Krefeld Die Krupps kommen in die Kulturfabrik

Krefeld · Die Pioniere des Industrial-Rocks stellen am 17. September in der Kufa ihr neues Album "V Metal Machine Music" vor.

Die Krupps kommen in die Kultufabrik und freuen sich aufs Krefelder Publikum. Zur Seidenstadt haben Gründungsmitglied Jürgen Engler und Band ein ganz besonderes Verhältnis. Eines der ersten Konzerte gaben die Industrialrocker aus der Landeshauptstadt nach der Gründung der Krupps 1980 im Jahr darauf im Haus Blumenthal. Als Sänger und Mastermind Engler sich noch im Ratinger Hof in der Düsseldorfer Altstadt in der aufblühenden Punkszene bewegte, lernte er einen Krefelder Musiker kennen, der später mit der Band Kraftwerk Weltruhm erlangte: Ralf Hütter. "Wir haben viel miteinander gequatscht", erzählte Engler über seine Zeit mit Hütter und dessen Bandkollegen Karl Bartos.

Zu den Zeitgenossen aus Englers Geburtsort Bilk pflegte er nicht immer so gute Beziehungen: Mit-Düsseldorfer Campino von den Toten Hosen verewigte seinen Stress mit dem Punk-Freund, der zu der Zeit in der Band Male spielte, in einem Lied und der Zeile "Jürgen Engler gibt ne Party und - wir kommen nicht rein". Engler erklärte später, dass der damals noch in der Hosen-Vorgänger-Band ZK aktive Düsseldorfer scharf auf seine Freundin gewesen sei und die Party dazu habe nutzen wollen, um sie anzubaggern. Der Zwist zwischen den beiden war schnell erledigt und auch die Verräter-Rufe Campinos sind Vergangenheit. Der erfolgreiche blonde Star wollte Englers Abkehr vom Punk und Hinwendung zu einem neuen innovativen und eigenen Stil nicht ohne Protest hinnehmen.

Am Donnerstag, 17. September, stellen die Krupps ab 20 Uhr in der Kulturfabrik an der Dießemer Straße 13 ihr neues Album "V Metal Machine Music" vor, das am 28. August bei dem Label Steamhammer erscheint. Der Titel der neuen Platte ist eine Huldigung an Lou Reed. Mit seinem Album gleichen Namens aus den 1970-er Jahren hat er Engler maßgeblich für den Sound der Krupps inspiriert. Der Bandname wiederum ist den berühmten Stahlbaronen aus dem Ruhrgebiet entliehen. Die Einstürzenden Neubauten und die Krupps sind die Wegbereiter des Industrialrocks, der sich metallischer, monotoner Rhythmen bedient und mit dumpfem, grollenden Gesang sein Publikum fand. Das Debütalbum Stahlwerksinfonie gelang sofort der Durchbruch. Der neue Sound schlug Wellen bis nach Großbritannien, wo der New Musical Express die Veröffentlichung aus Deutschland zur Platte des Monats kürte. Die Krupps waren selbst ernannte Stellvertreter der Arbeiterbewegung, die mit Liedern wie "Wahre Arbeit - wahrer Lohn" in der Tradition von Ton, Stein, Scherben mit der Lichtgestalt Rio Reiser standen.

Engler und die Krupps haben in den 35 Jahren seit ihrem Bestehen Musikgeschichte geschrieben. Der Anteil der Düsseldorfer an der Entwicklung gleich diverser Stilrichtungen darf nicht unterschätzt werden. Aus der Ursuppe von Punk und Elektronik führte der Weg über Industrial zu Neuer Deutscher Härte, Trash, Metall und wieder zurück zu den Anfängen. Dabei sind die Krupps geschätzte Weggefährten von späteren Superstars wie Metallica und Nine Inch Nails. Remixe ihrer Songs steuerten 1994 so bekannte Bands wie Biohazard, Pro-Pain, Paradise Lost und The Sisters of Mercy bei.

Lange Zeit vor Rammstein und Co. setzten die Krupps im Jahr 1991 mit ihrem wegweisenden Album "I", auf dem sich der Industrial-Metal Klassiker "Metal Machine Music" befand, klare Maßstäbe und - nicht nur in Deutschland - neue Standards in Sachen Elektronik mit harten Rockriffs. Fortgesetzt wurde die Serie der nummerierten Alben mit "II - The Final Option", welches mit weiteren Klassikern wie 'To The Hilt' und 'Fatherland' den nachfolgenden Alben "III - Odyssey of the Mind" und "Paradise Now" zum Einzug in die europaweiten Top-Twenty verhalf. Mit diesem Sound ebneten die Krupps in Europa endgültig den Weg für die in den USA auf dem Vormarsch befindlichen und auch in Deutschland immer populärer werdenden Industrial-Metal-Bands.

Der ausschlaggebende Impuls für diesen musikalischen Crossover war die Zusammenarbeit von Krupps-Gründer Engler mit den Siegener Thrash-Metallern "Accu§er". Ein weiterer wichtiger Mitstreiter in der Rockphase der 1990-er Jahre war Lee Altus, damals Heathen, heute Exodus, der auf den nachfolgenden Alben mitwirken sollte. Harter Gitarrensound gepaart mit treibenden Sequenzern war typisch für die Krupps. In den neuen Songs wird der Härtegrad noch um einiges gesteigert. Stilistisch schließt sich mit der neuen Platte der Kreis.

Das Line up komplettieren neben den beiden Krupps-Maschinisten Ralf Dörper (Synthesizer) und Marcel Zürcher (Gitarre) die beiden Musiker Volker Borchert von Accu§er (Drums), sowie Nils Finkeisen (Gitarre).

Konzert, Donnerstag, 17. September, Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr, Veranstalter FKP Scorpio, Ticketpreise: 25 Euro zuzüglich Gebühren. Info www.kulturfabrik-krefeld.de

(RP)
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