeymannschaft, und bereits 1999 zogen sie mit "Wilder Frieden" eine Zwischenbilanz der sogenannten Wettbewerbsgesellschaft, wo schon in Schulen Kriege geführt werden, Mobbing oftmals den Büro-Alltag bestimmt und Autobahnenraser die Rücksichtslosigkeit zum Kult erheben.

Aber irgendwann muss Schluss sein, wenn auch nicht für den 74jährigen Dieter Birr, der 2014 mit dem Album "Maschine" vorsorglich eine Solokarriere startete. Als Band jedoch ziehen sich die Puhdys zurück, obwohl sich ihr größter Traum noch nicht erfüllt hat: Sie wollten immer mal im Vorprogramm der Rolling Stones auftreten. Aber noch ist ja nicht aller Tage Abend - es sei denn, die Stones machen schlapp, bevor die Abschiedstour der Puhdys zu Ende ist.

(RP)
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