Krefeld Die neue Hafenschwester

Krefeld · Die Neuss-Düsseldorfer Häfen (NDH) präsentierten bei der jüngsten Jahrespressekonferenz ein stolzes Ergebnis. Die anstehende Beteiligung an Krefeld nannte Hafenchef Ulrich Gross eine "strategische Positionierung".

Der Erfolg ist Ulrich Gross fast schon peinlich. Auch im fünften Jahr nach ihrer Gründung schließen die Neuss Düsseldorfer Häfen (NDH) mit einem Rekordergebnis ab. 16,2 Millionen Tonnen wurden im Vorjahr im Schiffs- und Eisenbahnverkehr umgeschlagen — plus 6,4 Prozent. Der Umsatz schnellt auf über 33 Millionen Euro hoch, der Jahresüberschuss liegt bei rund zwei Millionen Euro. Aus einem Sorgenkind wurde eine schöne "Tochter". Nicht schlecht für ein (kommunales) Unternehmen, das mit dem Ziel an den Start gebracht wurde, eine "schwarze Null" zu schreiben.

Durch Synergien im Fusionsprozess sollte die 180-köpfige Belegschaft auf 165 Mitarbeiter abgeschmolzen werden. Heute stehen 260 Frauen und Männer bei den Häfen in Brot und Lohn. NDH-Eigentümer sind jeweils zur Hälfte die Stadt Neuss und die Stadtwerke Düsseldorf (SWD), die treuhänderisch die Hafenanteile der Landeshauptstadt verwalten. Ulrich Gross, der mit Rainer Schäfer das Geschäftsführer-Duo bildet, bleibt im Erfolg bescheiden: "Das ist nur zu 20 Prozent Können. Der Rest ist Glück." In seinen Augen sind es die Rahmenbedingungen, die die Logistikbranche boomen lassen.

Schiffstransport ist gefragt

Immer mehr Unternehmen lassen in Osteuropa oder Fernost produzieren. Die Waren für den europäischen Markt müssen also transportiert werden. Die Folge: Vor den Seehäfen von Antwerpen über Rotterdam und Amsterdam bis hin nach Bremerhaven und Hamburg warten die Ozeanriesen, dass ihre Ladung gelöscht wird. Es fehlt an teurer Kaimauer. Die Seehäfen platzen aus allen Nähten und verlegen die Verteilung der Ladung ins Hinterland. In diesem hektischen Geschäft verliert das Binnenschiff an Boden, der Schienenverkehr gewinnt an Bedeutung. Dafür stehen auch neue Eisenbahn-Verbindungen wie die Betuwe-Linie und der "Eiserne Rhein".

Die 49-prozentige Beteiligung am Krefelder Rheinhafen nannte Gross eine "strategische Positionierung". Der Grund: Der "Eiserne Rhein", der Antwerpen mit dem Ruhrgebiet verbindet, macht in Krefeld Station. So bekommt die Neusser Eisenbahn, die vor Jahren Berater vorschnell als Verlustbringer einstellen wollten, immer größere Bedeutung im Hafengeschäft. Für 105 Millionen Euro wurden sieben neue Lokomotiven angeschafft.

Überhaupt nimmt der Hafen viel Geld in die Hand, um auf Erfolgskurs zu bleiben. Sieben Millionen Euro blätterten die Häfen im Vorjahr für vier Krananlagen hin. Zehn Millionen Euro teuer ist der Ausbau des Container-Terminals in Neuss und Düsseldorf. Logistik bleibt offenbar eine Wachstumsbranche.

Ulrich Gross (54) glaubt an eine gute Zukunft, doch er warnt: "Bisher sind wir Schönwettersegler. Wie gut wir wirklich sind und wo unsere Freunde sind, werden wir sehen, wenn die Branche einmal in schlechtes Wetter gerät." Doch Gross und sein Kollege Schäfer, der wegen einer starken Grippe auf die Jahrespressekonferenz verzichten musste, verlängern derzeit ihre Geschäftsführerverträge.

(RP)
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