Krefeld Die Krefelder, die Hurdy Gurdy lieben

Krefeld · Die Band Skald spielt Folk-Musik mit Drehleier und Dudelsack. Am Samstag treten sie im Südbahnhof auf.

 Petra Sturm geht mit der Drehleier (auch Hurdy Gurdy genannt) vorneweg. Dahinter (v.l.) Heinz Radeke, Johannes Schiefner, Christian Sturm, Tine Dohmen und Oguzhan Yoldas.

Petra Sturm geht mit der Drehleier (auch Hurdy Gurdy genannt) vorneweg. Dahinter (v.l.) Heinz Radeke, Johannes Schiefner, Christian Sturm, Tine Dohmen und Oguzhan Yoldas.

Foto: Skald

Skalden nannten sich im Mittelalter höfische Dichter in Skandinavien. Skald heute ist eine Band, in der eine Musiklehrerin, zwei Ärzte, ein Medizintechniker, eine Logopädin und ein Maschinenbau-Ingenieur zusammenfanden und seit 2010 eine Folk-Musik spielen, die zwar in alten Traditionen wurzelt, sich aber trotzdem ganz auf der Höhe der Zeit bewegt. Am 11. März spielt das Krefelder Sextett im Südbahnhof.

Petra Sturm fing das Singen erst mal ganz klassisch an, machte dann aber einen Riesensprung in die schwarze Soul-Musik. Von Freunden ließ sie sich auf die Bordunale Schaephuysen locken, ein inzwischen traditionsreiches Festival am Niederrhein, und dort verliebte sie sich in einem Schnupperkursus in die Drehleier, auch als Hurdy Gurdy bekannt. Und seitdem ist sie auch als Sängerin eher in der Folk-Musik zuhause. Johannes Schiefner ist der Spezialist für die Uilleann Pipes, jene irische Bauart des Dudelsacks, die eine weit differenziertere Spielweise erlaubt als andere Dudelsack-Typen. Dass Schiefner es darauf zu Meisterschaft und Ansehen gebracht hat, zeigte sich, als er 2007 zu einem Piper-Meeting nach Irland eingeladen wurde - als Vertreter Deutschlands sozusagen - und vor den Besten der Uillean Pipes-Spieler auftrat: Finbar Furey und Liam O'Flinn. Schiefner beherrscht außerdem das alte schwedische Instrument Nyckelharpa, das Mandoloncello, diverse Flöten und Synthesizer. Heinz Radeke ist der Senior und auch Mentor der Gruppe, hat schon die frühen Festivals auf der Burg Waldeck miterlebt, gilt als absoluter Bordune-Experte und versteht es, auf der Bühne unterhaltsam darüber zu erzählen. Er spielt die seltene Octav-Mandoline und Concertina und durfte von Meistern wie Alistair Anderson und Ale Möller lernen. Oguzhan Yoldas bringt mit seinen Percussion-Instrumenten, insbesondere mit der Fingertrommel Darbouka, feurige Rhythmen und orientalischen Touch in den Sound der Band. "Wir sind ja kein rein keltisch orientiertes Ensemble", erklärt Schiefner dazu. "Die keltischen Wurzeln bedeuten uns sehr viel, aber wir beziehen Elemente aus ganz Europa mit ein, und dazu gehören für uns auch Ost- und Südosteuropa." Die Geigerin Tine Dohmen stieß schon vor Jahren zu Heinz Radeke, und zwar in der Band Quartetto Netto, in deren Musik Altes und Neues, Europäisches und Amerikanisches zusammenfinden. Auch Gitarrist Christian Sturm kommt von Quartetto Netto und bringt sein Fable für Rock'n' Roll bei Skald ein.

"Die keltische Phrasierung", sagt Schiefner, "hat sich seit dem Irish-Folk-Boom der 1970er Jahre in die folkloristischen Szenen ganz Europas ausgebreitet. Gleichzeitig haben von Osten her die Balkan-Rhythmen viel Einfluss ausgeübt, und ganz grundsätzlich sind das spieltechnische Niveau der Instrumentalisten und die Elektrifizierung vorangeschritten. Und so haben auch wir inzwischen Anregungen aus vieler Herren Länder verarbeitet." Wohl wahr: im Hinblick auf Trumps mexikanische Mauerpläne hat Heinz Radeke sogar Woody Guthries "Pastures Of Plenty" ins Repertoire von Skald geschmuggelt. "Ansonsten spielen politische Texte ja momentan keine große Rolle in der Folk-Musik", beobachtet Sängerin Petra Sturm. "Es gibt viel Liebes-Lyrik, und im Übrigen ist die Stimme eben wichtig als Klang."

Das Niveau, das sich Skald auf diese Weise inzwischen erarbeitet hat, erinnert einmal mehr daran, dass die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Amateur" eben nicht "Stümper" ist, sondern "Liebhaber". Und mit der Leidenschaft ihrer Liebhaberei ist Skald längst über Deutschlands Westen hinaus und bis aufs legendäre Korrö Festival in Småland, Sweden gekommen. Demnächst gehen sie mit dem renommierten Produzenten Jürgen Treyz ins Studio für eine CD auf dem Artes-Label. Aber vorher kann man sie in Krefeld noch mal live erleben.

Das Konzert beginnt am Samstag, 11. März, um 20 Uhr, im Südbahnhof, Saumstraße 9

(RP)
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