Krefeld Die Pioniere der U3-Betreuung

Krefeld · Die Kindertagesstätte Krokobär war vor zwei Jahrzehnten eine der ersten beiden Kitas in Krefeld, die Kinder unter drei Jahren aufnahm. Damals sahen sich die Initiatoren Vorwürfen ausgesetzt, heute zeigt sich: Der Einsatz war visionär.

 Bei der Gründung vor 20 Jahren: Elisabeth Lenzen-Bußler (r.), Vorsitzende des Vereins "Familie und Kind" im Beisein von Oberbürgermeister Willi Wahl (Mitte) und SPD-Ratsfrau Eva Staudacher (l.).

Bei der Gründung vor 20 Jahren: Elisabeth Lenzen-Bußler (r.), Vorsitzende des Vereins "Familie und Kind" im Beisein von Oberbürgermeister Willi Wahl (Mitte) und SPD-Ratsfrau Eva Staudacher (l.).

Foto: Verein Familie und Kind

Werner Lenzen kann sich an die Sprüche erinnern, die es vor 20 Jahren bei der Gründung der Kindertagesstätte Krokobär am Alten Deutschen Ring gab. Schon damals nahm die Kita Kinder ab einem Alter von vier Monaten auf. "Die Mütter mussten sich damals anhören, Karriere auf Kosten ihrer Kinder zu machen. Oder es hieß: ,Mama geht jetzt Tennis spielen'", erinnert sich Werner Lenzen an viele Kritiker im öffentlichen und politischen Raum.

Mit seiner Frau Elisabeth Lenzen-Bußler gründete er im Trägerverein "Familie und Kind" vor zwei Jahrzehnten eine der ersten beiden Krefelder Kindertagesstätten mit U3-Betreuung. Die Vereinsgründung war am 4. November 1991; zunächst fand die Kita eine Heimat am Alten Deutschen Ring 43 bis 45 in den Räumen einer alten Pullover-Fabrik. Am morgigen Samstag wird mit ein paar Monaten Verspätung am neuen Standort Reinarzstraße groß gefeiert.

Was Anfang der Neunziger die Ausnahme war — auch in Nordrhein-Westfalen — wird heute zum Regelfall: Die Betreuung von Kindern unter drei Jahren wird derzeit massiv ausgebaut. Ohne Einrichtungen in privater Trägerschaft wie die der Kindertagesstätte Krokobär würde die gesetzlich geforderte Quote von 35 Prozent U3-Plätzen viel weniger schnell erreicht werden können. Werner Lenzen wundert sich im Rückblick insbesondere über den Stillstand beim U3-Ausbau in den Jahren 1991 bis 2006: "In diesen Jahren kam der U3-Ausbau überhaupt nicht voran."

Neben der Kita Krokobär als eingetragenem Verein war vor 20 Jahren auch die Kinderinsel in Bockum in privater Elterninitiative gegründet worden. "Unser spezieller Ansatz war, dass wir alleinerziehenden Müttern eine Perspektive bieten wollen", erklärt Werner Lenzen. "Damals gab es noch kein Elterngeld, nach sechs Wochen mussten diese Mütter wieder arbeiten. Einige standen damals vor der Alternative, abzutreiben oder den Job aufzugeben und ohne Einkommen dazustehen." Ohne die Finanzierung durch die Stadt — vor 20 Jahren von SPD-Oberbürgermeister Willi Wahl regiert — hätte es die Kita Krokobär nicht gegeben. "Auch heute noch trägt die Stadt ihren regelmäßigen Zuschuss bei", sagt Werner Lenzen.

Seit zwei Jahren hat die Kita eine neue Adresse: Sie ist unter der Leitung von Irene Röttges in die ehemalige Kindertagesstätte von St. Johann an der Reinarzstraße gezogen, mit 380 Quadratmetern Grundfläche, großer Außenanlage und — neuerdings — sogar einen Baumhaus im Innenhof. 35 Kinder besuchen die zwei Gruppen mit je drei Vollzeitkräften. 20 der Kinder sind über drei Jahren alt, 15 unter drei Jahren. Die Gruppen "Krokodile" und "Bären" (daher auch der Kunstname) sind altersgemischt. Eine Köchin bereitet jeden Tag Frühstück und Mittagessen für die Kinder vor. Von 7.30 Uhr bis 16.30 Uhr ist die Kita jeden Tag geöffnet.

Der Wunsch der Eltern ist noch der gleiche wie vor 20 Jahren — eine Tagesbetreuung für die Kinder. Nur die Nachfrage ist gestiegen. Ein spezieller Bedarf kristallisiert sich zudem in den vergangenen Jahren immer deutlicher heraus. Werner Lenzen beobachtet, dass sich die finanzielle Situation von jungen Eltern verändert: "Immer häufiger bekommen wir Anfragen von Eltern, die beide arbeiten müssen, weil ein Gehalt nicht mehr ausreicht."

(RP/rl)
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