Operette Open Air Die lustige Witwe singt in der City

Krefeld · Wenn die Theater Sommerpause machen, gibt es in Krefeld „Operette im Espresso-Format“. Der Verein „Music to Go“ präsentiert unter freiem Himmel eine Essenz aus der klassischen Musik. Am 3. August gibt es „Die lustige Witwe“ vor dem Schwanenmarktbrunnen.

 Desirée Brodka als Christl von der Post: So trat sie im vergangenen Jahr im Vogelhändler vor dem Schwanenmarkt auf.

Desirée Brodka als Christl von der Post: So trat sie im vergangenen Jahr im Vogelhändler vor dem Schwanenmarkt auf.

Foto: Petra Diederichs

Menschen zu beschenken mit etwas, „von dem sie gar nicht wussten, dass sie es wollten“, das ist für Desirée Brodka eine Herzensangelegenheit. Und weil die Opernsängerin weiß, dass viele klassische Musik mögen, auch wenn sie sich noch nie eine Opernkarte gekauft haben, bringt sie mit ihrem Verein „Music to Go“ die Bühne und die Musik dorthin, wo viele Leute vorbeikommen. Zum Beispiel zum Schwanenmarkt. Der Brunnen vor dem Einkaufscenter  war im vergangenen Jahr bereits der Spielort für den „Vogelhändler“. In diesem Jahr bringt Brodka „Die lustige Witwe“ mit.

Die „Witwe“ ist Franz Lehars berühmteste Operette. 1905 wurde sie im Theater an der Wien uraufgeführt und war gleich ein Erfolg. Bis zum Tod des Komponisten im Jahr 1948 soll sie mehr als 300.000 Mal aufgeführt worden sein. Mehrfach ist sie verfilmt worden, unter anderem 1925 von Erich von Strohheim und 1934 von ernst Lubitsch. 1964 drehte Werner Jacobs (Regisseur der Heintje- und der „Lümmel von der letzten Bank“-Filme) mit Peter Alexander als Danilo.

Die Geschichte spielt in Paris und dreht sich um Liebe und Geld.  Graf Danilo darf das Landmädchen Hanna nicht heiraten. Um sein Unglück zu ertränken trifft er sich mit den leichtlebigen Grisetten. Hanna heiratet einen reichen Mann, der bald darauf stirbt. Nun ist sie eine gute Partie und etsprechend umschwärmt. Dann trifft sie Danilo wieder. Doch bis zum Happy End gibt es manche Wirren.  

„Operette im Espresso-Format“ präsentiert die Opernsängerin. Das bedeutet: Bekannte Werke der klassischen Musikliteratur werden auf ihr Essenz eingekocht. In rund anderthalb Stunden bekommt das Publikum die Kerngeschichte des musikalischen Werks szenisch serviert plus alle bekannten Melodien. Bei der lustigen Witwe sind es nicht wenige: „Heut geh ich ins Maxim“, „Das Studium der Weiber ist schwer“, der Walzer „Lippen schweigen“ und das Vilja-Lied  sind Ohrwürmer. „Da bleibt jeder stehen“, sagt Brodka. Doch nicht nur Passanten, die zufällig vorbeikommen, bilden ihr Publikum. „Viele kommen extra, manche bringen Klappstühlchen oder Decken mit. Es ist eine gute Gelegenheit, wenn man kleine Kinder hat. Meine Erfahrung ist, dass Kinder bis zum Schluss durchhalten“, erzählt Brodka. Auch Senioren, die abends nicht mehr ins Konzert oder Theater gehen und Menschen, die aus Unsicherheit oder Kostengründen keine Opernkarten kaufen könnten, nutzen die Gelegenheit. Denn hier ist unter freiem Himmel alles kostenlos und unverbindlich. „Und man ist ganz nah an den Akteuren“, sagt Broska. Denen darf man dann hinterher auch mal eine Frage stellen. „Oft wollen junge Leute wissen, wie wir das mit den Mikrofonen machen. Ich antworte dann: Das ist Oper, das ist so laut“.

Das Ensemble ist klein, aber bestens besetzt. Raphael D. Thöne hat das Werk musikalisch bearbeitet für fünf Sänger und vier Streicher. Die Titelpartie singt Desiree Brodka, die auch die Zwischenmodertion übernimmt. Unter den Mitwirkenden sind drei Krefelder: der Tenor James Park und der Bass-Bariton Gereon Grundmann, die beide im Opernchor des Theaters Krefeld/Mönchengladbach singen, sowie die Violinistin Katharina Storck. „Weil alle Verpflichtungen an Theatern haben, können wir nur in der spielzeitfreien Zeit auftreten“, sagt Brodka, die selbst als „My Fair Lady“ in Eutin verpflichtet ist. Aber die Liste der  Auftritte mit den Espresso-Operetten wird zunehmend länger. Inzwischen gibt es elf Termine in Nordrhein-Westfalen, in Rheinland-Pfalz und Hessen. Etwa 400 bis 1200 Zuschauer kommen pro Vorstellung. Und natürlich auch schon Überlegungen für das Gastspiel im kommenden Jahr. „Es gibt eine lange Wunschliste, was wir unbedingt mal machen sollen“, sagt Brodka. Zuschauer schreiben ihr, aber auch das Ensemble hat so manchen Wunsch. Und dann könnte es durchaus demnächst eine Oper im Espresso-Format geben.

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